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  • 08.06.2014 09:06

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Rosberg vs. Hamilton: Kleinigkeiten entscheiden

Die Mercedes-Piloten liefern sich weiterhin interessante Schlachten: Friede von langer Dauer? - Toto Wolff: "Wie in anderen Unternehmen auch"

(Motorsport-Total.com) - Auch am Grand-Prix-Wochenende in Kanada stehen die beiden Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton wieder im Mittelpunkt. Das spannende Duell der beiden Silberpfeile konnte zuletzt der Deutsche mehrfach für sich entscheiden: Pole-Position und Sieg in Monaco, eine weitere Pole-Position in Montreal. Der Unterschied zum Wochenende im Fürstentum ist deutlich spürbar. An diesen Tagen läuft der Kampf der beiden Mercedes-Fahrer harmonischer ab.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Schwarzes Kapperl vor grauem Kapperl: Rosberg war im Qualifying schneller Zoom

Die große Frage lautet allerdings: Wie lange hält der Frieden? Solange alles im fairen Bereich bleibt, besteht aus Sicht des Teams keine Gefahr für weitere Zwistigkeiten. Am Samstag auf dem Circuit Gilles Villeneuve holte sich Rosberg die Pole-Position ohne etwaige Tricksereien. "In den ersten Rennen hat das immer Lewis so zustande gebracht, jetzt Nico. Wenn man sieht, wie knapp die beiden wirklich am Limit fahren können - das freut mich sehr", frohlockt Niki Lauda bei 'Sky'.

"Das Duell ist so intensiv. Die beiden versuchen nicht nur, sich zu übertrumpfen, sondern auch voneinander zu lernen", beschreibt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff den Wettkampf seiner Helden in Silber. Es gehe um jedes kleinste Detail, meint der Österreicher. Eine solche Kleinigkeit trat im Qualifying zutage: Rosberg nutzte auf dem Weg zum Zielstrich die innere - wenngleich schmutzige - Linie, die angeblich drei Meter kürzer ist als die saubere Fahrspur. Vielleicht nicht entscheidend, aber ein klares Signal.

"Kleinigkeiten werden immer entscheidend sein", sagt Hamilton, "vor allem wenn man absolut gleiche Autos fährt." Der Brite nimmt die Niederlage vom Samstag gelassen hin und setzt auf einen Konter am Sonntag. "Ich habe keinerlei Prognosen. Ich weiß nur, dass die beiden volle Pulle gegeneinander fahren werden", sagt Lauda. Der Österreicher spürt die Kampfeslust bei Hamilton. "Ich kann versprechen, dass er im Rennen noch sehr unbequem werden wird."

Montreal: Ein Krimi gleich beim Start?

"Das hoffe ich doch", platziert der Ex-Champion eine Kampfansage. Ob diese Botschaft in Rosberg wirklich etwas auslöst? Eher nicht, denn der Deutsche ist nach seinen jüngsten Erfolgen gefestigt - freigeschwommen hat er sich. "Wenn ein Fahrer Siege in Serie feiert, dann stärkt das seine Position. Es war deshalb sehr wichtig, dass ich seinen Lauf brechen konnte. Das Mentale spielt eine große Rolle in unserem Sport. Da ist es immer besser, wenn man gute Resultate liefert."

Genauso denkt auch Hamilton, der das Zepter innerhalb des Teams unbedingt wieder übernehmen möchte. "Ich war das ganze Wochenende hier schnell, also werde ich auch im Rennen schnell sein", kündigt der Brite an. Vollgas nach vorn - so lautet die Devise. Risiko nicht ausgeschlossen. "Wir haben oft genug darüber gesprochen. Beide wissen, dass es wichtig ist, auch dieses Rennen zu beenden. Sie wollen nicht in einer Mauer landen, wollen sich nicht abschießen. Das müssen wir ihnen nicht noch einmal sagen", meint Wolff.

"Vielleicht sieht es Sonntagabend aber auch anders aus. Vielleicht fahren sie sich die Flügel ab", schmunzelt der Mercedes-Motorsportchef vor dem nächsten Rennduell seiner Schützlinge. In Montreal gibt es kaum Auslaufzonen, Berührungen enden stets für mindestens einen der Unfall-Beteiligten in den Barrieren. Das Aus ist in Kanada genauso nahe wie in Monaco. Vernunft ist also gefragt. Für Wolff war es entsprechend wichtig, die Wogen aus Monte Carlo schnell zu glätten.


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"Es ist nicht anders als in anderen Firmen. In jedem Unternehmen entstehen mal Situationen, wo man die Beziehung zwischen zwei Menschen wieder auf Kurs bringen muss. Bei Formel-1-Fahrern bekommt es halt jeder mit, weil die Medien derart viel darüber berichten", sagt er. "Bei solchen Problemen muss man neutral an die Sache herangehen und kommunizieren, wie man sich den Umgang mit solchen Dingen vorstellt. Wenn man zwei Typen hat wie diese beiden, die wissen, worum es geht, ist so etwas nicht schwierig."