• 12.09.2005 00:21

Rampf: "Wir sind dabei, Synergien zu schaffen"

Sauber-Technikdirektor Willy Rampf über die Fortschritte mit BMW und die gewagte Strategie im gestrigen Rennen in Spa-Francorchamps

(Motorsport-Total.com) - Während Teamchef Peter Sauber gestern eher dem möglicherweise verlorenen Podium nachtrauerte, freute sich Willy Rampf, Technischer Direktor der Hinwiler Truppe, eher über die drei eingefahrenen WM-Punkte. Entsprechend zufrieden stellte er sich anschließend dem Interview mit einer 'F1Total.com'-Boxengassenreporterin - und ließ dabei auch gleich eine kleine Bombe platzen: Obwohl offiziell noch nicht bestätigt, wird er als Konstrukteur auch nach der Übernahme in seiner bisherigen Funktion voraussichtlich den ersten reinrassigen BMW für die Formel 1 bauen.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber und Willy Rampf

Willy Rampf (rechts) im vertieften Gespräch mit seinem Teamchef Sauber

Frage: "Willy, ärgert man sich nach so einem Rennen - oder freut man sich über drei gewonnene Punkte?"
Willy Rampf: "Ich freue mich auf jeden Fall über die drei gewonnenen Punkte. Alles andere wäre nur Spekulation."#w1#

Massa und Villeneuve bewusst mit unterschiedlichen Strategien

Frage: "Wer traf die Entscheidung, es bei Felipe Massa relativ früh mit Slicks zu probieren, was dann schief ging?"
Rampf: "Wir haben das mit dem Fahrer abgesprochen. Prinzipiell ist es also eine Teamentscheidung. Wir haben von Anfang an unterschiedliche Strategien gemacht für unsere Fahrzeuge, haben das gestern schon entschieden. Wir wollten die Fahrzeuge so splitten, damit wir nicht mit beiden Fahrzeugen irgendwo hineinrennen, wenn irgendwo etwas passiert. Wir sind dann das Risiko eingegangen, mit Rillenreifen rauszugehen, aber das hat nicht funktioniert. Das ist die Konsequenz davon, aber es war eine Teamentscheidung."

Frage: "Hoch gepokert und verloren - aber wenn es geklappt hätte, wärt ihr Helden gewesen..."
Rampf: "Ganz genau. Auf der anderen Seite: Wenn man nie etwas riskiert, fährt man auch nur hinterher. Das ist auch keine Option."

Frage: "Die Strategie von Jacques Villeneuve war recht ausgefallen. Er war der einzige Fahrer, der nur einmal zum Boxenstopp kam."
Rampf: "Das ist richtig. Wir haben aber diese Sachen schon in der Rennvorbereitung durchgesprochen, haben uns also schon vorher Gedanken gemacht, was alles möglich ist. Dann haben wir uns entschieden, den Jacques draußen zu lassen."

Villeneuve wurde vor Rennmitte auf einen Stopp umgepolt

"Nachdem er dann 20 Runden gefahren war, haben wir auf eine Einstoppstrategie umgestellt und auch mit dem Wetter gepokert. Uns war klar: Wenn es nicht abtrocknet, ist es von Vorteil, trocknet es aber ab, wechseln wir bei Felipe, der auf einer Zweistoppstrategie war, noch einmal die Reifen."

Frage: "Wenn man sich so anschaut, was an diesem Wochenende alles entschieden wurde: Wer war am cleversten und wer schoss die größten Böcke?"
Rampf: "Ich muss erst noch genau analysieren. Mich hat nur gewundert, dass Ralf (Schumacher; Anm. d. Red.) kurz vor Schluss noch einmal reingekommen ist, obwohl er eigentlich schon eine relativ sichere Position hatte. Er hat die Position dann abgegeben, weil er sich wohl gedacht hat, mit Rillenreifen kann er noch nach vorne fahren."

Frage: "Was bei McLaren-Mercedes immer passiert, ist auch kaum zu glauben, oder?"
Rampf: "Die haben schon irgendwie Pech, ja. Bei Kimi hat man gesehen, dass die auf Nummer sicher machen, denn der ist reingekommen und es war ganz klar, dass er wieder mit Intermediates rausging. Damit kann nichts schief gehen, so kann man die Position halten. Das war absolut richtig."

Frage: "War Juan-Pablo Montoya diesmal völlig schuldlos?"
Rampf: "Ich habe es zu wenig gesehen, um dazu eine Aussage machen zu können."

Rampf kann sich in Brasilien und Japan Regen vorstellen

Frage: "Die WM-Entscheidung wurde vertagt, aber wohl nur bis zum nächsten Rennen, oder?"
Rampf: "Wir werden sehen. Wir haben heute gesehen, dass viel passieren kann. Interlagos ist auch eine Strecke, wo mit Regen viel passieren kann. Suzuka ist ähnlich, auch dort kann es regnen. Shanghai ist relativ stabil, denke ich. Wir können alle gespannt sein."

Frage: "Ihr habt jetzt zehn Punkte Rückstand auf Red-Bull-Cosworth. Schielt ihr noch in diese Richtung?"
Rampf: "Das ist ganz klar das Ziel. Bei jedem Rennen ist es das Ziel, vor ihnen zu stehen. Wir sind hart dran."

Frage: "Wie geht es mit BMW voran?"
Rampf: "Wir sind derzeit in einer Integrationsphase, die beiden Teams beziehungsweise Unternehmen zusammenzuführen. Es herrschen unterschiedliche Kulturen, was den Arbeitsablauf angeht. Bezüglich Technik sind wir schon so weit, dass wir Daten austauschen, denn wir müssen den Motor ins Chassis integrieren. Wir sind dabei, Synergien zu schaffen. BMW hat viele Prüfstände, die wir nutzen wollen. Wir wissen, wie man ein solides Auto baut. Ich denke, da sind wir auf dem richtigen Weg."

Zusammenführung von Sauber und BMW verläuft plangemäß

"Wir wissen, wie man ein solides Auto baut." Willy Rampf

Frage: "Läuft alles nach Plan?"
Rampf: "Ja."

Frage: "Wirst du Technischer Direktor bleiben?"
Rampf: "Ich habe es heute in der Zeitung gelesen. Darüber freue ich mich natürlich."

Frage: "Das heißt, man darf schon gratulieren?"
Rampf: "Warten wir einmal ab. Ich habe es in der Zeitung gelesen, aber den Rest werden wir auch noch hinbekommen. Vielleicht reden wir in Interlagos noch einmal darüber..."