• 28.06.2007 12:15

Renault in Enstone: Kleines Dorf ganz international

In der britischen Chassisfabrik in Enstone arbeiten natürlich auch viele Franzosen, die dem Heimrennen des Renault-Teams entgegenfiebern

(Motorsport-Total.com) - Kleines Dorf ganz international: Dass es in Enstone, einer ländlichen Gemeinde in der Grafschaft Oxfordshire, ausgesprochen multikulturell zugeht, liegt nicht zuletzt am Renault-Team. Denn unscheinbar hinter großen Hecken verborgen befindet sich dort das Hightech-Entwicklungszentrum Whiteways, geschmeidig eingelassen in eine hügelige Landschaft, die auch der Teletubby-Kulisse als Vorbild gedient haben könnte.

Titel-Bild zur News: Renault-Mitarbeiter feiern den WM-Titel

In der Renault-Chassisfabrik in Enstone arbeiten auch viele Franzosen

Tatsächlich aber geht es in Enstone sehr erwachsen zu: Mitarbeiter aus nicht weniger als 15 verschiedenen Nationen forschen, entwickeln und produzieren dort die Formel-1-Rennwagen, mit denen Renault in den vergangenen Jahren zwei Konstrukteurs- und Fahrerweltmeisterschaften hintereinander erringen konnte. Fast logisch, dass speziell die französische Abordnung eine besonders lebendige Note innerhalb dieser bunt gemischten Mitarbeiterschar bildet. Sie blickt besonders gespannt dem bevorstehenden Grand Prix in Magny-Cours entgegen - es ist ihr Heimrennen.#w1#

Keine Spannungen zwischen Franzosen und Briten

Frantz Jourda, ein Spezialist aus der Abteilung Chassisentwicklung und -forschung, bestätigt dies: "Die Atmosphäre speziell zwischen den britischen und französischen Kollegen ist ausgezeichnet", so der Experte, der sich um die mittelfristige Performanceverbesserung kümmert und daher beruflich bereits für die Saison 2008 plant. "Na klar gibt es auch kulturelle Unterschiede, die in erster Linie aber nur Stoff für ein freundschaftlich gemeintes Frotzeln zwischen den einzelnen Nationalitäten liefern. In der Kantine zum Beispiel wird auch schon einmal ein guter Spruch losgelassen - eigentlich erinnert mich der Tisch mit den französischen Damen und Herren ein wenig an das gallische Dorf aus den Asterix-Comics..."

Sébastien Parvery, der die Aerodynamikern bei der Umsetzung der Version 5.0 der Konstruktionssoftware CATIA unterstützt, sieht die Situation ganz genauso: "Ich arbeite seit 2003 in Enstone. Wäre es nicht für das Renault-Team, hätte ich es mir sicher kaum vorstellen können, nach England zu ziehen und hier zu leben. Doch es hat sich gelohnt. Die Stimmung im Workshop ist hervorragend, das Zusammengehörigkeitsgefühl und der Teamgedanke schweißt uns zusammen. Bevor ich diese Chance erhalten habe, drohte meine Begeisterung für die Formel 1 bereits etwas nachzulassen. Jetzt bin ich wieder voll bei der Sache und habe seither nicht einen einzigen Grand Prix verpasst."

Auch wenn sie in Großbritannien leben: Wenn die Formel 1 in Magny-Cours startet, dann empfinden das die französischen Enstone-Mitarbeiter als ihr persönliches Heimrennen. "Wie immer werden wir uns den Grand Prix gemeinsam anschauen", erläutert Parvery. "Dass wir unseren Kollegen die Daumen drücken, brauche ich ja wohl nicht extra zu erwähnen. Auch wenn WM-Punkte, die wir in Frankreich erringen, nicht mehr wert sind als andere - für Renault ist es von großer Bedeutung, in der Heimat besonders gut abzuschneiden."

Spannung nach guten Testfahrten in Silverstone

Mathieu Le Nail blickt dem Wochenende etwas gelassener entgegen: "Seit zwei Jahren arbeite ich als Chassisingenieur für das Testteam von Renault", so der Franzose, der zuvor im Konstruktionsbüro Verbundwerkstoffe entwickelt hat, jetzt aber seinen großen Wunsch verwirklichen konnte und direkt mit den Renault R27 an der Rennstrecke beschäftigt ist. "Klar blicke ich dem bevorstehenden Grand Prix mit Hochspannung entgegen - aber nicht, weil die Autos in Magny-Cours an den Start gehen, sondern weil unsere Testfahrten in Silverstone so super gelaufen sind und ich jetzt wissen möchte, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz stehen!"

Der etwas holprige Start in die aktuelle Saison hat die Motivation der Teammitglieder nicht beeinträchtigt - ganz im Gegenteil: "Unsere britischen Kollegen haben uns 2005 und 2006 immer etwas aufgezogen, wenn die Marseillaise für uns bei der Siegerehrung gespielt wurde", grinst Parvery. "Heute würden wir uns gemeinsam freuen, wenn wir sie mal wieder hören könnten..."