• 17.08.2004 16:44

Renault-Analyse: Alonsos dritter Platz war nie in Gefahr

Fernando Alonso fuhr in Ungarn ein einsames Rennen - abgesehen von den Ferrari-Fahrern gab es keine Bedrohung

(Motorsport-Total.com) - Nach dem 70-Runden-Rennen am Sonntag beschrieb der junge Spanier die anstrengende Hatz durch Hitze und Staub als "einsam" - und genau so verlief sein Grand Prix auch. Abgesehen von den unantastbaren Ferrari zeigte sich Alonsos Renault R24 als bestes Auto im Feld. Sein dritter Platz geriet zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Noch bemerkenswerter ist dabei die Konstanz des 23-Jährigen: Alle 18 Runden seines ersten Stints lagen innerhalb eines Zeitfensters von einer halben Sekunde - eine mehr als fehlerfreie Fahrt.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonsos dritter Platz war nie ernsthaft in Gefahr

Am Hungaroring bewies sich erneut, dass der R24 am besten auf Kursen funktioniert, deren langsame Kurven einen hohen mechanischen Grip erfordern, und gute Traktion sowie Bremsstabilität belohnen. Fernando markierte im ersten und dritten Sektor jeweils die drittschnellste Runde mit 28,467 bzw. 22,484 Sekunden. Im zweiten Abschnitt jedoch - der mit der Sequenz der Turns 8/9/10/11 eine Reihe schneller Kurven aufweist - gelang ihm mit 29,304 Sekunden nur die sechstschnellste Zeit - sieben Zehntel hinter der Bestmarke von Michael Schumacher. Interessanterweise erwies sich der Renault R24 auch auf der Geraden als absolut konkurrenzfähig: Fernando passierte die Highspeed-Messung mit 311 km/h als Viertschnellster, nicht einmal zwei km/h unter dem Schumacher-Bestwert von 313,8 km/h.#w1#

Da der Spanier konstant schneller fahren konnte als Juan Pablo Montoya im Williams an vierter Stelle, legte er mühelos eine Lücke von zehn bis 15 Sekunden zwischen sich und den Kolumbianer, die er bis zur Zielflagge kontrollierte. Wie deutlich der Abstand war, belegt die Tatsache, dass Fernando in seiner schnellsten Rennrunde eine halbe Sekunde schneller fuhr als Montoya. Auch seine ideale Runde - zusammengesetzt aus den drei persönlichen Sektorbestzeiten im Rennen - lag klar unter denen des Williams-Piloten, wie der direkte Vergleich zeigt:

Fahrer / Bestzeit / Ideale Runde

MSC / 1:19.071 / 1:18.773
BAR / 1:19.213 / 1:19.031
ALO / 1:20.275 / 1:20.255
BUT / 1:20.425 / 1:20.298
PIZ / 1:20.501 / 1:20.463
MOY / 1:20.715 / 1:20.512
TRU / 1:20.705 / 1:20.705

Der Blick auf diese Zeiten legt nahe, dass BAR-Pilot Jenson Button von seinem fünften Platz enttäuscht sein müsste. Allerdings geben die schnellste und die ideale Rundenzeit eher eine Vorstellung vom Potenzial des Autos als vom tatsächlichen Rennspeed. Eine aussagekräftigere Größe bietet die durchschnittliche Rundenzeit während des jeweils längsten Stints eines Fahrers. Und dieser Vergleich offenbart, dass Montoya gegenüber Button einen Vorteil von rund einer Zehntelsekunde pro Runde besaß. Zugleich wird erneut Fernandos Leistung unterstrichen:

Fahrer / Runden / Durchschnitt

MSC / 20 / 1:20.821
BAR / 20 / 1:20.861
ALO / 22 / 1:21.408
MOY / 22 / 1:21.668
BUT / 20 / 1:21.732
PIZ / 19 / 1:21.865
SAT / 22 / 1:21.914
FIS / 21 / 1:22.301
COU / 21 / 1:22.323
TRU / 20 / 1:22.438

Wie stand es in diesem Zusammenhang mit Jarno Trulli? Die Rundenzeiten allein legen nah, dass er gegenüber Fernando stark abfiel. Die Wahrheit sieht jedoch anders aus: Während der ersten beiden Stints - bis etwa fünf Runden vor seinem zweiten Boxenstopp - folgte Jarno ganz locker dem BAR von Button. Die Tatsache, dass seine schnellste und ideale Runde identisch sind, legt nah, dass er in dieser Rennphase aufgehalten wurde und das Limit seines Autos nicht ausnutzen konnte. Unmittelbar vor seinem zweiten Halt jedoch verschlechtern sich seine Zeiten, und während seines dritten Turns steigt seine durchschnittliche Rundenzeit auf 1.23,6 Minuten gegenüber 1.21,6 Minuten im ersten Rennabschnitt.

Der Italiener berichtete über Funk von einem massiven Verlust an Grip auf der Vorderachse, betonte aber, dass es nicht am "Graining" der Reifen liege. Das Team entschloss sich, Jarno früher hereinzuholen, um das Problem vielleicht zu lösen. Doch in der ersten Runde nach Verlassen der Box sackte der Öldruck ab und Jarno musste seinen R24 abstellen. Damit endete zum zweiten Mal hintereinander ein viel versprechender Grand Prix mit einem frustrierenden Ausfall für Trulli.