powered by Motorsport.com

Renault: Motorenwerk und Rennteam "müssen Einheit werden"

Renault-Technikchef Bob Bells neue Mission: Warum die Verzahung der Standorte Enstone und Viry wichtiger denn je ist und wie aggressiv das neue Auto wird

(Motorsport-Total.com) - Renault tritt ab 2016 wieder als Werksteam in der Formel 1 an. Doch worauf wird es beim Comeback besonders ankommen? "Wir müssen viel besser verzahnt sein", sagt der neue Technikverantwortliche Bob Bell, der für die Zusammenarbeit des Rennteams in Enstone und der Motorenabteilung in Viry Chatillon die Verantwortung trägt.

Titel-Bild zur News: Renault R.S.16

Renault gibt die Integration von Chassis und Motor als oberste Direktive aus Zoom

Der Brite fungierte bereits in der Vergangenheit bei Renault als Technikchef, hatte diese Rolle auch beim aktuellen Weltmeisterteam Mercedes inne, ehe er dort vor die Tür gesetzt wurde und zu Manor-Marussia abwanderte. Ihm ist klar, dass sich die Zeiten seit seinen letzten Renault-WM-Titeln 2005 und 2006 geändert haben.

Ex-Mercedes-Technikchef Bell bringt Know-how mit

"Damals war es in Ordnung, wenn zwischen der Chassis- und der Motorenabteilung eine distanziertere Geschäftsbeziehung bestand", erinnert er sich. "Durch die komplexen Antriebseinheiten und die Weiterentwicklung müssen die zwei Betriebe aber nun mehr denn je eine Einheit werden."

Bell weiß, wovon er spricht, schließlich ist die perfekte Abstimmung von Antrieb und Chassis das Erfolgsgeheimnis seines Ex-Teams Mercedes. Da ist viel mehr Feinabstimmung nötig als in der Vergangenheit: Ziel ist es nicht mehr, den bestmöglichen Motor zu bauen, sondern einen, der am besten zum Chassis passt.

Doch wie schätzt der neue Technikverantwortliche - Vorgänger Nick Chester bleibt weiterhin Chassis-Verantwortlicher - seine zwei Bereiche ein? "Enstone wurde ausgehungert, was die Ressourcen angeht, aber die Struktur ist gut", beschreibt Bell die Chassisabteilung. "In Viry sind die Ressourcen gut genug, um ordentliche Leistungen zu bringen, aber zuletzt hatte man Schwierigkeiten mit dem Umstieg auf die neuen Antriebseinheiten, was sich auf den Betrieb ausgewirkt hat."


Fotos: Präsentation Renault Sport F1 Team


Chester und Taffin berichten an Bell

In Frankreich ist Remi Taffin für die dringend benötigten Verbesserungen bei der Antriebseinheit zuständig. "Ich werde also an beiden Standorten jeweils die Hälfte meiner Zeit verbringen", erklärt Bell. "Die beiden Technikchefs werden zwar nicht auf täglicher Basis an mich berichten, aber ich werde im Auge behalten, welche Fortschritte wir strategisch erzielen und dafür sorgen, dass korrekt kommuniziert wird und wir uns auf die Prioritäten konzentrieren."

Doch was war beim Design des neuen R.S.16 für Chester die Priorität? "Wir wollen jetzt den Grundstein für unsere Fortschritte im Jahr 2017 legen", sagt der Chassis-Verantwortliche. "2016 geht es darum, das Auto einzusetzen und dabei unsere Lehren zu ziehen, da es nun wichtiger ist, das Team aufzubauen als Ziele für die Performance auf der Strecke zu haben."

Demnach wird der neue Bolide kein gewagtes Auto sein, sondern "eine stabile Basis, die es uns ermöglichen soll, im Laufe des Jahres unsere Entwicklungen einzuführen. Die erste Version sollte über keine Überraschungen verfügen." Die größte Herausforderung war es zunächst, das eigentlich für einen Mercedes-Motor entwickelte Auto auf die Renault-Antriebseinheit umzurüsten. "Das bereitete uns sehr viel Stress", verrät Chester. "Die Mannschaft in Enstone hat aber toll darauf reagiert und alle arbeiten mit Volldampf."

In der nächsten Zeit wird diese Herausforderung auf immer mehr Schultern verteilt sein, denn Renault engagiert bereits neues Personal für den Standort Enstone. "Bis Ende 2013 hatten wir 100 Leute verloren", blickt Chester zurück. "Jetzt geht es darum, die besten Leute zu rekrutieren und das Team im Laufe des Jahres 2016 strategisch aufzubauen."