• 06.05.2004 21:02

Button: Vielleicht macht Ferrari ja mal einen Fehler...

Jenson Button über seine neue Rolle als Schumacher-Jäger und warum er nicht so recht an einen Sieg in Barcelona glauben mag

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jenson, du stehst hier ganz schön unter Druck, alle wollen, dass du gewinnst, sie denken, dass du auch gewinnen kannst. Was denkst du darüber?"
Jenson Button: "Hoffentlich werde ich gewinnen, es ist wirklich nur die Frage, wie lange es noch dauern wird. Unser Ergebnis von Imola war sehr gut. Wir haben aber auch keine Jubelsprünge gemacht, wie ihr vielleicht bemerkt habt. Ich war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es ist großartig, als Zweiter auf dem Podium zu stehen, aber wenn ich zu Michael raufschaue, da wollen wir sein. Hoffentlich wird es nicht allzu lange dauern, bis wir dort stehen werden. Wir haben hier über den Winter viel getestet und unser Speed war gut, sowohl über eine Runde als auch auf einem Longrun. Aber wenn man zum Rennen kommt, ist es eine andere Nummer, aber hoffentlich haben wir in den vergangenen zwei Wochen ordentlich Boden auf Ferrari gut gemacht."

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button glaubt nicht so recht an einen Sieg in Barcelona

Frage: "Wie viel wurde denn bei den vergangenen Tests geändert? Die Tests hier und vergangene Woche in Mugello waren ja ganz offensichtlich ermutigend."
Button: "Taku war bei den Tests in Mugello sehr gut. Wir haben es dort als etwas schwieriger empfunden, ein Setup zu finden, aber es lief sehr gut. Wir führten ein paar Reifentests durch, die sehr positiv verliefen, und im Vergleich zum Ferrari schien unser Auto auch im Regen gut zu funktionieren, was sehr positiv ist. Ich denke, dass wir zuversichtlich sein können, einen Schritt nach vorne gemacht zu haben, egal ob es hier nass oder trocken sein wird."#w1#

Neue Teile für den BAR

Frage: "Hat das Auto hier Vorteile, die es in Imola nicht zwangsläufig hatte?"
Button: "Ich denke, dass ein gutes Auto auf jedem Gebiet, auf jeder Strecke funktionieren sollte. In langsamen Kurven hat es in Imola bewiesen, dass es gut ist und ich denke, dass es hier bewiesen hat, dass es auf Hochgeschwindigkeitskursen schnell und zuverlässig ist. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht so gut sein sollten wie in Imola und wir machen vielleicht einen Schritt nach vorn, weil wir getestet haben. Wir haben ein paar neue Teile am Auto."

Frage: "Denkst du, dass es vielleicht ein Vorteil sein könnte, dass ihr hier mehr getestet habt als Ferrari?"
Button: "Nun, sie sind natürlich ein sehr erfahrenes Team und sie haben hier schon einige Kilometer bei Tests abgespult. Ich denke sie wissen, wo sie stehen, es ist aus diesem Grund nett zu hören, dass Michael und andere Leute von Ferrari sagen, dass sie für dieses Rennen ein wenig besorgt sind oder uns anschauen mit dem Wissen, dass wir hier ein gutes Ergebnis haben werden. Es ist schön, dies zu hören."

Erfahrung ist Gold wert

Frage: "Ein oder zwei Leute haben gesagt, dass sie das Gefühl haben, dass du dich im Vergleich zum letzten Jahr verändert hast. Würdest du das nun noch mehr unterstreichen?"
Button: "Ich habe viel Erfahrung gesammelt und ich kämpfe viel härter für Ergebnisse. Ich arbeite viel besser mit dem Team und treibe sie sehr an. Ja, ich habe meine Herangehensweise verändert, aber viel davon ist einfach Erfahrung, wirklich. Ich habe mich in der Formel 1 angeblich drei oder vier Mal in meiner Karriere verändert, aber nicht immer ist da was wahres dran. Aber ich habe definitiv über die letzten Jahre, 16 Monate, viel Erfahrung gesammelt und ich vertraue meinen Fähigkeiten ebenso sehr wie jenen des Teams."

