• 28.04.2004 10:06

  • von Fabian Hust

Renault-Team gibt Einblicke in das "Debriefing"

Die Renn-Analyse findet hinter verschlossenen Türen statt - das Renault-Team ermöglicht ein paar interessante Einblicke

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Rennen ist vor dem Rennen, und so setzen sich die Ingenieure und Fahrer nach einem Grand Prix umgehend zusammen, um das vergangene Rennen zu analysieren. Auf Basis der Analyse wird das kommende Testprogramm aber auch das Entwicklungsprogramm angepasst. Fehler und Probleme, die aufgetreten sind, sollten schon für das kommende Rennen abgestellt werden. Normalerweise finden diese Detailanalysen hinter verschlossenen Türen statt, das Renault-Team gibt auf der eigenen Internetseite aber zumindest ein paar interessante Details Preis.

Titel-Bild zur News: Symonds und Alonso

Fernando Alonso im Gespräch mit Renault-Chefingenieur Pat Symonds

"Eher zurückhaltend als euphorisch reiste das Renault-Team nach Imola: Trotz der ermutigenden Tests vor Saisonbeginn an gleicher Stelle gehört der norditalienische Kurs traditionell nicht zu den Lieblingsstrecken der Gelb-Blauen. Nach Abschluss der vier Freien Trainingssessions hatten die Techniker dennoch mehr als brauchbare Abstimmungen für die beiden R24 von Jarno Trulli und Fernando Alonso gefunden - auch wenn die Autos sich noch etwas zu nervös verhielten.#w1#

Fernando und Jarno starteten mit 34 bzw. 37 Kilogramm Benzin an Bord, eine Menge, die bei einem Verbrauch von 3 Kilogramm pro Runde für elf bis zwölf Umläufe ausreichte. Beim Setup hatte das Team wie üblich auf einen Kompromiss zwischen hohem Abtrieb und Höchstgeschwindigkeit auf den Geraden hingearbeitet. Im Ergebnis waren die Renault zwar bei den Topspeed-Messungen nicht ganz vorn, erwiesen sich aber über eine ganze Runde als sehr schnell.

Über wie viel mechanischen und aerodynamischen Grip der diesjährige R24 verfügt, zeigt folgender Vergleich: Am Highspeed-Messpunkt verzeichnete Alonso nur die zwölfte, Trulli gar nur die 17. Position. In den Kurven machten beide so viel Boden gut, dass sie über eine Runde betrachtet, zu den Schnellsten gehörten. Fernando Alonso markierte im Rennen jeweils die drittschnellste Zeit in den Sektoren eins und drei - direkt hinter Michael Schumacher und Jenson Button. Die Lichtschranke auf der Start-Ziel-Linie durcheilte der Spanier mit 181,7 km/h sogar als Schnellster. Insgesamt fuhren Fernando und Jarno die dritt- und viertschnellsten Rennrunden.

Einen kleinen Nachteil bedeutete die "grüne" Strecke, die vom nächtlichen Wolkenbruch vor dem Rennen saubergewaschen war, kaum noch Gummiabrieb trug und entsprechend weniger Grip bot als während des Trainings. Die Ingenieure von Reifenpartner Michelin räumten nach dem Rennen ein, dass sie sogar eine noch schwierigere Situation erwartet hatten. Doch für sie hatte der Gripmangel auch seine positive Seite: Das gefürchtete "Graining" - das Entstehen von Gummiabrieb auf der Lauffläche - blieb aus.

Beim Berechnen der Rennstrategie mussten Chefingenieur Pat Symonds und sein Team unter anderem das Tempolimit in der Boxengasse berücksichtigen, das in Imola - anders als auf den bisherigen Kursen - bei 80 statt bei 100 km/h lag. Vor allem wegen der kurzen Boxenzufahrt spuckten die Computersimulationen dennoch ein Dreistopp-Rennen als die mathematisch gesehen schnellste Lösung aus.

Der Fahrplan sah Tankstopps in den Runden elf und zwölf - Alonso vor Trulli - vor sowie weitere Halts nach Runde 30 bzw. 31 in derselben Reihenfolge. Für den letzten Reifenwechsel stellte das Team kurzfristig um: In Runde 46 kam Jarno als Erster zum Tanken, Fernando blieb zwei Runden länger draußen. Diese taktische Variante eröffnete beiden Renault-Piloten die Möglichkeit, mit einer Serie schneller Runden den notwendigen Vorsprung zu gewinnen, um jeweils vor Rubens Barrichello im Ferrari wieder auf die Strecke zurückzukehren.

Als entscheidender Erfolgsfaktor erwies sich die beispielhafte Konstanz des Renault R24: Ihren mit 19 Runden längsten Stint fuhren Fernando und Jarno zwischen dem ersten und zweiten Boxenstopp. In dieser Phase lag die durchschnittliche Rundenzeit des Spaniers bei 1.22.950 Minuten - nur drei Zehntelsekunden langsamer als die des späteren Siegers Michael Schumacher während dessen 19-Runden-Turn.

Noch beeindruckender wirkt diese Zahl verglichen mit der Differenz der schnellsten Rennrunden, die immerhin 1,2 Sekunden betrug. Die letzten Runden dieser Serie absolvierte Fernando überdies mit einer Abweichung von nur einer Zehntelsekunde. Jarnos Durchschnittszeit betrug im selben Rennstadium 1.23.109 Minuten. Er traf dabei jedoch als Führender einer Verfolgergruppe - bestehend aus Ralf Schumacher, Barrichello und Alonso - auf die zu über rundenden. Damit lag der Italiener aber immer noch unter den Zeiten von Rubens Barrichello, der einen um 13 km/h höheren Topspeed aufzuweisen hatte.

Bestechend war wieder einmal die Zuverlässigkeit des schnellsten Renault der Welt: Erneut brachte das Werksteam beide Fahrer in die Punkteränge. Im Ziel hatte Fernando Alonsos R24 nicht weniger als 650 Kilometer auf dem Tacho (187 am Freitag, 158 am Samstag und 305 im Rennen am Sonntag) gegenüber 600 Kilometern für Michael Schumacher, in San Marino Zweiter in dieser Disziplin."