Renault entwickelt unermüdlich weiter
Renaults Testchefingenieur Christian Silk über die Auswirkungen der Regeländerungen und der Testbeschränkung der Saison 2005
(Motorsport-Total.com) - Den größten Fehler, den ein dominierendes Team machen kann, ist, alle Entwicklungen zurückzufahren. Damit diese Situation nicht eintritt, wird auch Renault bei den kommenden Testfahrten in Le Castellet wieder mit einigen Verbesserungen aufwarten, um den Vorsprung vor der Konkurrenz zu verteidigen. Testchefingenieur Christian Silk verriet nun einiges über die Testarbeit bei den Franzosen, den Renault R25 und zukünftige Entwicklungen.

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In Le Castellet wird das Testteam von Renault wieder viel arbeiten müssen
Frage: "Welchen Einfluss hatten die neuen Regeln und die Testbeschränkung auf die Arbeit des Teams?"
Christian Silk: "Vom Standpunkt des Teams aus macht die Testbeschränkung alles in etwa so, wie es 2003 war: Wie müssen darauf achten, wir effizient wir die Autos einsetzen, wir müssen beim Einsatz flexibler sein. Das hat sich in der vergangenen Woche in Barcelona gezeigt, als wir wegen des Wetterberichts das Testprogramm um einen Tag vorzogen. Was die Regeln angeht, so mussten wir deswegen wesentlich mehr fahren. Um einen wirkliche Idee von den Reifen und dem Motor zu bekommen, mussten wir viel länger fahren als noch im vergangenen Jahr."#w1#
Frage: "Hatte das eine Auswirkung auf das Testprogramm anderer Bereiche?"
Silk: "Wir hatten sicherlich weniger Zeit, einfach auf Leistung zu fahren, daher können die Testzeiten am Ende noch irreführender als in den vergangenen Saisons sein. Dass wir mehr fahren müssen, stört natürlich unsere Suche nach Leistung, aber das ist eine Frage des Gleichgewichts. Wenn wir die Leistung der Reifen am Ende eines Rennens nicht richtig verstehen, dann kann das für uns bei einem Grand Prix ein gewaltiger Leistungsnachteil sein. Und das würde schwerer wiegen als der Vorteil von kleinen Setuptricks, die wir vielleicht beim Testen gefunden haben."
Entwicklungsprogramm schreitet sehr problemlos voran
Frage: "Nach den Testfahrten vor der Saison kennt das Testteam den R25 in- und auswendig. Wie schätzt du das Auto ein?"
Silk: "Zunächst ist es einfach zu fahren und abzustimmen, was sowohl für das Renn- als auch für das Test-Team ein Vorteil ist. Das Auto ist auf jeder Strecke von Anfang an schnell, wir können also sofort mit unseren Programmen beginnen - das hilft speziell bei den Rennen, denn dort ist die Zeit auf der Strecke begrenzt. Ansonsten ist die Motorleistung des Autos sehr gut, auch die aerodynamische Effizienz und der Umgang mit den Reifen. Beim Testen hatten wir kleine Zuverlässigkeitsprobleme, aber darum geht es beim Testen ja auch: Viel fahren, um die Probleme am Auto zu finden und sie zu lösen, noch ehe der R25 zu den Rennen kommt. Wir haben in der Vorsaison hart am Chassis und Motor gearbeitet, bisher zahlte sich das aus."
Frage: "Wie schnell schreitet die Entwicklung des R25 voran?"
Silk: "Seit den ersten Tests haben wir einige neue Teile gebracht und die Leistung verbessert, auch einige Dinge bezüglich der Zuverlässigkeit wurden getan. Wir haben ein intensives Entwicklungsprogramm und alles schreitet sehr problemlos voran: Die neuen Aerodynamikteile funktionieren am Auto gut und zeigen die Vorteile, die wir erwarteten. Ein weiterer Vorzug war, dass wir sehr früh schon mit zwei R25-Chassis testen konnten, schon beim zweiten Testeinsatz. Das hat uns einen messbaren Vorteil gebracht, was die Problemlösungen angeht, aber auch beim Verständnis und der Leistung des Autos."
"Das Team bewältigt die Arbeit gut"
Frage: "Man hat den Eindruck, dass in jedem Bereich ein Gang nach oben geschaltet wurde - welchen Einfluss hat das auf das Team?"
Silk: "Das gesamte Team leistet derzeit unheimlich viel - in der ganzen Fabrik und an der Strecke herrscht eine Begeisterung vor, weil wir wissen, dass das Auto konkurrenzfähig ist. Jeder gibt noch ein wenig mehr, arbeitet die Nacht durch, wenn das notwendig ist. Beim letzten Test hatten wir einen Tag weniger für die Vorbereitung, weil wir den Test vorzogen, aber das Team hat brillant darauf reagiert und am Dienstagmorgen fuhren beide Autos. Das Team bewältigt die Arbeit gut, dies spiegeln auch die Ergebnisse bei den Rennen wider."
Frage: "In dieser Woche fährt das Team in Paul Ricard. Auf was werdet ihr euch konzentrieren?"
Silk: "Wir werden Reifen für Imola testen, etwas am Setup arbeiten, wenn es darum geht, über die Randsteine zu fahren, und dann länger ausgerichtete Entwicklungsarbeiten bewältigen. Eine Auswirkung der bisherigen Zuverlässigkeitstests ist, dass wir noch Richtungen beim Setup finden müssen, die wir bisher nicht beschritten haben. Beim vergangenen Test gab es einige viel versprechende Dinge, daran werden wir auch in Le Castellet arbeiten. Die Zeit für Arbeiten am Setup ist bei den Rennen so beschränkt, dass die Richtungen, die wir nun einschlagen, bei den kommenden Grands Prix ein Vorteil sein können."

