Red Bull: Minardi-Übernahme nicht politisch motiviert

Dass Red Bull durch den Minardi-Kauf zwei Stimmen in allen Gremien hat und gleichzeitig Bernie Ecclestone hilft, soll keine Rolle gespielt haben

(Motorsport-Total.com) - Die britischen Journalisten wollen es nicht wahrhaben, aber es scheint wohl tatsächlich so zu sein: Der österreichische Energydrink-Hersteller Red Bull wird das Minardi-Team am 1. November nicht in erster Linie wegen politischer Hintergründe übernehmen, sondern vor allem aufgrund von sportlichen Überlegungen.

Titel-Bild zur News: Dietrich Mateschitz

Der neue mächtige Mann der Formel 1: Mateschitz kontrolliert gleich zwei Teams

In einem Interview mit 'grandprix.com' bestätigte Unternehmensgründer Dietrich Mateschitz, der 2006 gleich zwei Formel-1-Rennställe kontrollieren wird, dass es seine vordergründige Motivation war, den Talenten des Red-Bull-Nachwuchskaders Einsatzmöglichkeiten in der Königsklasse zu verschaffen. So werden neben David Coulthard, Christian Klien und Vitantonio Liuzzi in der kommenden Saison auch Scott Speed, Neel Jani und eventuell sogar noch weitere Piloten Formel-1-Luft schnuppern.#w1#

Die Tatsache, dass Red Bull von nun an in allen wichtigen Gremien mit zwei Stimmen vertreten sein wird, bezeichnete Mateschitz als "angenehme Nebenwirkung" des Deals, aber: "Es stecken keinerlei politische Beweggründe dahinter. Die Wahrheit ist, dass Paul (Stoddart; Anm. d. Red.) sein Team schon seit einiger Zeit verkaufen wollte", so der Österreicher. Und: "Es steht uns frei, den Ideen und Vorschlägen von Mosley und Ecclestone zuzustimmen oder auch nicht."

Obwohl der frühere Zahnpastavertreter glaubwürdig klingt, wenn er behauptet, dass Politik keine Rolle gespielt hat, so ergeben sich doch einige Begleiterscheinungen, die ihm nicht ungelegen kommen dürften: Erstens kann er nun Ecclestone den Rücken stärken und mit Minardi die vierte Unterschrift unter das Concorde Agreement setzen, und zweitens hat er Mosley einen Herzenswunsch erfüllt und dessen Intimfeind Stoddart endlich beseitigt.

Mateschitz kündigte auch an, dass das Team unbedingt konkurrenzfähiger als bisher werden soll, und er will dafür auch möglichst viele Synergien zwischen dem aktuellen Red-Bull-Rennstall und Minardi schaffen. Einen Chassistransfer wird es aber vorerst nicht geben, da dies - zumindest bis 2008 - vom Reglement her verboten ist. Langfristig soll die Mannschaft jedoch sogar von Faenza nach Großbritannien umgesiedelt werden, um den dortigen Red-Bull-Windkanal besser nutzen zu können.

Eines steht schon jetzt fest: Paul Stoddart könnte zwar in beratender Tätigkeit vorübergehend an Bord bleiben, was jedoch auch als unwahrscheinlich gilt, aber schon am 1. November soll ein völlig neuer Teamchef präsentiert werden. Dies bestätigte Dany Bahar, die rechte Hand von Mateschitz, ebenfalls gegenüber 'grandprix.com': "Ja, es wird einen neuen Teamchef geben. Wir befinden uns gerade in der finalen Phase der Verhandlungen", sagte er.