• 29.09.2007 17:35

Rosberg: "Du siehst nicht mal das Rücklicht"

Der Deutsche über die katastrophalen Sichtverhältnisse bei Regenrennen, seinen Besuch in der Toyota-Fabrik und die Entwicklungsarbeit für 2008

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg musste wie alle anderen Piloten in der Qualifikation im wahrsten Sinn des Wortes ins kalte Wasser springen, denn er war zuvor in Fuji noch nie im Nassen gefahren. Hätten virtuelle Übungsrunden im Simulator geholfen? "Nein, das hätte nichts gebracht, man kann dort sowieso nicht im Nassen fahren", meinte Rosberg am Samstagnachmittag.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Nico Rosberg weiß, wie schlecht die Sicht bei Regen ist

"Das hat mir auch im Trockenen nichts gebracht", verrät der Williams-Pilot. "Es ist halt immer noch ein Computer, und man braucht gerade auf dieser Strecke genau den richtigen Eindruck vom Kurs. Es gibt hier viele Kurven, in denen man den Eingang oder den Ausgang nicht sieht. Das muss genau passen und der Simulator kann das gar nicht genau hinbekommen."#w1#

Weniger Sicht für mehr Sicht...

Einige Fahrer klagen darüber, dass sie einige Kurven nicht sehen - weil der Seitenspiegel die Sicht versperrt. Der 22-Jährige gehört dazu: "Ja, ich sehe die letzte Kurve nicht. Die Kurve geht nach oben, und da sie höher ist als normal, hat man den Spiegel voll im Blickfeld." Und wie fährt er diese Kurve dann? "Ich warte einfach und hoffe, dass ich sie richtig erwischt habe... Ich weiß gar nicht, wie ich das mache."

Rosberg von Toyota-Fabrik schwer beeindruckt

Für viel Wirbel sorgte ein Besuch Rosbergs in der Toyota-Fabrik, der die Medien dazu veranlasste, über einen Wechsel zu den Kölnern zu spekulieren. Doch der Besuch im Vorfeld des Belgien-Grand-Prix' diente dazu, dass Rosberg den Ingenieuren über das Verhalten des Toyota-Motors Auskunft gibt, der auch im Heck des Williams steckt.

"Es hat mir sehr gefallen", so Rosberg über seinen ersten Besuch in Köln-Marsdorf, "besonders da dort natürlich alles neu ist. Es ist beeindruckend, welche Möglichkeiten sie dort haben. Natürlich habe ich nicht alles gesehen, weil sie mir zum Beispiel den Windkanal nicht gezeigt haben. Es ist schon beeindruckend, was sie dort für Sachen haben."

"Auch die Bedingungen für die Mitarbeiter scheinen sehr gut zu sein, sie haben eine Kantine, ich glaube auf dem Dach, es ist alles offen, verglast", so Rosberg, der auch über die Sportanlage für die Mitarbeiter staunte. "Da wurden gute Bedingungen für die Leute geschaffen, die dort arbeiten. Das ist schon toll."

Rosberg erwartet im Regen einen "Blindflug"

Wenig erfreut ist der Rennfahrer darüber, dass sein Toyota-Motor gewechselt werden musste und er damit vom starken sechsten Rang auf den 16. Platz strafversetzt wird: "Das ist eine Katastrophe. Wenn man bei diesem Wetter von Startplatz 16 startet, dann sieht man nichts. Du siehst ja nicht mal etwas, wenn du nur ein Auto vor dir hast, nicht mal das Rücklicht des Autos. Diese ist zwar grell rot, aber man sieht es nicht. Keine Chance."

Williams hat die Kritiker Lügen gestraft

Unabhängig von dieser Enttäuschung ist der Deutsche stolz auf das, was das Team in diesem Jahr geleistet hat: "Alle haben von uns erwartet, dass wir im Verlauf der Saison zurückfallen werden, wir haben jedoch genau das Gegenteil getan. Wir haben Boden gutgemacht und sind stärker und stärker geworden. Wir sind nach der Top 3 das stärkste Team. Das ist fantastisch, wenn man bedenkt, dass wir im vergangenen Jahr Achter waren. Das ist ein großer Sprung, sie haben großartige Arbeit geleistet."

Der Weltmeister-Sohn ist "zuversichtlich", dass man diesen Aufwärtstrend für 2008 beibehalten kann: "Es funktioniert alles ganz gut, das Team wurde umstrukturiert, es sind neue Leute hinzugekommen und man hat die Zuverlässigkeit stark verbessern können."

Rosberg hat das "neue Auto" schon gesehen

"Ich habe in der vergangenen Woche das neue Auto gesehen und bin zuversichtlich, dass wir einen Schritt nach vorn machen können. Unser Ziel ist im kommenden Jahr das BMW Sauber F1 Team. Der Sprung zur Spitze ist ziemlich groß, deshalb kann man keine Wunder erwarten. Wir sind noch einen guten Schritt von der Spitze entfernt, wir haben aber auf der anderen Seite im Vergleich zum vergangenen Jahr ebenfalls einen großen Schritt nach vorn gemacht."

Die Steigerung wirkt sich auch auf das Team positiv aus

Das Team sei in diesem Jahr angesichts der Erfolge motivierter, die Stimmung besser: "Im vergangenen Jahr war es schwierig, motiviert zu sein, wenn man so inkonsistent war, zahlreiche Probleme hat. In diesem Jahr sind wir konstanter, sind weiter vorn dabei und haben die notwendige Zuverlässigkeit."

Auch er selbst sei zu einem besseren Formel-1-Piloten gereift: "Ich werde technisch immer stärker, kann mich besser über das Auto äußern, zum Beispiel über die Aufhängung. Ich habe dort nun auch etwas zu sagen und die Leute hören auf mich. So gesehen wird das für mich interessanter und interessanter."

Rosberg fiebert Winter-Tests entgegen

Rosberg fiebert nicht zuletzt deshalb schon dem bevorstehenden Wintertestprogramm entgegen, das eines Tages in der Jungfernfahrt mit dem FW30 gipfeln wird: "Ich freue mich auch darauf, wieder zu testen, denn ich habe in diesem Jahr kaum getestet. Ich habe in den vergangenen zwei Monaten zwei Tage oder so getestet. Das Testen ist auch ein schöner Teil des Sports."