Richards: Honda wird noch Jahre bei uns bleiben
David Richards über die Entwicklungen bei BAR-Honda, die beschlossenen Regeländerungen und die Beziehung zu Honda
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie fühlst du dich vor dem kommenden Rennen?"
David Richards: "Wir hatten gute Testzeiten hier. Ich erinnere mich, dass einige im Winter skeptisch waren, als sie die Zeiten in unserer Pressemitteilung sahen. Ich bin hier zuversichtlich. Ich denke, dass man bei einer Chance, die sich nur einmal im Leben ergibt, immer Druck verspürt. Und ich glaube, dass Jenson und BAR noch viele Gelegenheiten in den nächsten Jahren haben werden, wir müssen einfach nur einen weiteren Schritt in die richtige Richtung machen. Und ich glaube nicht, dass das Team unter einem besonderen Druck steht. Es ist aber selbstsicherer als jemals zuvor geworden, und ich hoffe, dass es dennoch fest am Boden bleibt und versteht, dass noch sehr viel Arbeit vor uns liegt, wenn wir das regelmäßig schaffen wollen."

© xpb.cc
David Richards hält den Zeitplan der Änderungen für zu optimistisch
Frage: "Wie ist die Atmosphäre im Team? Eher optimistisch oder vorsichtig?"
Richards: "Ich denke, dass es einfach ein wachsendes Selbstvertrauen ist. Das Team ist sehr realistisch, sie sind ja schon fünf Jahre dabei, haben aber immer nur die Brotkrümel aufgesammelt. Nun sind wir hier. Jedes Wochenende kommen wir zu einem Kurs, erwarten und hoffen auf einen Podestplatz. Das ändert die Einstellung, nicht nur im Rennteam sondern auch in der Fabrik. Zu Beginn der Saison, als wir unsere Ziele festlegten, haben wir uns alle zusammengesetzt und darüber geredet. Wir haben das dem Management und dem gesamten Team mitgeteilt. Ich glaubte, die Leute würden uns das nicht recht zutrauen. Wir haben kurz danach eine Umfrage in der ganzen Belegschaft gestartet und 90 Prozent stimmten zu, dass die Ziele erfüllbar wären."#w1#
Frage: "Aber ihr habt sie noch nicht erreicht, oder?"
Richards: "Nein, aber wir liegen unseren selbst gesteckten Zielen leicht voraus. Und das waren schon schwierige Ziele, wenn man sie mit der Vergangenheit erreicht."
Kleine Verbesserungen für Spanien
Frage: "Was gibt es hier Neues im Vergleich zu Imola?"
Richards: "Es sind nur kleine Details. Honda hat wieder eine Änderung vollzogen. Einen großen Motorenschritt werden wir in diesem Jahr aber nicht vor Kanada sehen. Ein paar Verbesserungen gibt es auch bei der Aerodynamik, und wir arbeiten enger mit Michelin zusammen. Unser Verständnis der Reifen wird immer besser. In Bahrain haben wir nicht den ganzen Vorteil im Qualifying genutzt, aber wir haben unsere Lektion gelernt. Wenn man sich das letzte Rennen in Imola betrachtet, dann gab es einige Probleme bei unseren Boxenstopps. Wir haben das verstanden und sind das Problem angegangen. Es geht immer darum, das Problem zu erkennen und gemeinsam an der Lösung für das nächste Rennen zu arbeiten."
Frage: "Wenn Michael Schumacher sagt, dass ihr hier gewinnen könnt, glaubst du ihm, oder hältst du das nur für politisches Kalkül?"
Richards: "Michael ist unheimlich stark. Es gibt keinen Kurs in der Welt, zu dem er nicht mit dem Wissen reist, dass er derjenige ist, den es zu schlagen gilt. Seine Schmeichelei kann einem zu Kopf steigen und langsamer machen, da muss man aufpassen. Wir werden weiter so hart arbeiten wie zuvor, und bis zum letzten Rennen der Saison in Brasilien werden wir nicht nachlassen."
Regeländerungen: Teams hatten keine Wahl
Frage: "Kommen wir zum Treffen in Monaco. Es erscheint außergewöhnlich, dass jeder mit einer so positiven Haltung dorthin kam. Wie viel Vorbereitung wurde zwischen den Teamchefs im Vorfeld betrieben?"
Richards: "Wir haben über die Situation gesprochen. Ich war mit einigen meiner Kollegen am Abend zuvor essen, um es durchzusprechen. Tatsache ist, dann man es akzeptieren muss. Das Concorde-Agreement endet 2007, und es ist das Recht der FIA, Regeln festzuschreiben, die ihrer Meinung nach die Formel 1 voranbringen. Das hat Max (Mosley, FIA-Präsident; d. Red.) getan und nie ein Geheimnis daraus gemacht. Über einige Dinge kann man sich streiten, vielen Sachen muss man nicht zustimmen, aber er hat das auf den Tisch gelegt und damit müssen wir arbeiten. BAR steht voll hinter einer Verbesserung der Show in der Formel 1. Wir wollen alle dasselbe, haben aber vielleicht unterschiedliche Wege dafür. Das Treffen war sehr herzlich, es gab keine großen Konfrontationen oder Probleme. Ich denke, dass jeder den Wunsch hat, dass sich alles in eine positive Richtung entwickelt. Einige der Dinge, die vorgeschlagen wurden, vor allem deren Zeitpläne, wurde bisher allerdings noch nicht ganz durchdacht."
Frage: "Über welche Dinge bist du anderer Meinung?"
