Renault im Aufwind? "Nur eine Frage der Zeit"
Remi Taffin wittert eklatante Fortschritte bei den Hardwareproblemen und hat keine Bedenken wegen der anstehenden FIA-Homologisierung: "Es ist immer das Gleiche"
(Motorsport-Total.com) - Als Remi Taffin nach dem ersten Formel-1-Test in Jerez vor die Journalisten trat, hatte er mehr Mikrofone und Diktiergeräte unter der Nase, als er zählen konnte. Die Probleme der Renault-Teams, insbesondere Red Bulls und Toro Rossos, haben sich im Laufe der vergangenen Wochen kaum vermindert. Trotzdem war am Donnerstag in Bahrain der Ansturm auf den Motorenchef der Franzosen gemäßigter, Taffin aber genauso abgeklärt: "Wir haben Rückstand, aber den räumen wir aus", sagt er.

© xpbimages.com
Remi Taffin hat keine tiefen Sorgenfalten - oder besser gesagt nicht mehr Zoom
Taffin schießt die nächste Beruhigungspille hinterher: "Wir haben genug Zeit, uns auf Melbourne vorzubereiten." Grund zum Optimismus liefert die Tatsache, dass bei Renault die ärgsten Hardware-Probleme, allen voran das mit der Kühlung, eliminiert scheinen und die meiste Aufmerksamkeit mittlerweile der Optimierung der Software gilt: "Das Mapping eines Motors zu gestalten, ist immer schwierig. Das ist ganz normal beim Testen", weiß Taffin und wähnt sich auf "einem vernünftigen Leistungsniveau".
Dennoch sieht der Renault-Verantwortliche noch viel Verbesserungsbedarf, hat eine Menge Ideen und macht eine wichtige Einschränkung, wenn es um die gute Form seiner Aggregate geht: "Im Sinne davon, dass wir damit fahren können. Aber sobald man dann fährt, tun sich neue Probleme auf." Die betreffen aktuell die Installation des Antriebsstrangs, genauer gesagt den Schutz und die Kühlung bestimmter Komponenten. Im schlimmsten Fall lässt sich das nur lösen, wenn das Design des Autos überarbeitet wird.
Lotus' Probleme nicht bei Renault zu suchen
Von einem solchen Szenario will Taffin derzeit nicht sprechen: "Wir können Longruns fahren, also ist es nicht allzu schlimm. Es sind nicht Probleme wie zuvor, sondern solche, deren Lösung nur eine Frage der Zeit ist." Er meint, dass individuelle Zipperlein der Kunden ausgeräumt seien und seine Truppe sich jetzt den allgemeinen Schwierigkeiten widmen würde. "Wir konzentrieren uns auf den Antriebsstrang, den wir verbessern müssen", unterstreicht er, ohne Bedenken wegen der FIA-Homologisierung am Freitag zu haben.
"Es ist seit sechs oder sieben Jahren das Gleiche", beruhigt Taffin, der weiß, dass im Jahresverlauf immer Schwierigkeiten mit der Standfestigkeit drohen. Sein Baldrian: gute Erfahrungen mit dem alten Saugmotor: "Es wird genauso wie mit dem V8, der im Vergleich zu seinen Anfangstagen zu 95 Prozent verändert wurde. Wir werden am Freitag die Konfiguration für Melbourne nutzen." Kurzum: Es geht bergauf bei Renault. Da passt es ins Bild, dass zwei scheinbare Rückschläge vom Donnerstag angeblich keine sind.
Erstens: Das Aufleuchten des Warnlichts zur Drehmoment-Reduzierung auf der Geraden. "Es ist keine Empfehlung, das passiert automatisch", winkt Taffin mit Blick auf eine eventuell verhängte Leistungssperre ab. Zweitens: der defekte Auspuff bei Lotus, ausgerechnet die bislang am besten aufgestellte Renault-Mannschaft. "Es war mehr ein Auspuff- als ein Motorenproblem. Wir haben da kein Versagen erkannt", erklärt Taffin. Für ein Relikt der neuen Wärmeenergie-Rückgewinnung hält er die Sache nicht, nennt die Wirkung durch die neuen Systeme aber größer - schließlich ist Weiterfahren mit vernünftiger Leistung in einem solchen Fall nicht mehr möglich.

