• 23.10.2004 10:14

  • von Fabian Hust

Reglement 2005: Mehr Tests, weniger Fahr-Action?

Das neue Reglement soll die Formel 1 aufregender und kostengünstiger gestalten, doch geht der Schuss nach hinten los?

(Motorsport-Total.com) - Während sich die Teams weitestgehend einig waren, was die Beschneidung der Aerodynamik angeht und auch die Reifenhersteller schon längst Reifen im Hinblick auf die kommende Saison testeten, in der ein Reifensatz pro Qualifikation und für das komplette Rennen in der Summe verwendet werden muss, musste der Automobilweltverband FIA das neue Motorenreglement für die Saison 2006 durchboxen. Für die V8-Motoren mit 2,4 Liter Hubraum fand sich nicht die notwendige Zustimmung.

Titel-Bild zur News: Geoffrey Willis, Technischer Direktor be BAR-Honda

Willis: Segen oder Fluch? Reifen- und Motorenreglement stehen sich entgegen

In den Augen vieler Experten sind die "Zwei-Motoren-Regel" sowie die "Ein-Reifen-Regel" zwar gut gemeint, aber schlecht durchdacht. Reifenwechsel sind während dem Rennen ab der kommenden Saison nur noch bei Defekten erlaubt, auch die Qualifikation wird mit jenem Reifensatz bestritten, der im Rennen zum Einsatz kommt. Damit erhöht sich die Laufleistung auf rund 400 Kilometer.#w1#

Um sicher zu stellen, dass die Reifen den Anforderungen genügen, müssen die Teams dementsprechend mehr testen. Im Prinzip wird es notwendig sein, jede neue Mischung oder Konstruktion - welche vor praktisch jedem Rennen modifiziert werden - eine Renndistanz am Stück auszuprobieren. Es ist zwar möglich, die Pneus bei den Tests einfach seltener zu wechseln, doch Haltezeiten an der Box bedeuten, dass sich die Temperaturverhältnisse in den Reifen und somit ihre Eigenschaften verändern.

Nicht ganz so dramatisch ist es beim Motor, dessen Laufzeit - die sich auf über 1.500 Kilometer ausdehnen muss - könnte auch in Etappen auf der Strecke überprüft werden. Dennoch muss auch hier unter dem Strich mehr getestet werden, denn die Hersteller müssen neben der Zuverlässigkeit auch sicherstellen, dass die Motorleistung gegen Ende der Laufzeit nicht zu rapide einbricht. Negativ könnte sich das Reglement ausgerechnet an den Rennwochenenden auswirken, an denen die Fans die Autos auf der Strecke sehen wollen. Man wird noch mehr Kilometer einsparen als in dieser Saison, um das Material zu schonen.

"Die Veränderungen im Bereich der Motoren- und Reifenregel könnten dazu führen, dass die Fahrzeit am Rennwochenende auf ein Minimum reduziert und die Testbelastung deutlich erhöht wird", wird Geoffrey Willis, Technischer Direktor bei BAR-Honda, von 'AtlasF1' zitiert. Es bleibt aber ein Hoffnungsschimmer, dass doch nicht so wenig gefahren wird, wie der Brite erklärt: "Beides kollidiert miteinander. Um herauszufinden, welcher Reifen der richtige ist, werden wir eine Menge fahren müssen, um aber die Zuverlässigkeit des Motors zu maximieren, müssen wir die Fahrzeit minimieren."

Klar scheint zu sein, dass zumindest in den kommenden beiden Jahren die Formel 1 für die Teams nicht billiger wird. Zwar müssen weniger Reifen und Motoren hergestellt werden, dafür könnte sich jedoch der Testaufwand erhöhen. Zudem sind die Motorenhersteller gezwungen, für 2006 einen komplett neuen Motor zu entwickeln. Auch die Teams müssen innerhalb von zwei Jahren zwei Autos mit einer neuen Philosophie entwickeln: 2005 kommt der Einschnitt in der Aerodynamik und die kleineren und leichteren V8-Motoren erfordern für 2006 ebenfalls ein völlig neu durchdachtes Konzept.