• 26.08.2007 20:38

  • von Inga Stracke

Rampf: "Wir können es uns leisten"

Willy Rampf, Technischer Direktor des BMW Sauber F1 Teams, analysiert das Rennen in Istanbul und die Situation in der Weltmeisterschaft

(Motorsport-Total.com) - Mit den Plätzen vier und acht lieferte das BMW Sauber F1 Team heute in Istanbul eine gute Leistung auf, obwohl ein strategischer Poker bei Robert Kubica in die Hose ging. Willy Rampf, der Technischer Direktor des Rennstalls, nahm dies im Interview jedoch gelassen hin und analysierte den Grand Prix der Türkei. Außerdem sprach er über die Fahrersituation sowie die Perspektiven für die noch ausstehenden fünf Rennen, die die Weltmeisterschaft entscheiden werden.

Titel-Bild zur News: Willy Rampf

Willy Rampf erwartet sich vom Grand Prix von Italien ein gutes Resultat

Frage: "Willy, die Plätze vier und acht für Nick Heidfeld und Robert Kubica, wieder wertvolle WM-Punkte mitgenommen. Ist das Rennen optimal gelaufen?"
Willy Rampf: "Nein, es ist nicht optimal gelaufen. Die Ausbeute ist mit sechs Punkten ganz passabel, entspricht ungefähr unserem Durchschnitt, den wir dieses Jahr haben. Wir haben uns allerdings von der Punkteausbeute her ein bisschen mehr erwartet. Wir haben gestern im Qualifying gesagt, wir gehen ein höheres Risiko ein und versuchen, mit einem Fahrzeug mit geringerer Spritmenge nach vorne zu fahren. Wir haben gestern die Position nicht erreicht, die wir uns eigentlich erhofft haben, und das zieht sich dann natürlich das ganze Wochenende durch, weil das Fahrzeug schwer ist im Rennen. Wir haben es riskiert, aber wir haben den Preis dafür bezahlt."#w1#

Zweite Startreihe war das Ziel

"Das Ziel war es, in die zweite Reihe und dann vorne mitzufahren." Willy Rampf

Frage: "Das heißt, euer Ziel war die zweite Reihe?"
Rampf: "Genau. Das Ziel war es, in die zweite Reihe und dann vorne mitzufahren. Wäre es ganz normal aufgegangen, dann wäre es eine riesige Strategie gewesen, wo wir für das Team praktisch nur gewinnen hätten können. Aber es hat sich nicht ausbezahlt."

Frage: "Habt ihr darüber mit Robert Kubica gesprochen, ob er das will?"
Rampf: "Ja, das ist ganz klar. Es ist nicht so, dass wir vom Team her Experimente machen, sondern wir sprechen es mit den Fahrern durch. Wir besprechen auch, wer das macht, und wir geben bestimmte Rahmenbedingungen vor: Wenn wir dies und jenes erreichen im Qualifying, dann riskieren wir es. Das haben wir gemacht. Ich denke, in der Situation, wo wir im Ranking stehen von der Weltmeisterschaft her - ein sehr solider dritter Platz -, kann man so etwas machen. Man muss es eigentlich machen, sonst geht man zu stark in den Alltag über."

Frage: "Das heißt, ihr sagt: Das reicht uns nicht, wir müssen uns überlegen, wie wir mehr erreichen können?"
Rampf: "Genau. Wir können es uns leisten, so etwas zu riskieren, und es wird auch sicher nicht das letzte Mal sein. Wenn es sich auszahlt, umso besser!"

Frage: "Dass ihr so etwas überhaupt machen könnt, ist ein Beweis für eure gute Entwicklung in diesem Jahr, nicht wahr?"
Rampf: "Ja. Da sind wir sehr zufrieden. Die Entwicklung am jetzigen Fahrzeug ist ja nicht gestoppt, obwohl wir so einen festen Platz im Ranking haben. Wir werden auch für die nächsten Rennen etwas bringen. Monza ist low Downforce, Spa medium Downforce und für die letzten Rennen werden wir noch ein paar Teile am Fahrzeug haben."

