Red Bull Racing geht ohne Prognosen in die Saison 2005

Das neue Auto scheint einen Fortschritt darzustellen, dennoch geht Red Bull Racing ohne Erwartungen in das Übergangsjahr 2005

(Motorsport-Total.com) - Nach dem doch recht kurzfristig abgewickelten Kauf des ehemaligen Jaguar-Teams von Ford stellt sich Red Bull Racing 2005 bestenfalls auf ein Lern- und Übergangsjahr ein. Der erste Eindruck vom neuen RB1, mit dem man die am 6. März in Australien die Saison in Angriff nehmen wird, ist zwar positiv, mit großspurigen Vorhersagen hält man sich jedoch zurück.

Titel-Bild zur News: Günther Steiner

Günther Steiner geht ohne große Erwartungen ins erste Red-Bull-Jahr

"Ich stelle keine Prognosen", wird Günther Steiner, Technischer Direktor des österreichisch-britischen Rennstalls, von unseren Kollegen von 'Motorsport aktuell' zitiert. "Ich will in Ruhe die Testfahrten beobachten, dann sehen wir, wie es weitergeht. Es wäre aber falsch, hohe Erwartungen zu haben. Leider haben wir bis zum Saisonstart nur sechs Testtage. Das heißt, wir müssen in dieser kurzen Zeit das Maximum an Zuverlässigkeit erarbeiten."#w1#

Steiner: "Der erste Monat war sehr arbeitsreich"

In vielerlei Hinsicht konnte sich der deutschsprachige Italiener noch kein genaues Bild davon machen, wo die Probleme von Red Bull Racing liegen, zumal er seinen Dienst erst Mitte Januar aufgenommen hat, weil er davor bei Opel in der DTM unter Vertrag stand. Was ist seither passiert, Günther? "Der erste Monat war sehr arbeitsreich", entgegnete er. "Ich musste mir ein Bild machen, was Stand der Dinge ist und was sich in den letzten zwei Jahren getan hat."

Steiner arbeitete bekanntlich schon vor einiger Zeit als Technischer Direktor unter Teamchef Niki Lauda für Jaguar, musste aber Ende 2002 gehen - genau wie sein österreichischer Vorgesetzter. Nun war es Lauda, der ihn zu Red Bull Racing gebracht hat, denn der heutige 'RTL'-Experte schlug 'Red-Bull'-Chef Dietrich Mateschitz vor, Steiner wieder an Bord zu holen. Die deutsche Sprache dürfte ein Hauptargument gewesen sein, weil 'Red Bull' keine englische Achse wie Purnell/Pitchforth mehr dulden will.

Nach der Umstrukturierung laufen bei Red Bull Racing nun alle Ressourcen in die Saisonvorbereitung. Der RB1 ist dabei keine technische Revolution, sondern eher eine Evolution: "Es ist eine Weiterentwicklung des Jaguar R5 mit einem komplett neuen Getriebe. Im Grunde dreht sich alles um dasselbe Thema. Das Auto muss leichter werden, die Steifigkeit darf aber nicht leiden", so Steiner. Außerdem habe man das Hauptaugenmerk darauf gelegt, die alten Jaguar-Schwächen auszumerzen.

Instabiles Heck beim RB1 kein Problem mehr

Ein solcher Schwachpunkt aus der Saison 2004 war das instabile Heck, das zu einem erhöhten Reifenverschleiß führte, was angesichts des neuen Reglements in diesem Jahr einer mittleren Katastrophe gleichgekommen wäre. Laut Christian Klien hat man diesbezüglich aber Fortschritte erzielt: "Das Heck des RB1 ist stabiler geworden. Das wirkt sich sehr positiv auf die Abnutzung der Hinterreifen und auch auf Überholmanöver am Ende der Geraden aus", sagte er.

"Lenkung und Bremsen sind mit jenen des Vorgängermodells ähnlich", fuhr er fort. "Das Fahrverhalten des RB1 unterscheidet sich also nicht wesentlich von dem des R5. Aerodynamisch ist der neue Wagen aber ein kleiner Schritt nach vorne. Der Motor hinterlässt einen soliden Eindruck. Die Reifen bauen in den ersten zehn Runden kontinuierlich ab, bleiben dann aber konstant. Wir müssen die Abnützung weiter minimieren, steht uns doch dieses Jahr im Rennen nur ein Reifensatz zur Verfügung."

Klien rechnet in Melbourne schon mit 2004er-Zeiten

Was die Beschneidung der Aerodynamik angeht, glaubt Klien nicht, dass die Formel 1 tatsächlich langsamer geworden ist - und wenn doch, dann nur vorübergehend: "Ich schätze, dass wir im Moment 15 Prozent weniger Abtrieb haben als im Vorjahr. Wenn die Entwicklung aber so weitergeht, fahren wir in Australien dieselben Rundenzeiten wie vor einem Jahr. In den schnellen Kurven besteht schon jetzt fast kein Unterschied mehr."

Was die recht respektablen Testzeiten angeht, die Red Bull Racing zuletzt erzielt hat, betonte der Österreicher, dass man diese "mit Vorsicht genießen" müsse. In der Tat spricht nicht viel dafür, dass dem Team ein Quantensprung nach vorn gelingen wird: Das Chassis ist eine konservative Weiterentwicklung der eher durchschnittlichen Jaguar-Basis, personell hat es viele gravierende Umstellungen gegeben und der Motor kommt von Cosworth unter neuer Führung.

Dabei handelt es sich "nicht um ein komplett neu aufgebautes Triebwerk", wie Steiner festhielt: "Es ist ein auf längere Distanzen konzipierter Motor. Das Konzept, also der Block an sich, ist dasselbe wie 2004. Wie zuverlässig das Aggregat ist, werden wir bei den Dauertests vorstellen. Auf dem Prüfstand lieferte der Motor gute Daten. Ich weiß, dass Cosworth motiviert ist." Und: "Alex Hitzinger (einer von zwei Cosworth-Motorenbauern; Anm. d. Red.) kenne ich aus meinen Rallye-Tagen bei Ford."