• 28.11.2003 16:22

  • von Marco Helgert

Renault: Prüfungen für den Motor

Renault gewährt einen Einblick in die Motorenentwicklung: vom kraftlosen, extern angetriebenen Aggregat zum brüllenden Löwen

(Motorsport-Total.com) - Das Erwachen eines neuen Rennmotors ist für die Ingenieure und Techniker ein ganz besonderer Moment. Doch ehe das neue Kraftwerk sich aus eigenem Antrieb heraus bewegen kann, muss es einige Testreihen über sich ergehen lassen. Dabei ist die Abfolge bei jedem neuen Triebwerk die gleiche: Erst nach etlichen Prüfstandtests darf der Motor seine ganze Kraft entfalten.

Titel-Bild zur News: Renaults Motorabdeckung

Viele Tests vergehen, ehe bei Renault ein Motor im Heck verbaut wird

Auch bei Renault entsteht für 2004 ein neuer Motor, nicht zuletzt wegen der geänderten Regeln: Ein Motor muss nun ein gesamtes Rennwochenende überstehen. Um das grundlegende Zusammenspiel aller Komponenten sicherzustellen, wird das neue Triebwerk zuerst mit fremder Hilfe bewegt: Elektromotoren simulieren die Antriebskraft des Motors.

"In dieser Konfiguration starten wir den Motor nicht, sondern lassen alle Bewegungen durch die Elektromotoren ausführen", erklärte Stéphane Rodriguez, Leiter der Prüfstand-Versuche bei Renault. "Damit können wir bestimmte technische Lösungen in Ruhe studieren oder Ausdauertests bestimmter Teile durchführen. Vor allem können wir so feststellen, dass alle Baugruppen auch im Verbund funktionieren. Deswegen sind die Tests von der Belastung her nicht besonders hart."

Der große Moment: das erste Starten

Waren alle Tests zufrieden stellend, so darf der Motor ein paar Wochen später auf den thermischen Prüfstand. Hier wird er zum ersten Mal gestartet ? ein Moment, auf den die Belegschaft in Viry-Châtillon lange gewartet hat. "Das erste Ziel besteht darin, den Motor überhaupt anzuwerfen. Wenn das geklappt hat, checken und messen wir Dutzende Parameter, die uns über den Ölkreislauf und die Temperaturen Auskunft geben", so Rodriguez.

Seine volle Leistung braucht der neue Motor in diesem Moment noch nicht zu entfalten, doch grundsätzliche Verbesserungen lassen sich bereits jetzt ausfindig machen. "Das Team am thermischen Prüfstand begibt sich auf die Suche nach der ultimativen Leistung und testet dabei zum Beispiel modifizierte Zylinderköpfe oder Ventile. Wir prüfen anhand einer Reihe vorher festgelegter Parameter, wie sich bestimmte Komponenten auf die Performance des Motors auswirken."

Anstrengungen für die neuen Triebwerke

Triebwerke, die bis zu diesem Zeitpunkt alle Anforderungen erfüllt haben, werden nun auf Herz und Nieren, vor allem aber auf Leistung getestet. Auf dem dynamischen Prüfstand muss der Neuling zeigen, welche Kraft er besitzt. Dies geschieht, je nach Prüfstand, entweder mit oder ohne der Getriebeeinheit.

Oberstes Ziel ist es nun, die Zuverlässigkeit zu verbessern: "Dazu steigern wir kontinuierlich die Last, um die Maschinen richtig ranzunehmen", so Rodriguez. Die Technik der Prüfstände simuliert hierzu eine vorher ausgewählte Rennstrecke. Schaltmanöver, Bremsen, Beschleunigen, Gefälle, Anstiege und auch der Luftwiderstand, jeder Parameter wird dabei berücksichtigt.

"Nun entsteht ein permanenter Austausch zwischen den thermischen Prüfständen, wo nach Leistung gesucht wird, und den dynamischen, wo wir die Power standfest machen. Es ist schwierig, hier die optimale Balance zu finden", erklärte Stéphane Rodriguez. ?Bei der Entwicklung der Triebwerke bewegen wir uns ständig auf einem schmalen Grat zwischen Performance und Zuverlässigkeit."

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