Frage: "Spürst du auf dir und deinem Team viel Druck lasten? Wie reagierst du darauf?"
Button: "Das ist schwierig. Ich fühle mich von außen nicht unter Druck gesetzt, Leistung zu bringen. Ich setze mich selbst sehr unter Druck, Leistung zu bringen und ich scheine unter Druck gut zu funktionieren, unter persönlichem Druck sowieso. Ich denke, dass ich in Imola einen guten Job verrichtet habe, für mich ist also Druck von außen kein Problem. Es ist der persönliche Druck, der so hart ist."

Der Sprung kam nicht über den Winter

Frage: "Was ist der größte Unterschied zwischen dieser und der letzten Saison?"
Button: "Ich denke, da muss man weiter zurückblicken. Man kann nicht einen solchen Schritt von dort, wo wir uns zu Beginn des letzten Jahres befunden haben, nach dort, wo wir uns im Moment befinden, machen. Das braucht Zeit. Es bedarf vieler Stunden harter Arbeit. Deshalb muss man weiter als zur Saison 2003 zurückblicken."

Frage: "Du hast in Imola von der Pole Position aus geführt. Wie wichtig ist dies für dich psychologisch im Hinblick auf den ersten Sieg?"
Button: "Nicht wirklich wichtig. Es ist gut, dass ich die Erfahrung habe, aber ich glaube nicht, dass dies etwas ändert. Man hat vielleicht ein wenig Erfahrung von ganz vorne, ohne Autos vor sich zu haben, ins Rennen zu gehen. Aber das ist der einfachste Platz, um ein Rennen zu beginnen, wirklich. Für mich fühlt es sich wie weniger Druck an, man hat nur die Ampel vor sich und muss sich nicht um andere Autos um sich herum Sorgen machen. Ich denke also nicht, dass es in irgendeiner Weise einem psychologisch hilft."

Button appelliert an den gesunden Menschenverstand

Frage: "Wir haben dieses Jahr schon Autos gesehen, die sich beim Zweikampf fast aus dem Rennen geworfen haben oder sich gegenseitig auf das Gras drücken. Wo ziehst du da die Grenze? Was ist fair und was nicht, wenn es um das Überholen und Kämpfen geht?"
Button: "Nun, die Regularien sind nicht meine Sache und ich war in dieser Saison noch nicht in dieser Saison. Aber ich denke, dass man an den gesunden Menschenverstand appellieren muss, wenn man schnell fährt. Man kann einen nicht auf das Gras drücken, auch wenn man seine Linie hält, sogar, wenn man aus einer Rechtskurve kommt und auf der linken Seite der Strecke endet. Ich glaube wirklich nicht, dass man jemanden ins Gras drücken kann, so wie ich das in der DTM in der vergangenen Woche gesehen habe. Aber ich denke, dass man in einer langsamen Kurven im Ausgang auf seiner Linie bleiben kann, solange es sicher ist."

Frage: "Zwischen dir und Michael waren in Imola beim Boxenstopp nur zwei Runden Unterschied. Durch den Boxenstopp hast du die Führung verloren. Glaubst du, dass du noch auf der Pole Position gestanden wärst, wenn du zwei Extra-Runden Sprit im Auto gehabt hättest?"
Button: "Die Sache ist die, hätte Michael nicht seinen Fehler gemacht, dann wäre die Wahrscheinlichkeit groß gewesen, dass wir eine sehr ähnliche Zeit gefahren wären, dann wären wir vielleicht nicht auf der Pole gestanden, dann lägen wir hinten und Michael wäre einfach davongefahren. Während dem Rennen waren sie so viel schneller als wir. Ich glaube, dass es einen Vorteil von 0,8 Sekunden pro Runde gab, es gab deshalb keinen Weg, Ferrari zu schlagen, so lange sie ihre Strategie fuhren. Das war unmöglich für uns, so leid es mir tut, dies sagen zu müssen."

Button hofft auf einen Fehler von Ferrari

Frage: "Glaubst du, dass du diese 0,8 Sekunden aufholen kannst?"
Button: "Acht Zehntelsekunden? Nein, das ist ein großer Abstand, aber ich denke, dass wir dichter dran sein können und vielleicht machen sie einen Fehler, vielleicht qualifizieren sie sich nicht dort, wo sie es sich vorgestellt haben. Es gibt viele Dinge, die schief laufen können, aber wenn sie ein perfektes Rennen fahren, was sie bisher in dieser Saison immer getan zu haben schienen, so wird es auch hier schwierig sein, sie zu schlagen."