• 29.10.2011 20:35

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Randsteine und Staub: Es wird schwierig im Rennen

Die Sicherheit steht im Vordergrund: Werden die zum Teil hohen Randsteine und der aggressive Staub am Buddh International Circuit zum Stolperstein?

(Motorsport-Total.com) - Bislang ist die Formel-1-Premiere auf dem Buddh International Circuit durchaus gelungen. Die Fahrer scheinen auf der knapp fünf Kilometer langen Rennbahn bei Neu-Delhi großen Spaß zu haben und loben den Kurs für sein interessantes Layout. Ständiger Begleiter der Piloten ist allerdings der Staub, der sich besonders neben der Ideallinie und in den großen Auslaufzonen überaus hartnäckig hält.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Nach Randstein-Kontakt wirbelte Felipe Massa in Indien reichlich Staub auf...

Im normalen Trainings- und Rennbetrieb dürfte dies kein Problem darstellen, doch bei Fehlern und Abflügen wird ein gewisses Gefahrenpotenzial deutlich - auch im Zusammenhang mit den Kerbs hinter den eigentlichen Randsteinen, wie sie beispielsweise Felipe Massa (Ferrari) zum Verhängnis wurden. Der Brasilianer räuberte einmal zu heftig und dabei ging die Vorderrad-Aufhängung kaputt.

Massa verabschiedete sich in einer großen Staubwolke in die Banden, blieb dabei aber zum Glück unverletzt. Dennoch: Solche Passagen und die Zustände abseits der Linie haben es mächtig in sich, wie der Ferrari-Pilot zu bedenken gibt. "Ich denke, es ist wichtig, dieses Thema zu diskutieren. Es ist eine schnelle Ecke und dieser Schweller ist eben gefährlich hoch", hält Massa in Noida fest.

"Da kann man sicherlich eine bessere Lösung finden. Vielleicht nicht für das Rennen am Sonntag, aber für das kommende Jahr." Seine Fahrerkollegen mahnt der Routinier zur Vorsicht: "Du kannst vielleicht nichts sehen, wenn direkt vor dir ein Auto abfliegt. Aufgrund des Sandes wird die Sicht sehr eingeschränkt sein." Dies liege einzig und alleine daran, dass der Bau gerade so fertig geworden sei.

Wie schlimm sind die Zustände wirklich?

Dadurch hätten die Arbeiter vor Ort nicht mehr genug Zeit gehabt, um eine "Endreinigung" der Anlage vorzunehmen. Das Ergebnis seien die recht staubigen Verhältnisse rund um den Kurs. "Es ist fast so, als würde man im Nassen fahren", beschreibt Jenson Button (McLaren) diese Situation. "Die Sicht ist für einen kurzen Augenblick komplett weg. Das ist nicht ganz ohne, denn es staubt wirklich stark."

"Es ist fast so, als würde man im Nassen fahren." Jenson Button

"Vermutlich wird die erste Runde in dieser Hinsicht die schwierigste von allen, wenn dann jemand mit einem Rad neben die Strecke kommt. Im Rennbetrieb an sich dürfte es nicht gar so schlimm sein", erklärt der Weltmeister von 2009. Dessen Teamkollege Lewis Hamilton (McLaren) winkt ab. "Wir haben es hier halt mit einer neuen Strecke zu tun. Da muss man einfach mit dergleichen rechnen."


Fotos: Großer Preis von Indien


"Hier hat man sicherlich nicht so viele Kehrmaschinen wie auf anderen Kursen. Ich finde es recht cool, dass Staub aufgewirbelt wird, wenn du von der Linie oder der Strecke abkommst. So sollte Rennsport doch aussehen", findet der britische Rennfahrer. Sebastian Vettel (Red Bull) sieht hingegen ebenfalls ein gewisses Problem, wenn Linienwechsel im Rennen erforderlich werden - beim Überrunden.

Der Staub stellt die Formel 1 vor Probleme

"Jeder möchte auf der Ideallinie bleiben und sein eigenes Rennen fahren. Abseits der Linie ist es aber ziemlich staubig. Es kommt wahrscheinlich darauf an, wo du von der Linie abweichen musst, um beispielsweise eine Überrundung durchzuführen. Es ist ja nicht nur so, dass du in dieser einen Ecke etwas verlierst, wo du nicht auf der Linie bist, sondern auch in den darauf folgenden Kurven."

"Wir wissen so ungefähr, was uns erwartet." Sebastian Vettel

Laut dem alten und neuen Formel-1-Champion brauche es eine gewisse Zeit, bis die verschmutzten Reifen danach wieder "das ursprüngliche Gripniveau" erreichen würden. "Andererseits trainieren wir nun schon seit zwei Tagen und dabei kamen vor uns andere Piloten von der Strecke ab und kehrten wieder auf den Kurs zurück. Wir wissen also so ungefähr, was uns erwartet", erläutert Vettel.

¿pbvin|512|4213||0|1pb¿Renault-Teamchef Eric Boullier nimmt die Situation ebenfalls gelassen hin. "Dies ist eine neue Strecke - und alles ist ganz normal. Wenn man auf der Ideallinie fährt, dann ist alles gut. Wenn man abseits dessen unterwegs ist, dann bekommen die Reifen halt ihre Munition, mit der sie dann feuern können", meint der Franzose mit einer Portion Humor in der Stimme. Und was ist mit der Kritik an den Kerbs?

Herrscht Handlungsbedarf oder nicht?

Für Hamilton - trotz des Massa-Zwischenfalls - nicht verständlich: "Ich halte die Randsteine für die besten überhaupt. Damit meine ich die Randsteine und nicht zwangsweise die Schweller dahinter. Allerdings sind diese orangefarbenen Würste deutlich niedriger als auf anderen Strecken, wo sie manchmal deutlich höher und steiler ausfallen. Da wurde gute Arbeit geleistet", meint der Brite.

"Ich denke, man muss sich einfach davon fernhalten." Mark Webber

"Du kannst den restlichen Randstein ganz normal mitnehmen. Sie sind recht breit. Normalerweise verlierst du da mitunter viel Zeit, doch hier ist alles prima", erklärt der McLaren-Pilot. Man dürfe sich auch der Möglichkeit nicht verschließen, dass Massas Fahrzeug schlichtweg zu hart abgestimmt gewesen sein könnte. Insofern wäre die Aufhängung, so Hamilton, vielleicht anfälliger gewesen.

"Wenn aber der Randstein schuld daran war, dann sollten wir uns das näher anschauen", ergänzt der Formel-1-Routinier. Um weitere Zwischenfälle dieser Art zu vermeiden, rät Mark Webber (Red Bull) zu einem einfachen Rezept: "Ich denke, man muss sich einfach davon fernhalten. Das ist die beste Lösung", meint der Australier. Der Haken an dieser Sache: "Das ist halt nicht immer gar so einfach..."