• 23.05.2011 12:45

"Roadrunner" Vettel verbreitet Angst und Schrecken

Die erwartete Solofahrt von Sebastian Vettel gab es in Barcelona zwar nicht, dennoch verneigt sich die Formel-1-Welt vor dem deutschen Weltmeister

(Motorsport-Total.com/SID) - "Menschenfresser", "Schumacher-Klon", "Roadrunner": Nach dem "besten Rennen seines Lebens" (Niki Lauda) verbreitet Weltmeister Sebastian Vettel in der Formel 1 Angst und Schrecken. In Barcelona hielt der 23-Jährige "Drängler" Lewis Hamilton 25 Runden in Schach und bestand damit endgültig seine Reifeprüfung.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

"Ringdiggidingding": Sebastian Vettel feierte seinen Sieg in Spanien ausgiebig

Lauda zog symbolisch seine Kappe. "Ich habe immer gesagt, dass Sebastian ein großartiger Rennfahrer ist, aber in Spanien fuhr er das größte und beste Rennen seines Lebens", sagt der dreimalige Weltmeister bei 'RTL'. Sein Experten-Kollege Christian Danner ergänzt: "Hut ab vor Sebastian! Wie er sich da zu Wehr gesetzt hat, das war wirklich geil!"

Vettel so dominant wie einst Schumacher?

Auch ohne den wieder einmal streikenden Turboboost KERS und den gewohnten Topspeed seines Red Bull feierte Vettel im fünften Saisonrennen seinen vierten Sieg und wirkt trotz des Herzschlag-Finales mit nur 0,6 Sekunden Vorsprung nahezu unschlagbar. Nun jagt Vettel möglicherweise den Siegrekord von Michael Schumacher, der 2004 in 13 Rennen triumphierte.

"Vettel, der Menschenfresser." Corriere della Sera

Mehr als neun Erfolge hat kein anderer Fahrer außer Schumacher jemals in einem Jahr errungen. Für den 'Corriere della Sera' ist Vettel nicht nur deshalb ein "geklonter Schumacher der goldenen Ferrari-Zeiten". Und noch mehr. "Vettel, der Menschenfresser", schrieb das Blatt - und meinte es hochachtend: "Taktik, Logik und Kaltblütigkeit sind die Eigenschaften, die Vettel zum wahren König der Formel 1 machen."

Der 'Guardian' aus Großbritannien fühlte sich bei der Verfolgungsjagd des ebenfalls bärenstarken Hamilton an eine legendäre Zeichentrick-Serie erinnert, "als man dachte, irgendwann wird der Kojote den Roadrunner sicher mal einfangen". Dies sei angesichts der Stärke Vettels aber ein Hirngespinst gewesen, denn "diese Formel-1-Saison wird entschieden sein, bevor das Laub von den Bäumen fällt".¿pbvin|512|3683|inside|0|1pb¿

Die Teamleitung ist tief beeindruckt

Hatte Vettel sich bei den vorherigen Siegen 2011 nicht zuletzt auch darauf verlassen können, das schnellste Auto im Feld zu haben, so zeigte er diesmal in einer Extremsituation seine Klasse und echte Fighter-Qualitäten. "Dank der peinlichen Überlegenheit Red Bulls" habe er dies bisher gar nicht zeigen dürfen, schrieb 'Repubblica' aus Italien. "Er hat die Reifeprüfung aber bestens bestanden."

"In solchen Situationen ist er einfach unvergleichlich." Christian Horner

Auch Red-Bull-Konsulent Helmut Marko war tief beeindruckt von Vettel. "In den letzten Runden hatte ich richtig Herzklopfen, aber das war phänomenal, wie er diese Mann-gegen-Mann-Situation gemeistert hat", sagt der Österreicher. Teamchef Christian Horner, sonst eher zurückhaltend in seinem Lob, stellte fest: "Er fuhr ein phänomenales Rennen. In solchen Situationen ist er einfach unvergleichlich."


Fotos: Großer Preis von Spanien


Wie gut eben nicht nur das Auto, sondern wie gut vor allem auch Vettel ist, zeigte das Rennen des Teamkollegen Mark Webber. Der Australier war in nahezu allen Trainings sowie im Qualifying der Schnellste gewesen. Mit dem plötzlich nicht mehr perfekten Auto wurde er am Ende mit rund 48 Sekunden Rückstand Vierter - und das ohne Pannen oder Unfälle.

Heidfeld und Schumacher mit guten Ergebnissen

"Zwischen Vettel und Webber liegt ein Ozean", schrieb 'Tuttosport'. Dass Ferrari nach Überzeugung von Marko den Teamfunk Red Bulls ausspionierte, war dann auch nur Webbers Problem. Vettel konnte das herzlich egal sein, denn Fernando Alonso hatte er in der wichtigen Phase des Rennens längst abgehängt.

"Zwischen Vettel und Webber liegt ein Ozean." Tuttosport

Eine grandiose Aufholjagd legte Nick Heidfeld hin. Nach dem Feuer-Unfall und der verpassten Qualifikation am Samstag pflügte er sich vom letzten Startplatz bis auf Rang acht nach vorne und kassierte um ein Haar noch die vor ihm liegenden Mercedes. Diese wurden zehn Runden vor dem Ende schon überrundet. Dies sei aber allen anderen außer Red Bull und McLaren auch so gegangen, betont Mercedes-Sportchef Norbert Haug. "Ein Trost ist das aber nicht."

Michael Schumacher durfte sich als Sechster zumindest über sein bestes Saisonergebnis freuen und darüber, mal direkt vor Nico Rosberg gelandet zu sein. In diesem Bereich dürfte der Kampf um die Plätze beim direkt folgenden Rennen in Monaco weiter spannend werden. Ansonsten gilt anscheinend das neue Gesetz: Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports mit Rennen auf verschiedenen Strecken - und am Ende gewinnt Sebastian Vettel.