Rosberg und das Trauer-Podest: Der Ernst der Lage war klar

Nico Rosberg schildert die Eindrücke vom jubelfreien Podest in Suzuka und erklärt, dass die eigene Enttäuschung nach dem Unfall komplett weggefegt war

(Motorsport-Total.com) - Es war keine Siegerehrung wie jede andere, als Lewis Hamilton, Nico Rosberg und Sebastian Vettel am Sonntag in Suzuka ihre Plätze eins, zwei und drei feiern durften. Statt ausgelassener Freude inklusive spritzendem Champagner mühten sich die drei Piloten zu ein paar aufgesetzten Lächeln für die Kamera. Als krönender Abschluss wurde einmal kurz mit den Sprudelflaschen angestoßen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Gequältes Lächeln: Nico Rosberg wusste auf dem Podest um Bianchis Verletzung Zoom

Die triste Vorstellung auf dem Podest hatte einen Grund, denn die Fahrer wurden zuvor schon von der Rennleitung über den Unfall von Jules Bianchi informiert. "Ich hatte schon relativ klare Kommentare von der FIA um die Ernsthaftigkeit der Lage", erzählt der zweitplatzierte Nico Rosberg wenige Tage später in Sotschi. "Mir war schon bewusst, wie ernst die Lage war."

Die FIA hatte die Piloten angewiesen, nur mäßig zu feiern und auf den Champagner zu verzichten. Einerseits wäre das in dieser Situation nicht angemessen gewesen, und andererseits wollte man wohl ein Szenario wie in Imola 1994 vermeiden. Denn noch 20 Jahre später streiten sich die Gemüter über die Podiumszeremonie, bei der Michael Schumacher trotz des Unfalls von Senna gelacht haben soll, obwohl er später angab, nichts vom schwerwiegenden Ausgang gewusst zu haben.

In Suzuka fand die Siegerehrung zumindest im angemessenen Rahmen statt. Schon im Vorzimmer bemerkte man die drückende Stimmung, als die Piloten vom Schicksal ihres Kollegen erfuhren. "Natürlich war das dann ein schwieriger Moment, und wir haben alle entschieden, dass wir jetzt keinen Champagner oder so sprühen. Das ist ja ganz normal und ganz klar", schildert Rosberg im Nachhinein.

Und obwohl er gerade wieder sieben Punkte auf seinen direkten WM-Rivalen Lewis Hamilton verloren hatte, war der sportliche Ausgang des Rennens plötzlich völlig zur Nebensache verkommen. "Ich hatte überhaupt keine Enttäuschung über mein Resultat oder irgendsowas. Ich war voll und ganz mit den Gedanken bei dem, was passiert ist", sagt der Wiesbadener. "Da war alles andere sehr schnell nebensächlich."