Rechenspiel: Dennis und die "Hochrisikostrategie"

Teamchef Ron Dennis hätte Lewis Hamilton beim Brasilien-Grand-Prix gerne in der ersten Reihe gesehen, aber nicht um jeden strategischen Preis

(Motorsport-Total.com) - Mit Verdacht auf eine sehr geringe Benzinlast fuhr Felipe Massa heute in São Paulo eine sehr beeindruckende Pole-Position heraus. Der Brasilianer ist damit einmal auf Kurs, was seine Mission, das Rennen zu gewinnen, angeht. Lewis Hamilton ließ es indes etwas konservativer angehen und wurde Vierter.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis ist mit der konservativen Strategie seines Teams zufrieden

Laut Ron Dennis war das die richtige Entscheidung: "Ich glaube, dass Massa und Trulli sehr früh an die Box kommen werden. Das ist eine Hochrisikostrategie, weil sie kein Safety-Car abdeckt und auch andere Variablen nicht", sagte er. "Natürlich besteht hinten immer ein gewisses Risiko, in der ersten Kurve oder der ersten Runde in einen Unfall verwickelt zu werden, aber so leicht zu gehen, das birgt wirklich ein sehr großes Risiko in sich."#w1#

Der Brite gab zu, dass das Risiko einer Kollision auf dem ersten oder zweiten Platz geringer ist, aber man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Im Nachhinein betrachtet sei er damit zufrieden: "Natürlich wären wir gerne in die erste Reihe gefahren, aber wenn dafür eine solche Strategie erforderlich ist, dann halt nicht. Das wäre ein viel zu hohes Risiko gewesen", gab der McLaren-Mercedes-Teamchef zu Protokoll.


Fotos: Großer Preis von Brasilien, Samstag


Doch um wie viel leichter ist Massa wirklich? Mit absoluter Bestimmtheit lässt sich das natürlich nicht vorhersagen, aber man kann durchaus den Bereich errechnen, in dem sich die Differenz bewegen dürfte. Bekannt ist: Massa war in Q3 nur um 0,493 Sekunden langsamer als in Q2, während Hamilton zwischen den beiden Segmenten um 0,974 Sekunden langsamer wurde. Bei fast identischen Zeiten in Q2 ist eine halbe Sekunde großteils dem variierenden Gewicht zuzurechnen.

Zehn Kilogramm mehr Gewicht wirken sich in São Paulo mit etwa drei Zehntelsekunden auf die Rundenzeit aus. Das heißt, Massas Tank dürfte rein rechnerisch um mehr als 15 Kilogramm weniger Benzin an Bord haben. Damit kann man in etwa sechs bis acht Runden zurücklegen. In etwa in diesem Bereich wird sich morgen voraussichtlich der Strategieunterschied zwischen Massa und Hamilton im ersten Stint bewegen.