Rampf froh über bestätigte Fahrerpaarung

"Wir haben unsere Fahrer bestätigt - zwei sehr gute und schnelle Fahrer." Willy Rampf

Frage: "Wie wichtig ist es, dass eure Fahrerpaarung unverändert bleibt?"
Rampf: "Ein stabiles Team ist generell wichtig. Wir haben unsere Fahrer bestätigt - zwei sehr gute und schnelle Fahrer. Für die Arbeit ist es sicher einfacher, wenn die Fahrer bestätigt sind. Da sind wir recht zufrieden, muss ich sagen."

Frage: "Bringt das Ruhe ins Team?"
Rampf: "Ja. Mich betrifft es weniger, sondern mehr Mario Theissen, aber allgemein ist sicher Ruhe, denn nun ist klar, dass man gesamthaft nur im Teamgedanken arbeitet."

Frage: "Welche von den Strecken, die jetzt noch anstehen, liegen eurem Auto am besten?"
Rampf: "Monza war letztes Jahr überraschend gut von der Performance her; wir erwarten dieses Jahr auch, dass wir recht gut liegen. Spa ist medium Downforce, vom Abtriebslevel her ähnlich wie Montréal oder Indianapolis. Dort waren wir in der Vergangenheit recht gut. Das ist eine Strecke, die sehr anspruchsvoll ist für die Fahrer. Das kommt uns sicher entgegen."

Frage: "Hat dich die heutige Dominanz von Ferrari im Rennen überrascht?"
Rampf: "Es war nicht überraschend, wenn man den Rückblick auf Freitag nimmt. Am Freitag haben sie absolut gezeigt, wer hier der Herr ist. Das hat sich heute eigentlich durchgezogen."

Frage: "Muss man das in den kommenden Rennen auch erwarten oder war das hier streckenspezifisch?"
Rampf: "Gut, das kann ich nicht genau sagen, denn ich weiß nicht, wie Ferrari genau aufgestellt ist. Ich würde sagen, die Weltmeisterschaft ist noch nicht entschieden. Auch wenn McLaren einen kleinen Vorsprung hat: Was Ferrari hier gezeigt hat, war absolut top!"

Weltmeisterschaft für Rampf noch offen

"Für mich ist das noch nicht entschieden." Willy Rampf

Frage: "Dann ist die Fahrer-WM auch noch nicht entschieden, oder?"
Rampf: "Für mich ist das noch nicht entschieden. Es sind noch fünf Rennen zu fahren, da gibt es genug Möglichkeiten, einen der drei anderen Fahrer nach vorne zu spülen, die hinter Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) liegen."

Frage: "Wer ist dein Favorit?"
Rampf: "Ich habe keinen speziellen Favoriten. Ich habe eine spezielle Beziehung zu Felipe (Massa; Anm. d. Red.) und Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.), weil sie eben beide bei uns angefangen haben. Deswegen freut man sich natürlich sehr, wenn einer von den beiden Weltmeister wird."

Frage: "Wie viele Probleme bringt deiner Meinung nach die teaminterne Rivalität bei McLaren-Mercedes mit sich?"
Rampf: "Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich kenne nicht die Details, die sich da bei McLaren abspielen, aber McLaren ist ein extrem seriöses und professionelles Team. So etwas bringt das Team sicher nicht aus der Ruhe."

Frage: "Du glaubst, das bringt die Fahrer auch nicht so durcheinander?"
Rampf: "Ich denke, da ist vielleicht mehr Schaum da als wirklich Wellen da sind. Rivalität unter den Fahrern wird es immer geben - das ist gesund. Es gibt nichts Schlimmeres als wenn die beiden Fahrer komfortabel sind, dass einer langsam ist und einer schnell - und beide sind zufrieden mit der Situation. Sie haben Fahrer, wie man sich das wünscht."

Frage: "Wie ist das bei euch?"
Rampf: "Ich denke, Mario Theissen hat dafür wirklich ein sehr gutes Gespür, eine sehr gute Hand."