• 13.11.2015 20:12

  • von Dominik Sharaf

Reaktionär und teuer? Sauber kritisiert Alternativmotor

Teamchefin Monisha Kaltenborn bedauert einen heimlichen Abschied von "grüner" Technik - Konkurrenz freut sich auf Sound und Kosteneinsparungen

(Motorsport-Total.com) - Keine Mannschaft pocht seit Jahren so entschieden auf Formel-1-Revolutionen zugunsten kleinerer Teams wie Sauber. Da müsste es den Schweizern gut passen, dass die FIA am Freitag die offizielle Ausschreibung für die 2017 einzuführenden Alternativmotoren lanciert hat (hier die ganze Story nachlesen). Aber Pustekuchen! Monisha Kaltenborn übt Kritik an der Idee, die die Kosten für eingekaufte Antriebe auf rund elf Millionen Euro pro Saison senken soll: "Ich bin skeptisch", sagt die Teamchefin.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Monisha Kaltenborn betrachtet die FIA-Pläne skeptisch Zoom

Zwei Dinge bereiten Kaltenborn Bauchschmerzen. Erstens befürchtet sie, dass das Unternehmen Balance of Performance (BoP), also der leistungsmäßige Ausgleich der Konzepte, nicht gelingt. "In anderen Serien sieht man, wie schwierig es ist", sagt sie und befürchtet, dass am Ende doch zusätzliche Kosten entstehen, wenn etwa Tankstopps als Malus für kräftige Motoren herhalten müssen.

Kaltenborn runzelt die Stirn: "Wir reden schon wieder über Nachtanken. Das sorgt für neue Kosten und die sind nicht niedrig." Zweitens gerät die "grünere" Philosophie der Formel 1 ins Wanken, wenn doch wieder Motoren ohne Elektropower im Feld unterwegs sind. "Wir müssen uns mit dem Begriff Hybrid bewegen - ob man ihn mag oder nicht. Es ist die Sprache, die der Markt spricht", so Kaltenborn.

Es sei dem Image der Formel 1 abträglich, wenn sich der Sport "von den relevanten Technologien wegbewegen" würde. Hinzu kommt, dass Konzepte wie der angedachte 2,2-Liter-Biturbo die großen Automobilhersteller nicht anziehen werden. Doch der Alternativmotor stößt nicht nur auf Kritik. Franz Tost, der mit Toro Rosso und ungewisser Zukunft potenzieller Kunde ist, findet: "Eine gute Idee. Wir wollen diesen Motor oder zumindest die Möglichkeit haben, uns etwas aussuchen zu können."

Auch der Österreicher hat Pro und Contra ausgemacht. Seine Aufzählung sieht anders aus als die von Kaltenborn: "Erstens müssen wir endlich die Kosten senken, zweitens werden wir flexibler sein, drittens werden wir einen neuen Sound haben", lobt Tost. Auch Lotus und Manor-Marussia befürworten die Idee, wie Graeme Lowdon unterstreicht: "Wir müssen den Teams wieder Kontrolle geben, denn viele von uns stellen keine Motoren her. Sie sollten wieder mehr Einfluss darauf haben, wie sie in der Konstrukteurswertung abschneiden", meint der scheidende Sportdirektor des Hinterbänklers.