Richards: "Ich weiß es nicht. Das Problem ist, dass, wenn du ein Detail eines Aspektes herauspickst, dann wirkt sich das auf einen anderen Aspekt aus. Es ist ein Paket. Das Großartige ist, dass wir jetzt die Formel 1 als ein ganzes Paket sehen. Wir picken nicht etwas heraus und sagen 'es funktioniert so nicht, lasst uns die Qualifyingregeln ändern' oder 'so kann es nicht gehen, lasst uns noch eine Rille in den Reifen machen'. Wir sagen jetzt 'lasst uns das ganze Paket nochmals anschauen, ob wir es nicht so machen können, dass alles zusammenarbeitet', und das ist der richtige Ansatz. Das hat meine volle Unterstützung, auch wenn einige Details diese nicht haben."
Ist der Zeitplan der Anderungen zu optimistisch?
Frage: "Es muss also noch viel entschieden werden, auch wenn über den grundlegenden Ansatz bereits eine Einstimmigkeit besteht?"
Richards: "Es muss nicht viel darüber entschieden werden, was ab 2008 passiert. Es geht darum, wie wir das vorziehen können, das ist es. Und das ist sicher der große Wunsch des Publikums. Aber das verwickelt natürlich alle Interessengruppen und die Politik. Hoffentlich riskiert man dabei einen Blick auf das große Bild und stellt die Gesundheit der Formel 1 vor die persönlichen Interessen."
Frage: "Aber diese Interessengruppen haben ja nicht ihren Kopf in Monaco weggedreht."
Richards: "Das war vielleicht auch nicht der passende Ort dafür."
Frage: "Aber werden sie das noch tun?"
Richards: "Ich würde sagen, dass diese Dinge in den nächsten Wochen ans Tageslicht kommen werden. Eine grundlegende Sache für mich ist, dass Max die neue Motorenregel auf 2006 vorverlegen will. Die Motorenhersteller könnten in 18 Monaten neue Motoren entwickeln, es ist schwer aber nicht unmöglich. Nehmen wir an, das funktioniert. Wo nehmen die Teams, die keinen Hersteller im Rücken haben, oder gar neue Teams ihre Motoren her? Da ist der Zeitplan vielleicht etwas zu optimistisch."
Frage: "Was ist mit dem Qualifying? Welche Ideen hast du, wie es verbessert werden könnte?"
Richards: "Ich stehe bei allem, was Bernie Ecclestone auf den Tisch legt, voll dahinter, wenn es für die TV-Zuschauer und die an der Strecke gut ist. Solange es für alle gleich ist, unterstütze ich es hundertprozentig."
David Richards in Zukunft als Teameigner?
Frage: "Nach deiner Zeit bei Benetton hast du gesagt, dass du nur als Teambesitzer wieder in die Formel 1 zurückkommen wolltest. Nun ist nicht zuletzt durch dein Zutun BAR weit teurer als zuvor. Ich nehme an, dass es eine Übereinkunft mit BAT geben wird, für den Fall, dass sie aussteigen. Gibt es dafür schon ein festes Datum? Wirst du dann ein richtiger Teambesitzer sein?"
Richards: "Das Gleiche hast du mich vor genau einem Jahr im gleichen Raum hier auch gefragt. Diese Übereinkommen sind natürlich streng vertraulich, aber deine Vermutungen sind nicht ganz falsch."
Frage: "Du hast vorhin von der Atmosphäre im Team gesprochen. Inwieweit spielt da die Abwesenheit von Jacques Villeneuve eine Rolle?"
Richards: "Das kann man nicht an einer Person festmachen. Die Dinge haben sich über eine lange Zeit geändert. Die ganze Organisation hat sich im Verborgenen geändert und eine neue Herangehensweise, eine neue Kultur bekommen. Das würde ich nicht an Jacques oder jemanden anders festmachen. Man möchte immer einfache Antworten hören. Aber wir Reden von einer Organisation von 400 Menschen, da gibt es keine einfachen Antworten."
Honda bleibt die nächsten Jahre bei BAR
Frage: "Ab 2005 soll es kein Ersatzauto mehr geben. Ist damit auch der Einsatz eines dritten Fahrers am Freitag Geschichte?"
Richards: "Über den dritten Fahrer wurde gar nicht gesprochen, das muss später noch diskutiert werden. Das dritte Auto steht uns aber schon heute nicht mehr zur Verfügung, es sein denn, es gibt einen Zwischenfall in der ersten Runde und das Rennen wird abgebrochen. Man sollte dann nur ein Chassis dabei haben, welches im Bedarfsfall aufgebaut werden soll. In der Formel 3000 funktioniert das, warum sollten wir also ein drittes Auto mitnehmen? Für mich sind die Vorschläge zu Verbesserung der Show gedacht. Wir sollten uns nicht hinter Maskerade der Kostensenkung verstecken, denn wir werden das Geld ohnehin woanders reinstecken. Wir werden im nächsten Jahr ein Budget haben, und zwar das größte Budget, welches ich auftreiben kann. Wenn mir nun jemand sagt, du musst in diesem oder jenem Gebiet Kosten sparen, dann investiere ich das Geld eben in einem anderen Bereich. Worauf wir mehr achten müssen, ist die Diskrepanz zwischen den Teams. Was wir auch ausräumen sollten, sind die immensen Kosten, um ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen."
Frage: "Wie sieht die Situation mit Honda aus? Kannst du uns einen Einblick geben, wie sich die Situation zwischen Honda und BAR derzeit darstellt?"
Richards: "Ich kann keine Details nennen, aber ich kann versichern, dass wir mit Honda noch einige Jahre zusammenarbeiten werden."

