Red Bull: Die Gründe für den Auspuff-Vergleichstest

Sebastian Vettel und Mark Webber werden am Freitag mit unterschiedlichen Heckpartien ins Training geschickt - Christian Horner sieht Licht am Ende des Tunnels

(Motorsport-Total.com) - Red Bull hat dieses Jahr seine Überlegenheit verloren. Der österreichische Rennstall mit Sitz in Milton Keynes sicherte sich im Vorjahr 18 Pole-Positions - nur einmal durfte McLaren-Pilot Lewis Hamilton jubeln. Bei den ersten beiden Saisonrennen 2012 startete man aber noch nie aus der ersten Reihe: Das Highlight war bisher ein vierter Startplatz durch Mark Webber in Sepang.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Mark Webber

Red Bull möchte das Freitagtraining für einen Vergleichstest nutzen

In China geht man sogar so weit, dass man den Australier und Weltmeister Sebastian Vettel am Freitag mit zwei unterschiedlichen Heckpartien ins Training schickt - ein Indiz für die Ratlosigkeit der im Vorjahr noch so makellosen Truppe? "Wir haben in den vergangenen Saisons bewiesen, dass wir ein ziemlich reibungsloses Unternehmen sind", verteidigt Webber sein Team. "Mit dieser Entscheidung wollen wir ein paar Dinge klären und überprüfen."

Was sich Red Bull vom Vergleichstest verspricht

Der Grund für diesen Schritt sind die massiven Testeinschränkungen während der Saison. "Wir werden ein paar Evaluierungsarbeiten mit den zwei Autos durchführen, denn während der Saison sind Tests nicht erlaubt", bestätigt Teamchef Christian Horner. "Der Freitag ist daher die beste Möglichkeit, um auf der Strecke zu testen. Wir nützen die Gelegenheit morgen und überprüfen eine frühe Version unseres Auspuffs und die weiter fortgeschrittene Version aus Malaysia. Wir werden uns dann die Daten ansehen und dann unsere eigenen Schlüsse ziehen."

Vettel wird mit einer modifizierten Variante der Heckpartie von den Tests starten - die Modifikationen sind notwendig, da die vor Hitzeschäden schützenden Abweiser, die man vor der Saison einsetzte, nicht dem Reglement entsprachen. Laut Augenzeugen-Berichten bei den Tests funktionierte die alte Version, bei der der Auspuff das untere Heckflügel-Element anbläst, besser als die zwei Tage vor Testschluss enthüllte Variante, bei der sich Newey von McLaren inspirieren ließ und die Auspuffgase auf das Diffusordach strömen lässt.

Durchaus möglich, dass die Balanceprobleme des RB8 auf die neuere Auspuffvariante, die am Freitag Webber einsetzen wird, zurückzuführen sind, schließlich hieß es, dass die Front des Autos mit dem Heck nicht harmoniert. Bei den Vergleichsfahrten geht es laut dem "Aussie" "wahrscheinlich nicht nur um dieses Wochenende, sondern auch um zukünftige Rennen und Entwicklungen - es ist ganz klar eine Mischung aus diesen Faktoren."

Horner macht der FIA keinen Vorwurf


Fotos: Red Bull, Großer Preis von China


Er bittet aber um Geduld: "Wir werden im Verlauf des Wochenendes mehr Informationen haben. Vermutlich nicht einmal morgen Abend - das braucht Zeit." Der ältere Red-Bull-Pilot beruhigt seine Fans: "Wir wissen, woran wir arbeiten müssen - wir müssen vor allem am Samstag eine bessere Performance finden."

Mark Webber

Red Bull packt sein altes Auspuffsystem von den Tests wieder aus Zoom

Inzwischen ist klar, dass auch die Reglementänderungen mit schuld sind, dass Red Bull seine Überlegenheit verloren hat - die härteren Belastungstest beim Frontflügel und die massiven Einschränkungen beim Auspuff haben das Weltmeisterteam härter getroffen als die Konkurrenz, da zwei Grundpfeiler von Neweys Konzept beschnitten wurden.

Doch macht man der FIA nun einen Vorwurf? Teamchef Horner gibt sich gelassen: "Wenn man erfolgreich ist, dann ist so etwas manchmal unerlässlich und Teil des Sports. Adrian hat unterstrichen, dass wir die Pioniere des auspuffangeblasenen Diffusors waren, aber wir müssen jetzt einfach darauf reagieren, unsere Köpfe zusammenstecken und nach vorne schauen."

Horner erkennt Fortschritte

Der Brite sieht Licht am Ende des Tunnels: "Wir haben die ersten Rennen dazu verwendet, um das Auto besser zu verstehen, und ich denke, dass das Handling und auch die Entwicklungsrichtung jetzt viel besser sind. Hoffentlich bringt dieses Wochenende noch ein paar weitere Antworten."

Zumal derzeit ohnehin unklar ist, wie sich das Kräfteverhältnis in der Formel 1 darstellt. "Melbourne war wahrscheinlich auf eine gewisse Art und Weise ein normales Rennen, obwohl wir eine Safety-Car-Phase hatten", meint Webber. "Malaysia wurde durch die wechselhaften Bedingungen und unterschiedlichen Entscheidungen später im Rennen komplett auf den Kopf gestellt. Sergio hat Fernando gepusht. Ich bin sicher, dass wir das sobald nicht wieder erleben werden."

China ist für Red Bull - zumindest was die Geschichte angeht - ein guter Boden: Auf dem Shanghai International Circuit sicherte sich das Team 2009 den ersten Grand-Prix-Sieg. "Wir wollen dieses Jahr diese Performance wiederholen", meint Horner. "Im Vorjahr hat nicht viel zum Sieg gefehlt. Wir waren bei den Pirelli-Reifen immer noch in der Lernphase, und uns fehlten damals auf einer Zweistopp-Strategie vier Runden zum Sieg. Es handelt sich um eine Strecke, die Sebastian genießt - das gilt auch für das Team, denn wir hatten hier in den vergangenen Jahren ganz vernünftige Ergebnisse."