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Reglement 2017: Welche Hürden noch im Weg stehen

Was dem neuen Reglement für die Saison 2017 noch im Weg steht, wie weit die Änderungen gehen und was dafür spricht, das bald doch mehr überholt wird

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich war der 29. Februar der Stichtag für das neue Reglement 2017, doch nach wie vor wartet die Formel 1 auf einen kompletten Vorschlag. Die neuen Chassis-Regeln, die die Boliden auf Basis des McLaren-Entwurfs aggressiver und um rund fünf Sekunden schneller machen sollen, wurden vom FIA-Weltrat bereits abgesegnet, doch beim Motor scheiden sich noch die Geister.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Sebastian Vettel

Wird das Reglement 2017 für ein neues Kräfteverhältnis und mehr Action sorgen? Zoom

"Das finale Reglement wird bis 30. April entschieden", kündigt FIA-Präsident Jean Todt auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' an. Die Teams haben sich einstimmig darauf verständigt, noch bis Ende April mit Mehrheitsbeschluss über neue Motorenregeln abstimmen zu dürfen.

Dauerbaustelle Motor: Kosten als Streitthema

Woran es noch hakt? "Beim letzten Meeting habe ich die Motorenhersteller gebeten, den Preis der Motoren zu senken, damit sich jedes Team einen Motor leisten kann. Außerdem haben wir sie gebeten, die Motoren anzugleichen und Vorschläge zu machen, wie man den Sound weiter verbessern kann."

Die Reaktion der Hersteller fiel laut dem Franzosen nicht zufriedenstellend aus: "Deswegen haben wir uns auf die Verschiebung geeinigt." Nach wie vor droht Todt mit dem Alternativmotor, sollten die Hersteller nicht nach seiner Pfeife tanzen. "Wir haben ihnen gesagt, dass sie uns nicht dazu zwingen sollten, den Alternativmotor einzuführen", offenbart Todt.

Motoren 2017 nur um eine Million Euro billiger?

Dennoch will er seine Drohung nicht wahrmachen: "Ich werde mich stark dafür einsetzen, eine Einigung zu erzielen. Ich hoffe, dass das gelingt." Ein Streitpunkt sind die Motorenpreise: Die Hersteller haben bereits zugestimmt, den Preis für die Antriebseinheiten ab 2018 für die Kunden auf zwölf Millionen Euro zu senken - derzeit bewegt man sich zwischen 15 und 17 Millionen Euro.

2017 sollen die Motoren als Übergangslösung um eine Million Euro günstiger werden, doch daran scheiden sich die Geister. Den Kundenteams geht dies nicht weit genug. Bei der Angleichung der Motorenleistung - ein Bereich, auf den Formel-1-Boss Bernie Ecclestone besonderen Wert legt - scheint man sich einig zu sein.

Man darf gespannt sein, wie sich die Änderungen beim Chassis auswirken werden. Kritiker behaupten, dass das neue Reglement zwar für schnellere Autos sorgen wird, aber Überholmanöver nicht einfacher werden. FIA-Rennleiter Charlie Whiting dementiert aber, dass man nun einfach den Einfluss der Aerodynamik vergrößert hat, was die Boliden noch anfälliger für Luftverwirbelungen machen würde.


Fotostrecke: Meilensteine der Formel-1-Technik

Schnellere Autos als Überhol-Killer?

"Wir haben dafür gesorgt, dass vor allem der mechanische Grip deutlich ansteigt", erklärt der Brite. "Es stimmt also nicht, dass die Verbesserung in der Rundenzeit einzig und alleine auf mehr Abtrieb zurückzuführen sein wird. Die Idee ist, dass die Hälfte davon durch mechanischen Grip und die andere durch Abtrieb zustande kommt." Man habe in Anbetracht der Problematik, alle Interessen befriedigen zu müssen, sein Bestes geben.

Auch Red-Bull-Stardesigner Adrian Newey, der nun eher im Hintergrund werkt, zeigt sich in Hinblick auf das Aerodynamikreglement durchaus guter Dinge: "Es wurde von unserer Arbeitsgruppe ziemlich gut geforscht, und sie haben eine Firma in Italien für die Forschung beauftragt. Ob das alles so funktioniert hat mit dem Überholen, weiß ich nicht genau, aber ich glaube, dass wir solide Forschung hatten."

"Wenn man die aktuellen Reifen auf ein schnelleres Auto schraubt, dann wird sich in Hinblick auf Rad-an-Rad-Duell nicht viel ändern." David Coulthard

Einzig die unterschiedlichen Interessen in der Strategiegruppe haben das Ergebnis etwas "verwässert". Red-Bull-Teamchef Christian Horner bestätigt gegenüber 'Formula1.com': "Wir hätten uns gewünscht, etwas weiter zu gehen, aber es ist ein Kompromiss geworden." Dennoch: "Es ist besser als Stillstand."

Neue Reifen geben Hoffnung

Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard glaubt, dass ein Erfolg oder Misserfolg des neuen Reglements nicht nur von den neuen Boliden abhängen wird, sondern vor allem von den Reifen. "Sie sind das einzige Teil, das den Boden berührt. Wenn man die aktuellen Reifen also auf ein schnelleres Auto schraubt, dann wird sich in Hinblick auf Rad-an-Rad-Duell nicht viel ändern", sagt der Schotte gegenüber 'Laureus.com'. "Wir müssen also auch die aktuellen Reifen ändern und dafür sorgen, dass es keinen temperaturempfindlichen, sondern einen normalen Abbau gibt."

Genau das hat aber Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery bereits angekündigt. "Unser Ziel ist es, das Arbeitsfenster des Reifens für nächstes Jahr zu vergrößern", sagt der Brite. "Es wird viel weniger Abbau durch Temperaturempfindlichkeit geben. Das wird eine ganz andere Philosophie und Herangehensweise sein - auch bei der Struktur."

All das erfordert nun jede Menge Arbeit seitens der Teams, um keinen Fehlstart in die neue Formel-1-Ära hinzulegen. Bei Red Bull wird bereits für 2017 getüftelt. "Wir haben ein neues Regelwerk für nächstes Jahr, deshalb steigen wir jetzt langsam ein". Bestätigt Newey gegenüber 'ServusTV'. Und Horner ergänzt: "Ich glaube, alle Teams wägen jetzt ihre Ressourcen ab und arbeiten für 2016 und 2017."