Ricciardo: "Ich hatte einen guten Draht zum Auto"

Daniel Ricciardo blickt auf eine Formel-1-Saison zurück, die seine Erwartungen übertraf: Im Gegensatz zum Sebastien Vettel fühlte er sich im RB10 pudelwohl

(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo kam 2014 als Lehrling zu Red Bull, legte jedoch schon beim siebten Rennen mit dem Premierensieg in Montreal sein Gesellenstück in der Formel 1 ab. Und nicht nur dort hatte er seinen Teamkollegen, niemand geringeren als den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel im Griff. Vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi liegt Ricciardo sowohl was die Qualifying-Duelle als auch die WM-Punkte betrifft uneinholbar vor dem Deutschen und ist in der WM-Wertung erster Verfolger der überlegenen Mercedes-Piloten.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo fühlt sich im RB10 pudelwohl Zoom

Mehr noch: Ricciardo war der einzige Fahrer, der 2014 die Mercedes-Piloten im Rennen schlagen konnte. Dementsprechend fällt sein Fazit des Jahres aus. "Es hat die Erwartungen ehrlich gesagt ein wenig übertroffen", sagt Ricciardo in der Sendung 'The Racers Edge'. "Ich wusste, dass ich in diesem Team gute Möglichkeiten habe und wusste, dass ich um Podien und Siege kämpfen kann, wenn sich die Gelegenheit bietet", sagt er. "Und es war schön, dass es mir ein paar Mal gelungen ist."

Das lag auch daran, dass sich Ricciardo im Gegensatz zu Vettel im RB10 von Anfang an wohl fühlte. "Ich hatte in diesem Jahr einen guten Draht zum Auto", sagt der Australier. "Der Winter war natürlich schwierig", blickt Ricciardo auf die Tests vor der Saison zurück, bei denen der Renault-Antrieb regelmäßig streikte. "Aber nachdem wir dann endlich einige Runden am Stück fahren konnten, habe ich mich wohl gefühlt. Es hat sehr geholfen, mit Leute zusammenzuarbeiten, die die Weltmeister-Mentalität haben und siegeshungrig sind."

Ricciardo mag die neuen Antriebe

Während Vettel die neuen Hybrid-Antriebe ein ums andere Mal kritisiert und deswegen fast die Lust an der Formel 1 verloren hätte, findet Ricciardo die V6-Turbos "nicht schlecht. Sie hören sich vielleicht etwas anders an, es macht aber Spaß sie zu fahren." Durch das höhere Drehmoment in Kombination mit dem geringeren Abtrieb geht schneller die Bodenhaftung verloren, was Ricciardo aber entgegenkommt. "Es macht nicht so viel aus, wenn das Auto etwas rutscht. Das macht Spaß, vor allem in den Straßen von Monaco."

Das Rennen im Fürstentum war für Ricciardo ein Schlüsselereignis der Saison. "Vor Monaco hatten wir zwar auch schon einige gute Rennen, aber dort habe ich viel Selbstvertrauen getankt. Vom ersten Training an habe ich mich wohl gefühlt und war glücklich. Ich spürte, dass ich das Auto völlig unter Kontrolle hatte und konnte es sogar leicht rutschen lassen", erinnert sich Ricciardo. Prompt folgte beim nächsten Rennen in Kanada sein erster Formel-1-Sieg.

Eine weitere Qualität Ricciardos wurde in dieser Saison ebenfalls offensichtlich: Der Australier kann gut überholen. Zuletzt ging er beim Rennen in Austin mit einem sehenswerten Manöver an Fernando Alonso vorbei. "Ich habe schon zu Ende meiner Kartzeit gemerkt, dass ich einer der besseren Überholer war", sagt Ricciardo.

Ricciardo hat mehr Spaß am Leben

Bei Toro Rosso und auch zuvor bei seinen Einsätzen für HRT konnte er diesen Trumpf allerdings nicht ausspielen. "In den vergangenen Jahren hatte ich aber kein (Auto; Anm. d. Red.), mit dem ich konstant hätte überholen können. In diesem Jahr haben viele Leute genau darauf geachtet, aber ich wusste, dass ich es drauf habe."

Und wie hat sich das Leben des mittlerweile dreimaligen Grand-Prix-Siegers in diesem Jahr verändert? Kaum, meint Ricciardo. "Es ist noch in etwa so wie vorher. Natürlich erhalte ich etwas mehr Aufmerksamkeit, aber ich glaube, ich bin immer noch der selbe Typ. Bei einigen Rennen waren Freunde von mir zu Besuch, und für sie bin ich noch der selbe Junge wie früher. Ich habe einige Freunde, die ich seit langer Zeit kennen und die mich auf den Boden der Tatsachen zurückholen würden, wenn ich in Gefahr wäre abzuheben", sagt der 25-Jährige. "Wenn sich etwas verändert hat, dann zum Besseren. Ich habe mehr Spaß am Leben."

Verändern wird sich im kommenden Jahr auch Ricciardos Position im Team. Nach dem Wechsel von Vettel zu Ferrari ist Ricciardo neuer Teamleader bei Red Bull. "Natürlich haben mich viele Leute gefragt, was im nächsten Jahr sein wird, aber für mich ändert sich ehrlich gesagt nicht allzu viel. Ich bin jetzt der Ältere, was ein bisschen seltsam ist", so der Australier, der 2015 mit Daniil Kwjat einen neuen Teamkollegen bekommt.


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"Aber das ist ist ein natürlicher Prozess, der unabhängig von Sebs Weggang ist. Ich bin nun seit zwölf Monaten im Team und habe mehr Einfluss", meint Ricciardo."Ich hoffe, dass wir Mercedes im nächsten Jahr herausfordern können und will das Team auf diesem Weg antreiben."