Reifentechniker Fern: "Diskretion ist Pflicht!"
Michelin-Reifentechniker Andy Fern arbeitet bei McLaren-Mercedes und gibt im Interview einen interessanten Einblick in seine Arbeit
(Motorsport-Total.com) - Es wird wenig berichtet über jene Leute, die bei den Teams für die Reifen verantwortlich sind, dabei sind die Pneus die wohl wichtigste Komponente am Auto, sind sie doch die einzige Verbindung zwischen Rennfahrzeug und Strecke. Jeder Reifenhersteller entsendet zu den Teams eigene Reifentechniker. Für Michelin arbeitet zum Beispiel Andy Fern seit 2002 bei McLaren-Mercedes. Im Interview gibt der Brite Einblicke in die Arbeit als "Betreuer des schwarzen Goldes".

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Viele Daten, die die Michelin-Techniker sammeln, unterliegen der Geheimhaltung
Frage: "Wie würdest du deine Arbeit beschreiben?"
Andy Fern: "Meine Aufgabe ist es, als eine Art Verbindungsoffizier zwischen Michelin und McLaren zu arbeiten. Ich bin zu keinem Zeitpunkt in den Designprozess der Reifen involviert, aber ich beaufsichtige die Rennaktivitäten und manchmal auch die Aktivitäten bei Tests."#w1#
"Ich stelle sicher, dass mit jedem verwendeten Reifensatz alles so reibungslos wie möglich verläuft. Danach berichte ich unseren Designern und Ingenieuren. Ich beobachte jedes kleinste Detail und meine Hauptaufgabe ist es, das Team zu beraten, wenn die Zeit gekommen ist, eine Mischung für das Rennen auszuwählen. Wann auch immer die Autos auf der Strecke sind, bin ich in der Garage und auch wenn sie es nicht sind, verbringe ich dort ziemlich viel Zeit."
Frage: "Bist du der einzige Michelin-Vertreter in der McLaren-Box?"
Fern: "Nein. Ich werde von Assistenz-Technikern unterstützt, die die Reifentemperaturen- und -drücke jedes Mal messen, wenn die Autos anhalten. Einer unserer wichtigsten Design-Ingenieure steht ebenfalls in ständigem Kontakt mit Woking."
Frage: "Behältst du die McLaren-Reifendaten für dich oder arbeiten die Michelin-Techniker zusammen?"
Fern: "Michelin bündelt alle Reifendaten, denn die gesammelten Ergebnisse helfen uns dabei, unserer Reifenpalette zu verbessern und unseren Partnern bessere Ergebnisse zu bieten. Ich betone jedoch, dass wir nur Reifendaten austauschen. Michelins Techniker haben Zugriff zu sensiblen und vertraulichen Informationen über Benzinladungen und so weiter, aber uns ist es absolut nicht erlaubt, darüber zu sprechen."
"Das ist ein herausfordernder Teil der Arbeit, denn wir kommen alle sehr gut miteinander aus und lieben es über den Sport zu plaudern, aber Diskretion ist Pflicht. Das ist nicht immer einfach, aber man gewöhnt sich daran und es gibt zwischen den Reifentechnikern und Partnerteams ein tiefes gegenseitiges Vertrauen."
Frage: "Welche Werkzeuge stehen euch an einem Rennwochenende zur Verfügung?"
Fern: "Ich verwende einen Laptop und verschiedene Analyse-Tools, inklusive einen Laserscanner, der mit einem Handheld verbunden ist. Dies erlaubt es mir, die Art der Abnutzung der Reifen zu untersuchen, was eine gute Basis ist, um vorherzusagen, wie sich die Dinge im Verlauf eines Wochenendes wahrscheinlich verändern werden. Die Teams entwickeln nun On-Board-Druck- und Temperatur-Sensoren, aber dies ist eine sich in der Entwicklung befindende Technologie und wir vertrauen hauptsächlich noch den traditionellen Messmethoden."
"Am Freitag schneiden wir gebrauchte Reifensätze auf um sie auf Anzeichen von Blasenbildung, besonders auf den Hinterreifen, zu untersuchen und um die Konstanz und Haltbarkeit zu bewerten. Die Daten, die wir im Verlauf des Tages sammeln, werden analysiert und mit den gesamten Michelin-Ergebnissen verglichen. Wenn wir einmal alles studiert haben, dann kann ich Ratschläge in Bezug auf die Reifenvorbereitungen für das Rennen geben."
Frage: "Was ist die größte Herausforderung bei deinem Job?"
Fern: "Abgesehen von der Reiserei und den häufigen Zeitzonenwechseln ist die härteste Angelegenheit die endgültige Entscheidung am Freitagabend, welche Reifen man verwenden will. Das ist eine kritische Entscheidung und sie ist knifflig, denn der Kurs wird sich weiter verändern. Das ist natürlich für alle gleich, aber das macht die Sache auch nicht leichter."

