• 11.03.2007 20:18

Rosberg: "Möchte eigene Fußstapfen haben"

Nico Rosberg im Interview über die neue deutsche Machtverteilung, seine Ziele für die kommende Saison und den Traum vom WM-Titel

(Motorsport-Total.com/sid) - Laut 'Motorsport-Total.com'-Umfrage ist Nico Rosberg im Jahr eins nach Michael Schumacher jener Deutsche, der rein von der Persönlichkeit her am ehesten die Nachfolge des siebenfachen Weltmeisters als Superstar antreten könnte. Darüber und über viele weitere Themen sprach er eine Woche vor dem Saisonauftakt in Australien im ausführlichen Interview.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosbergs Williams-Toyota FW29 funktionierte bei den Tests nicht schlecht

Frage: "Sie sind zwar nur ein Jahr gemeinsam mit Michael Schumacher in der Formel 1 gefahren, werden Sie ihn dennoch vermissen?"
Nico Rosberg: "Natürlich. Es ist schön gewesen, gegen ihn zu fahren. Die ganze Formel 1 wird ihn vermissen, weil er für alle eine große Bezugsperson war und in der Formel 1 der Mann der letzten Jahre gewesen ist."#w1#

Rosberg glaubt nicht an große Veränderungen

Frage: "Glauben Sie, dass sich ohne Michael Schumacher in der Formel 1 viel ändern wird?"
Rosberg: "In Deutschland sicher, aber international glaube ich nicht, dass sich viel ändern wird."

"In seine Fußstapfen möchte ich nicht treten, ich möchte meine eigenen haben." Nico Rosberg

Frage: "Viele Fans und Experten trauen Ihnen zu, irgendwann einmal in Schumachers Fußstapfen treten zu können. Wie sehen Sie das?"
Rosberg: "In seine Fußstapfen möchte ich nicht treten, ich möchte meine eigenen haben. Es wäre ohnehin schwierig, schließlich war er siebenmal Weltmeister. Ich bedanke mich für diese Einschätzung und glaube auch, dass es eine sehr gute Möglichkeit gibt, dass ich als nächster Deutscher vorne mitfahre."

Frage: "Ist es für Sie wichtig, sich gegenüber den anderen deutschen Fahrern abzugrenzen? Der deutsche Markt wird jetzt neu aufgeteilt."
Rosberg: "Nein, wichtig ist, dass man einfach vorne ist, egal ob da noch ein anderer Deutscher ist oder nicht."

Frage: "Wie zufrieden waren Sie mit ihrer ersten Saison in der Formel 1?"
Rosberg: "Eigentlich schon zufrieden. Ich habe sehr viel gelernt, Erfahrungen gesammelt und einen Vertrag für die Zukunft bekommen. Das war mein Hauptziel."

Frage: "Was würden Sie jetzt in Ihrer zweiten Saison anders machen?"
Rosberg: "Es ist das ganze große Bild. Die Formel 1 ist eine ganz andere Welt. Man muss Stück für Stück lernen, wie man mit verschiedenen Situationen umgehen muss. Dann bekommt man eine gewisse Routine und kann sich viel mehr auf das Wesentliche konzentrieren."

Frage: "Auf das Wesentliche konzentrieren heißt was?"
Rosberg: "Aufs schnelle Autofahren."

Medienarbeit und Briefings sind dominant

Frage: "Und sich mehr in die Entwicklung des Autos einbringen..."
Rosberg: "Ja, denn schnell Autofahren ist an einem Rennwochenende nur ein ganz minimaler Teil. Alles andere ist Medienarbeit oder Briefings mit den Ingenieuren."

"Gut ist ja auch manchmal schwer. Man muss lernen, dass das in der Formel 1 halt so ist." Nico Rosberg

Frage: "Sie sind mit einem Paukenschlag in Bahrain in die Formel 1 eingestiegen. Danach kamen Rückschläge und auch das Interesse an Ihrer Person ging zurück. War das eine schwere oder eine gute Erfahrung?"
Rosberg: "Beides. Gut ist ja auch manchmal schwer. Man muss lernen, dass das in der Formel 1 halt so ist."

Frage: "Wie gehen Sie mit solchen Dingen um? Versuchen Sie, das selbst zu verarbeiten, oder beraten Sie mit Ihrem Vater oder vielleicht sogar ganz anderen Leuten?"
Rosberg: "Hauptsächlich verarbeitet man das selbst."

Frage: "Ihr Team hat einen neuen Motor von Toyota. Ist das ein großer Fortschritt?"
Rosberg: "Der Toyota-Motor ist ein guter Motor. Damit werden wir aber nicht allein den Rückstand aufholen, den wir aufholen müssen. Denn bei den Motoren ist in diesem Jahr jeder fast auf einem ähnlichen Niveau. Der Toyota-Motor ist stark und wird sicher auch zuverlässig sein, das sind die wichtigsten Dinge. Aber die Zeit muss woanders gefunden werden, nämlich am Auto."

Frage: "Was fehlt Ihrem Auto zu denen der absoluten Top-Teams?"
Rosberg: "Hauptsächlich ist es die Aerodynamik. Wenn man das neue Auto bekommt und dann beim Testen die großen Schritte in diesem Bereich sieht - da liegt die Zeit."

Rosberg möchte konstant in die Punkte

Frage: "Was kann Ihr Team und was können Sie persönlich erreichen?"
Rosberg: "Das ist schwierig zu sagen, weil wir nicht bei den Tests in Bahrain waren. Deshalb weiß ich nicht genau, wo wir mit unserem neuen Aerodynamikpaket für Melbourne stehen. Ich hoffe, dass wir mit einem standfesten Auto konstant in die Punkte fahren können. Siebter, Achter am Anfang wäre schon super, darauf könnte man dann aufbauen."

"Erfolgreich ist es, wenn ich das Beste aus meiner Situation gemacht habe." Nico Rosberg

Frage: "Ab welcher Platzierung würden Sie am Ende der Saison sagen, das es eine erfolgreichen war?"
Rosberg: "Wenn ich happy bin. Spaß beiseite: Das kann man jetzt noch nicht sagen. Man muss sehen, wie es das Jahr über läuft. Erfolgreich ist es, wenn ich das Beste aus meiner Situation gemacht habe."

Frage: "Wer ist Ihr WM-Favorit?"
Rosberg: "Das dürfte sich zwischen Ferrari und McLaren-Mercedes entscheiden, vielleicht kommt noch ein drittes Team dazu."

Frage: "Der WM-Titel ist für Sie aber auch weiter das Ziel in der Formel 1, oder?"
Rosberg: "Ja natürlich, irgendwann mal. Das ist das Ziel jedes Piloten. Deswegen fahre ich."

Frage: "Wie sieht Ihre persönliche Vorbereitung auf Melbourne aus?"
Rosberg: "Ich fliege erst nach Sydney für einen PR-Tag. Es wird sicher ein schönes Erlebnis, mal Sydney zu sehen. Danach geht es weiter nach Melbourne."