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  • 08.02.2002 13:17

  • von Fabian Hust

Richter: "Tod von Beveridge war vermeidbar"

Der tödliche Unfall beim Saisonauftakt 2001 in Melbourne hätte nach Einschätzung des Untersuchungsrichters verhindert werden können

(Motorsport-Total.com) - Graeme Johnstone, Untersuchungsrichter aus dem australischen Staat Victoria, ist nach eingehender Untersuchung des "Fall Beveridge" zu dem Urteil gekommen, dass der tödliche Zwischenfall beim Großen Preis von Australien in Melbourne hätte verhindert werden können. Beim Saisonauftakt der Formel 1 war im letzten Jahr ein 52-jähriger Besucheraufseher nach einem Auffahrunfall zwischen Jacques Villeneuve und Ralf Schumacher von einem herumfliegenden Rad tödlich getroffen worden.

Titel-Bild zur News: Unfall Melbourne 2001

Die Zäune waren in Melbourne 2001 nicht sicher genug

Die Untersuchungen haben ergeben, dass das vom BAR-Honda Villeneuves losgerissene Rad Beveridge mit einer Geschwindigkeit von 175 Stundenkilometern an der Brust traf. Der Besucheraufseher hatte sich hinter einem schmalen Spalt im Zaun aufgehalten, was ihm zum Verhängnis wurde: "Die Verantwortlichen haben es nicht geschafft, die Risiken, die durch die Lücken im Zaun entstehen, zufrieden stellend zu reduzieren", so Beveridge in seinem Bericht.

Nach Aussage des Untersuchungsrichters habe die zuständige Behörde CAMS (Confederation of Australian Motor Sport) bereits Jahre zuvor auf die Gefahren hingewiesen, worauf der Veranstalter aber nicht reagiert habe. "Der Vorstand der AGPC (Australian Grand Prix Corporation) war sich über das Problem im Klaren. Eine Lösung des Problems war nicht nur offensichtlich, sie hätte vor dem Zwischenfall im Albert Park auch installiert sein sollen. Der Tod von Herrn Beveridge war vermeidbar."

Trotz dieses vernichtenden Urteils konnte AGPC-Vorsitzener Ron Walker am Freitag bestätigen, dass das Rennen wie geplant am 3. März 2002 stattfinden wird und somit das Auftaktrennen im FIA-Kalender nicht länger als provisorisch aufgeführt werden muss: "Wir haben seit der Tragödie im März viel nachgedacht und Anstrengungen unternommen, um Vorkehrungen zu treffen, damit so etwas nie wieder vorkommt." Man habe, so Walker, bereits unabhängig des Untersuchungsergebnisses Vorkehrungen zur Erhöhung der Sicherheit vorgenommen.

Weder die Familie des getöteten Besucheraufsehers noch Formel-1-Boss Bernie Ecclestone haben sich bisher zu dem lang erwarteten Untersuchungsbericht geäußert. Angesichts der erfüllten Sicherheitsvorschriften darf das Rennen aber nun wie geplant stattfinden, wenn auch die FIA grünes Licht erteilt, was aber anzunehmen ist. Fakt ist, dass das Unfallrisiko nie auf 0 Prozent reduziert werden kann.

Doch aus dem Unfall hat das Unternehmen, das bisher die Streckenbetreiber in Sicherheitsfragen beraten hat, selbst gelernt. Natürlich war das Risiko irgendwo eins zu einer Millionen anzusiedeln, dass es zu einer solchen Katastrophe kommen konnte, zumal das Rad gerade so eben durch den Spalt im Zaun passte. Nun will man die Streckenposten durch modifizierte Zäune auch gegen kleinere Trümmer schützen, von denen auf Grund der hohen Geschwindigkeiten ebenfalls große Gefahr ausgeht.