Richards: Schenke der Formel 1 nicht viel Beachtung
Der Ex-BAR-Honda-Teamchef hegt keine konkreten Gedanken für ein Formel-1-Comeback, zumal er die "Königsklasse" kaum vermisst
(Motorsport-Total.com) - In gewisser Weise wurde David Richards um seine Chance in der Formel 1 beraubt. Schon als Benetton-Teamchef trat er vorzeitig ab, der Abgang im vergangenen Herbst bei BAR-Honda kam jedoch noch überraschender. Honda kaufte sich in das Team ein, Richards Posten als Teamchef wurde neu besetzt. Der Engländer konzentrierte sich seither wieder auf sein Unternehmen 'Prodrive', das er auch während seiner Formel-1-Zeit leitete.

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David Richards: Die Formel 1 ist nicht sein ultimatives Lebensziel
Vielleicht war dies den Honda-Leuten auch ein Dorn im Auge: Richards stand der Formel 1 nicht zu 100 Prozent zur Verfügung. Nick Fry, sein Nachfolger bei BAR-Honda, ist zwar ebenfalls ein Ex-Angestellter von 'Prodrive', konzentriert sich nun aber voll auf das Unternehmen Formel 1. Richards wiederum hat den plötzlichen Weggang aus der "Königsklasse" überstanden.#w1#
"Wenn die Formel 1 wieder in meine Zukunft passen sollte, dann ist es eben so", erklärte er gegenüber 'Reuters'. "Aber es gehört nicht zu den brennenden Zielen von mir. Es ist nicht mehr mein Leben." Zu Grands Prix reiste er in diesem Jahr nicht mehr. "Ich schenke der Formel 1 auch nicht mehr sehr viel Beachtung."
Eine Ansicht des 52-Jährigen wurde im vergangenen halben Jahr bestätigt: Innerhalb der Formel 1 gäbe es nichts Wichtigeres. Alles dreht sich um den Wettbewerb, die Formel 1 ist Lebensaufgabe und Lebenszweck zugleich. Von außen betrachtet, ohne den Druck der Entscheidungen, erkenne man, dass dieser Sport doch nur ein kleiner Teil ist - ein Puzzlestein im großen Universum.
Der Formel 1 den Rücken zugedreht konnte er auch die BAR-Honda-Affäre beobachten. Das Team wurde aus der Ergebnisliste in Imola gestrichen und für die Rennen in Spanien und Monaco gesperrt: BAR-Honda hat das Benzin eines großen Zwischentanks als Ballastgewicht deklariert. Ein Vorsatz konnte nicht nachgewiesen werden, wodurch ein WM-Ausschluss abgewendet werden konnte.
Für Richards ist dieses Tanksystem neu, die Regel, die einen Motor für zwei Rennen vorschreibt, habe diese Änderung wohl notwendig gemacht. Dennoch nimmt er seine Ex-Mitarbeiter in Schutz. "Jeder, der ein Auto hat, das unter dem Mindestgewicht liegt - und das betrifft alle -, hat die Möglichkeit, genau das zu tun, was BAR vorgeworfen wurde. Ich denke, man könnte einigen anderen Teams die gleichen Fragen stellen."
Eine Rückkehr in die Formel 1 schloss er nicht kategorisch aus, aber eine brennende Sehnsucht verspüre er ebenso wenig. Die Formel-1-Landschaft müsse sich ändern, weg von den Geldvernichtern, die genährt von den Automobilherstellern in der Formel 1 den Ton angeben. Unabhängige Teams müssen gestärkt werden, die Basis wieder erneuert werden.
"Das ist das Ziel von vielen", erklärte er. "Der finanzielle Einfluss muss gestoppt werden, die Möglichkeit, sich Meisterschaften regelrecht zu erkaufen. Hoffentlich entfernen wir uns rasch davon, und wenn die Formel 1 hier den Weg vorgibt, dann würde es ihr sehr viel Ansehen geben." Richards wird dies jedoch von außen betrachten. Er konzentriert sich momentan darauf, die 24 Stunden von Le Mans mit Autos von Aston Martin in Angriff zu nehmen.

