Ralf: Was bleibt mir übrig, als Michael zu bewundern?
Ralf Schumacher über seinen Bruder, die Michelin-Pneus und die bisher starke Performance der McLaren-Mercedes in Magny-Cours
(Motorsport-Total.com) - BMW-Williams-Fahrer Ralf Schumacher kann am Sonntag erleben, wie sein Bruder Michael Schumacher zum fünften Mal Formel-1-Weltmeister wird. "Zum fünften Mal?", fragte der 27-Jährige verdutzt in einem Interview mit der Zeitung 'Die Welt'. "Ich bin in Geschichte und Statistik nicht so beschlagen." Obwohl Michael Schumacher die WM-Wertung im Augenblick deutlich dominiert, steht für Ralf Schumacher fest: "Es ist nicht Michaels Dominanz, sondern die von Ferrari."

© HP Williams
BMW-Williams-Fahrer Ralf Schumacher ärgert sich vor allem über eigene Fehler
Dennoch: Bewundert der Wahlösterreicher nicht seinen Bruder? Immerhin hat der Ferrari-Fahrer in 170 Rennen 60 Siege geholt, stand 46 Mal auf der Pole Position und hat in dieser Saison einen Punkteschnitt von 8,6 pro Grand Prix. "Was soll man anderes tun, als einen Menschen, der in dem, was er richtig gut kann, so viel erreicht hat, zu bewundern?", erklärte der Familienvater, der bisher vier Rennen in der Formel 1 gewinnen konnte. "Das, was er erreicht hat, ist einmalig."
Besonders frustriert ist Ralf Schumacher, wenn er Rennen wie in Silverstone erlebt, wo die Tankanlage nicht funktionierte und er so Platz vier einbüßte. "Es ist enttäuschend, wenn man nicht die Leistung zeigen kann, zu der man sich im Stande fühlt", so der 93-fache Grand-Prix-Teilnehmer, der sich über die Fehler anderer aber nicht so sehr ärgert wie über eigene Missgeschicke. "Ich ärgere mich am meisten über meine eigenen Fehler, und da habe ich in den letzten Rennen keine gemacht."
Noch nicht ganz glücklich ist Ralf Schumacher mit den französischen Michelin-Reifen, die in Magny-Cours zwar bisher einen sehr gut Eindruck hinterließen, bei nassen Bedingungen aber zuletzt nicht mit den Bridgestone-Pneus mithalten konnten. "Die Performance der Michelin-Reifen ist noch sehr schwankend", so der Kerpener. "Wenn etwas schief läuft, muss man sich an einen Tisch setzen."
Unterdessen zeigte sich der BMW-Williams-Fahrer von den guten Rundenzeiten der McLaren-Mercedes-Fahrer am Freitag im Freien Training wenig beeindruckt. "Ich hab' nach dem zweiten Freien Training nicht einmal meine genaue Platzierung gewusst!", verriet der 27-Jährige auf seiner Website. "Weil das ja an einem Freitag auch nicht unbedingt notwendig ist. Früher, da war ich heiß auf schnelle Runden, um jedem schon am Freitag zu zeigen, wie schnell ich bin. Das hat sich gelegt: Jetzt versuche ich erst einmal mein Auto ordentlich abzustimmen, die schnelle Runde kommt dann erst am Schluss - also beim Qualifikationstraining am Samstag!"
"Deswegen kann ich auch all jene beruhigen, die glauben, McLaren hätte uns überholt", so Ralf Schumacher. "Die werden zwar Rennen für Rennen stärker, aber für den Moment wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen. Wer weiß denn schon, wie schwer die einzelnen Autos unterwegs waren, insofern können mich deren Zeiten nicht wirklich nervös machen."

