• 24.03.2012 17:49

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Red Bull: Die Hoffnungen für den Renntag

Sebastian Vettel, Mark Webber und Red-Bull-Teamchef Christian Horner sind nach dem Qualifying in Sepang guter Dinge: McLaren könnte in Reichweite sein

(Motorsport-Total.com) - McLaren hat seine aktuelle Vormachtstellung auch im Qualifying von Malaysia behaupten können, jedoch ist die Konkurrenz näher gerückt. Michael Schumacher und die beiden Red-Bull-Piloten waren nur einen Hauch langsamer als der zweitplatzierte Jenson Button. Auch Kimi Räikkönen konnte auf jenem Niveau agieren, der Finne muss aber aufgrund einer Strafe von Startplatz zehn ins Rennen gehen. Es zeichnet sich ein spannender Grand Prix ab.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber war auch in Sepang im Qualifying schneller als der Champion

"McLaren ist der Favorit, aber wir sind an Sonntagen derzeit besser als am Samstagen. So ganz außer Reichweite sind die nicht", formuliert Sebastian Vettel eine Kampfansage in Richtung Hamilton und Button. Der Weltmeister fuhr in der Zeitenjagd die sechstschnellste Runde - wie schon in Melbourne. "Glücklich bin ich natürlich nicht. Es war in etwa das, was wir erwarten durften. Ich habe so ziemlich das Maximum aus dem Auto herausgeholt. Mal sehen, was drin ist."

Vettel geht mit einem vermeintlichen Vorteil in die Hitzeschlacht von Sepang. Der Heppenheimer fuhr seine beste Rundenzeit auf den härteren Reifen, darf somit auch auf dieser Mischung ins Rennen gehen. "Vielleicht hilft es ein wenig", meint er. "Hoffentlich kann ich im ersten Stint etwas länger fahren. Dadurch könnte ich bei der Strategie etwas flexibler werden. Bezüglich der Rundenzeiten sollten die beiden Reifenmischungen im Rennen nur wenig Unterschied ausmachen."

Vettels Blick geht allerdings nicht nur nach vorn. Dem Champion ist klar, dass auch andere Teams an der Spitze mitmischen könnten. "Von Lotus war ich keineswegs überrascht. Die waren die ganze Zeit stark, vor allem in Q1 und Q2. Dass sie im Vergleich zu anderen in Q3 nur recht wenig zulegen konnten, das hat mich überrascht", sagt der Deutsche, der morgen direkt hinter dem am Samstag bestens aufgelegten Michael Schumacher starten wird.

Nicht nur McLaren gilt es zu schlagen

"Der Mercedes ist schnell auf der Geraden. Aber gleichzeitig sind die im Qualifying immer besser als im Rennen. In Australien hatten sie diesbezüglich Probleme und das ist gerade einmal eine Woche her. Es ist die Frage, ob man innerhalb einer Woche viel daran ändern konnte", sieht Vettel seine Chancen im Duell gegen Schumacher. In Australien hatten die Reifen am Mercedes erheblich stärker abgebaut als bei vielen anderen Teams.

"Bisher ist McLaren der König der Samstage und Sonntage, aber es war erst ein Rennen. Mal schauen, was morgen passiert. In Sachen Renntempo stehen wir etwas besser da. Was das Qualifying anbelangt, da ist McLaren derzeit vorne. Die haben ein gutes Auto, hatten einen guten Winter und daher sind sie für uns alle schwer zu schlagen", schiebt Vettel die Favoritenrolle in Richtung McLaren. Er erklärt: "Wir rutschen noch zu viel herum. Das macht es für uns Im Cockpit nicht gerade einfacher."

"Gestern waren wir mit der Balance noch nicht allzu gut aufgestellt. Da gab es erhebliche Unterschiede zwischen schnellen Passagen und langsamen Ecken. Das passte nicht zusammen. Heute ging es mit dem leichten Auto schon besser. Und normalerweise wird es sonntags nochmal besser", macht sich Mark Webber Mut. Der Australier musste in Q2 am Ende gewaltig kämpfen, zeigte sich aber in Q3 in Topform: Platz vier.

"Es lief bei mir besser als erwartet. Ich bin überrascht, dass mir nur eine Zehntel auf Jenson fehlt. Für die Pole sind wir aber noch nicht schnell genug. Wir müssen uns in ein paar Bereichen verbessern, zum Beispiel beim Topspeed", sagt der Australier. "Im Rennen werden wir vergleichsweise nicht schlechter dastehen. Mal schauen, wie sich das am Sonntag entwickelt."

Mehr strategische Möglichkeiten

Strategisch ist Webber anders aufgestellt als Vettel, denn er fuhr seine beste Zeit auf den Medium-Pneus. "Ich hätte es vielleicht auch in Q3 mit härteren Reifen probiert, wenn mein Run auf solchen Reifen in Q1 ordentlich gewesen wäre. War er aber nicht, daher habe ich mich für die weicheren entschieden", sagt er. "Ich glaube insgesamt nicht, dass ein Team mit seiner Strategie ausbrechen kann. Ich gehe davon aus, dass fast alle drei Stopps einlegen werden. Das wird bestimmt ein guter Grand Prix."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Malaysia


"Wie erwartet" sei das Qualifying verlaufen, meint Red-Bull-Teamchef Christian Horner, "denn es war uns klar, dass McLaren auf eine schnelle Runde besser ist. Ich war überrascht, wie nahe Mark an die herankommen konnte. Wir hoffen, dass wir morgen ein gutes Rennen abliefern können." Vor allem die strategischen Möglichkeiten mit Vettel auf härteren Reifen könnten helfen. "Wir haben das kurzfristig auf seiner Ausrollrunde nach dem ersten Versuch entschieden. Wir wollten versuchen, die Strategie auszusplitten. Sebastian kam ohnehin mit den härteren Pneus besser zurecht, deswegen haben wir so reagiert."

Auch Horner hat mehere Teams im Kampf um die Podestplätze auf der Rechnung. "Interessant ist, dass sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten immer mal wieder andere Teams vorne zeigen können. Kimi Räikkönens Runde in Q2 war beispielsweise bärenstark. Oder Pastor Maldonado, der im dritten Freien Training auf den harten Reifen extrem schnell war. Toro Rosso war gestern richtig gut. Es ist immer in Bewegung. Das ist gut für die Formel 1, das macht es interessant. Es zeigt gleichzeitig, wie wichtig eine konsequente Weiterentwicklung sein wird."