• 23.03.2005 15:40

Renaults Analyse des Malaysia-Grand-Prix'

Eine Analyse des Malaysia-Rennens anhand der Originaldaten des Renault-Teams deckt interessante Details im Rennverlauf auf

(Motorsport-Total.com) - Der zweite Sieg im zweiten Rennen für Renault mag von außen einfach ausgesehen haben. In Wirklichkeit mussten Fernando Alonso und Teamkollege Giancarlo Fisichella in Malaysia alles geben. Die Datenauswertung zeigt, wie sie um ihre Spitzenpositionen zu kämpfen hatten.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Giancarlo Fisichella kämpfte in Sepang mit massiven Balance-Problemen

Da waren zunächst die unglaublichen Lufttemperaturen: Zum Rennstart um 15 Uhr Ortszeit stand die Quecksilbersäule bei über 42 Grad Celsius. Im Cockpit erreichten die Werte in der Nachmittagshitze locker 50 Grad. Bei diesen Bedingungen verlieren die Fahrer über die Renndistanz rund vier Liter Flüssigkeit - oder anders ausgedrückt vier Kilo Körpergewicht.#w1#

Alonso kämpfte mit der Trinkflasche

Fernandos Mitteilungen über den Bordfunk fielen in Malaysia ungewohnt knapp aus. Klar und präzise, aber so kurz wie möglich. Erst nach dem Rennen erfuhr das Team den Grund für seine Zurückhaltung: Flüssigkeitsmangel, ausgelöst durch einen streikenden Pumpmechanismus der Trinkflasche im Cockpit. 54 von 56 Runden des wohl anstrengendsten Grand Prix der Saison in sengender Hitze und brütender Feuchtigkeit hatte er ohne Zufuhr von Flüssigkeit überstanden. Die Dehydrierung zeigte sich überdeutlich, als er sich auf dem Podium nicht mehr auf den Beinen halten konnte.

Giancarlo musste nicht ganz so lange durchhalten, denn sein Rennen endete unfreiwillig in Runde 37, als er in Turn 15 mit dem Williams von Mark Webber kollidierte. Seit dem ersten Boxenstopp bis zu seinem Ausscheiden lagen die Rundenzeiten des Italieners etwa zwei Sekunden über denen des Teamkollegen. Grund war ein massives Untersteuern des Renault R25. "Fisicos" erster Verdacht war ein verlorenes Luftleitblech, doch bei der Rückkehr in die Garage zeigte sich, dass die wahre Ursache, doch bei der Rückkehr in die Garage zeigte sich, dass die wahre Ursache.

"Fisi wurde nach seinem ersten Stopp einmal zu weit rausgetragen und nahm einen Randstein mit", erklärt Bob Bell, Technischer Direktor des Teams. "Dabei brach allerdings kein Bargeboard, sondern der Frontflügel. Das Flügelelement löste sich von der Endplatte. Damit verloren wir massiv Abtrieb an der Vorderachse - ein Problem, das umso schlimmer wurde, je schneller er fuhr. Unter diesen Umständen lieferte er eine hervorragende Leistung - und hätte ohne den Unfall locker Punkte geholt."

Wer aber besaß am Sonntag tatsächlich das schnellste Auto? Aufschluss darüber geben die Top-Fünf der schnellsten Rennrunden:
Kimi Räikkönen: 1:35.483 (Runde 23)
Nick Heidfeld: 1:35.712 (Runde 40)
Jarno Trulli: 1:35.816 (Runde 18)
Fernando Alonso: 1:35.899 (Runde 18)
Mark Webber: 1:36.026 (Runde 20)

War also Räikkönens McLaren im Renntrimm wirklich bis zu vier Zehntelsekunden schneller als die Renault? Es sieht so aus, als hätte der Finne ohne den Zwischenfall mit seinem defekten Reifenventil mit um die Spitze kämpfen können.

Aber wie immer erzählt die Zeitenliste nicht die ganze Geschichte. Das wahre Potenzial des Autos wird auf einer einzelnen Runde von zahlreichen Faktoren verschleiert. Wie üblich muss hier die "ideale" Runde herangezogen werden, jene Zeit, die sich aus der Addition der jeweils besten Sektorzeit eines Fahrers im Rennverlauf ergibt. Diese Liste sieht wie folgt aus:
Fernando Alonso: 1.35.297
Kimi Räikkönen: 1:35.391
Nick Heidfeld: 1:35.679
Giancarlo Fisichella: 1:35.684
Jarno Trulli: 1:35.723

Fernando und Kimi trennt hier nur ein Zehntel - ein weiterer Hinweis darauf, dass Renault in diesem Jahr noch ein harter Kampf bevorsteht, da die Gegner großes Potenzial besitzen.

Das Qualifying-Rätsel

Während im ersten Qualifying jeder Pilot mit minimaler Spritladung auf Bestzeitjagd geht, lassen sich die Zeiten des zweiten Durchgangs schwerer analysieren. Erst im Anschluss an die ersten Boxenstopps können Beobachter abschätzen, wer wie viel Kraftstoff im Tank hatte und hat und ob ein Pilot eine gute Zeit vielleicht nur wegen einer leichteren Spritladung gefahren ist. In Australien verzerrte erst der "grüne", also noch rutschige Asphalt das Bild, später die Feuchtigkeit. In Malaysia traf das Feld auf vergleichbare Bedingungen.

Wie so oft lassen sich auch daraus nur begrenzte Schlüsse ziehen, weil Fragen offen bleiben: War der betreffende Fahrer am Limit? Stellte die Abstimmung einen Kompromiss dar, der im Qualifying Zeit kostete, sich im Rennen aber auszahlte? Nur wenige Antworten sind klar: David Coulthard zum Beispiel liegt unter Berücksichtigung der etwas schwereren Tankfüllung annähernd gleichauf mit Red Bull-Teamkollege Christian Klien. Jarno Trulli lieferte eine bessere Runde als Toyota-Kollege Ralf Schumacher ab. Der Deutsche hatte weniger Benzin an Bord, fuhr aber dennoch 0,7 Sekunden langsamer.

Nick Heidfeld kam im Williams in seiner fliegenden Runde überhaupt nicht zurecht und wurde vom schwerer gestarteten Mark Webber übertrumpft. Bei Renault sprach Giancarlo von einer konservativen Runde. Als drittletzter Starter der zweiten Session wusste er, was die Gegner gezeigt hatten, konnte sich sein Tempo einteilen und die Position verteidigen, ohne Risiken einzugehen. Bei Fernando passte einfach alles. Mit einer exzellenten Runde setzte er sich eine Viertelsekunde vom Feld ab. Die Pole Position des Spaniers war nie in Gefahr - und auch im Rennen gab er die Führung nur für die wenigen Runden nach seinen Boxenstopps her.