• 19.03.2006 12:08

Regelchaos: Selbst Schumacher hatte keine Ahnung

Peinlich für die Formel 1, nach dem Qualifying gab es ein großes Rätselraten um die Startaufstellung - Haug: "Das ist halt kompliziert"

(Motorsport-Total.com/sid) - Ferrari-Pressechef Luca Colajanni schüttelte den Kopf, die Funktionäre tauchten ab, und selbst Michael Schumacher lag mit seinem Tipp daneben: Das Regelchaos nach dem Qualifying zum Großen Preis von Malaysia sorgte bei Teams, Fahrern und Zuschauern gleichermaßen für Verwirrung und hatte ein peinliches Nachspiel.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen und Norbert Haug

Mario Theissen und Norbert Haug: Das Reglement verwirrt selbst die Experten

"Ich stehe auf Rang 13", meinte Michael Schumacher bei 'RTL' und 'Premiere': "Naja, davon gehe ich jedenfalls stark aus." Da irrte der siebenmalige Weltmeister. Nach langem Rätselraten um die richtigen Platzierungen stand erst vier Stunden vor Rennbeginn fest, dass der Ferrari-Pilot von Startposition 14 ins Rennen gehen muss. "Das ist alles noch nicht ganz ausgereift", meinte Schumacher dazu nur.#w1#

Verantwortlich für das Theater war das Reglement des Automobilweltverbandes FIA. Dort heißt es, dass ein Rennfahrer bei einem Motorwechsel 10 Startplätze zurückgestuft wird, wenn der Wechsel vor der Qualifikation stattfindet. Das betraf neben Michael Schumacher auch David Coulthard und Rubens Barrichello.

Tauschen die Mechaniker erst nach der Qualifikation das Triebwerk, wird der Pilot ans Ende des Feldes gesetzt, wie es Schumachers Bruder Ralf sowie seinem Teamkollege Felipe Massa passierte. Mit dieser Masse an Wechseln waren die FIA-Funktionäre anscheinend überfordert, denn die Frage war: Wer steht wo?

"Michael startet hier als Elfter, nur wetten würde ich darauf nicht", sagte Ferrari-Pressechef Colajanni in weiser Voraussicht dem 'sid'. Und deshalb gingen die Italiener in ihrem Pressetext lieber auf Nummer sicher. Dort stand, dass Schumacher in Reihe sechs steht. Eine Stunde später gab es die Korrektur, aus der Sechs war plötzlich eine Sieben geworden, auch das ohne Gewähr.

Die FIA bot im "Fall Schumacher" gleich vier Lösungsmodelle an: Startplatz 11, 12, 13 oder 14. Noch Fragen? Und auf die eindringliche Bitte um eine korrekte Startaufstellung hieß es lapidar: Die reichen wir am Sonntag nach, rechtzeitig vor dem Rennen, versteht sich. Dann hatten die Funktionäre Feierabend und fuhren bestens gelaunt zurück ins Hotel. Als Reaktion auf die Verwirrung überlegt die FIA inzwischen aber wohl, künftig bereits am Samstag eine provisorische Startreihenfolge zu veröffentlichen.

"Natürlich ist es unbefriedigend, wenn am Ende des Qualifyings die Startaufstellung nicht unmittelbar bekannt ist", meinte Mario Theissen. Der BMW Motor Sportdirektor warnte allerdings davor, die Situation zu dramatisieren. Das neue Qualifying sei hinsichtlich Action und Spannung ein großer Gewinn und habe mit dieser Regelung, nach einem Motorwechsel 10 Plätze zurückversetzt zu werden, auch nichts zu tun.

Theissen: "Diese Regelung gibt es bereits im dritten Jahr. Die Besonderheit bei diesem Rennen besteht in der hohen Zahl an Motorwechseln. Dies zeigt, dass die Entwicklungszeit für die neuen V8-Motoren einfach zu kurz war."

Mercedes-Sportchef Norbert Haug nahm die Regelhüter der FIA in Schutz. "Die sind diesmal halt ganz präzise vorgegangen und wollten keine Fehler machen", sagte Haug dem 'sid'. Die verwirrende Situation sei nur durch die vielen Motorwechsel entstanden. Man müsse mit den Regeln leben, schließlich seien sie ja für alle gleich, meinte Haug, gab aber auch zu: "Naja, ein bisschen kompliziert ist es schon."