Marko: Ferrari unter Enzo Ferrari würdevoller

Wie sich Ferrari laut Red Bulls Helmut Marko im Vergleich zu früher negativ verändert hat und wie er dem "Schrott", der über Sebastian Vettel im Umlauf ist, entgegentritt

(Motorsport-Total.com) - Das Verhalten der Ferrari-Schlüsselfiguren kam bei Red Bull dieses Jahr alles andere als gut an. Schon während der Saison warf die "Scuderia" dem österreichischen Team mit Sitz in Milton Keynes vor, die Grenzen des Reglements teilweise zu überschreiten. Und Fernando Alonso betonte immer wieder, dass er Sebastian Vettel nicht für einen absoluten Topfahrer hält, sondern Lewis Hamilton höher einschätzt, weil er auch mit einem schlechteren Auto gewinnen könne. Der Red-Bull-Pilot sei hingegen vor allem wegen Adrian Neweys Genieblitzen so erfolgreich.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko

Helmut Marko kämpft gegen die Vorurteile gegen seinen Schützling Vettel Zoom

Und dann war da noch die leidige Flaggenaffäre nach dem Saisonfinale in Brasilien, als Ferrari Vettel bezichtigte, Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne bei Gelber Flagge überholt zu haben, was sich schließlich als unrichtig herausstellte. Vor allem Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko trat diesen Versuchen, Red Bull von außen zu destabilisieren, stets offensiv entgegen und ortete eine Verschwörung gegen sein Team.

Marko: Ferrari hat sich verändert

Nun behauptet der Österreicher im 'Red Bulletin', dass das Team unter dem legendären Ferrari-Boss Enzo Ferrari, der 1988 gestorben ist, anders aufgetreten wäre. "Ich glaube, der alte Enzo würde solche Niederlagen in keiner Weise goutieren (österreichisch für an etwas Gefallen finden, Anm.), aber die Leistung des Gegners anerkennen", ortet er Unterschiede.

"Da ist einiges an Schrott im Umlauf" Helmut Marko

Er würde sein Team "zwar entsprechend herbeuteln", um wieder auf die Erfolgsspur zu kommen, "aber nicht mit solchen Aktionen, wie wir sie zuletzt erlebt haben". Der ehemalige Formel-1-Pilot, der 1973 bereits einen Ferrari-Vorvertrag hatte, bevor ein Unfall seine Rennkarriere beendete, ärgert sich vor allem über Alonsos "Psycho-Scharmützel". Für ihn gab es darauf nur eine mögliche Reaktion: "Nicht einmal ignorieren."

Doch nicht nur die Giftpfeile aus dem Ferrari-Lager bringen Marko in Rage, sondern auch die gängigen Vorurteile über seinen Schützling Vettel. "Da ist einiges an Schrott im Umlauf", fällt dem Jugendfreund von Ex-Formel-1-Weltmeister Jochen Rindt auf. "Vettel könne nicht überholen ? lächerlich man sehe sich bloß Abu Dhabi und Brasilien an", verweist er auf zwei Grands Prix, wo sich der dreifache Weltmeister mit vielen Überholmanövern von hinten durchs Feld kämpfen musste.

Verwunderung über Stewart-Aussagen

Neben dem immer wieder auftauchenden Vorurteil, Vettel wäre ohne Newey erfolglos, stoßen dem 69-Jährigen vor allem die Kommentare "des großen Jackie Stewart" auf, "dass Vettel unbedingt in ein anderes Team müsse, um sich zu beweisen." Marko kann den Gedanken seines Ex-Kollegen nicht nachvollziehen: "Das sagt gerade einer, der den Löwenanteil seiner Erfolge nur in einem einzigen Team, Tyrrell, eingefahren hat. Das kann ich nicht ernst nehmen."

Er sieht die weitere Zusammenarbeit mit Vettel nüchtern. Man sei kein "Pragmatisiertenverein", meint der Grazer. "Solange wir dem Sebastian ein Auto hinstellen und ein Umfeld bieten, in dem er Weltmeister werden kann, wird er das wahrscheinlich mit uns machen. Wenn beides nicht mehr passt, dann wird man frisch überlegen." Doch auch eine Trennung wäre nicht das Ende des Red-Bull-Erfolges, glaubt er: "Wir haben ein sehr gutes Juniorprogramm ? und dann ist vielleicht irgendwann ein anderer in unserem Auto Weltmeister."