• 28.09.2006 12:41

  • von Inga Stracke

Ralf Schumacher: Wollen unter die Top 3

Für das kommende Jahr hat sich Toyota viel vorgenommen, was auch Ralf Schumacher im ausführlichen Interview ausdrücklich bestätigt

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ralf, wie bist du nach Shanghai gekommen?"
Ralf Schumacher: "Auf jeden Fall mit der Hoffnung, dass wir wieder Punkte holen und nach vorn kommen, zumal uns Shanghai ganz gut liegen sollte. Wir gehen einfach davon aus, dass wir ein ganz gutes Wochenende haben werden."

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Shanghai: Ralf Schumacher bei seiner Ankunft im Fahrerlager

Frage: "Im vergangenen Jahr bist du hier Dritter geworden. Ist das wiederholbar?"
Schumacher: "Wenn wir die Performance, die wir hier hatten, wiederholen können, dann auf jeden Fall. Das Auto sollte hier ganz gut hinpassen und wir haben ein paar Neuerungen mitgebracht. Ich bin da sehr optimistisch."

Frage: "In welchem Bereich gibt es Neuerungen?"
Schumacher: "Wieder in der Aerodynamik."#w1#

Frage: "Glaubst du, dass das Rennen hier ein weiterer Schritt nach vorn sein kann?"
Schumacher: "Davon gehen wir aus. Wir haben hoffentlich auch wieder gute Reifen im Verhältnis zu den Michelin-Teams. Das werden wir herausfinden. Es würde die Sache natürlich erleichtern, aber auch letztes Jahr waren wir stark hier. Das Auto ist seit dem in den Problemzonen, die wir hatten, um einiges besser geworden. Von daher spricht vieles dafür."

"Schumacher ist Schumacher: Die Fans sehen uns als Brüder"

Frage: "Nach dem Rennen in Monza, das gar nicht gut für dich gelaufen ist, bist du gleich abgereist. War das auch der Grund, warum du nichts mehr zum Abschied deines Bruders sagen wolltest?"
Schumacher: "Ja, logisch, aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wir als Team hatten ein sehr schlechtes Wochenende, ich speziell - das fing im Qualifying an, und von daher wollte ich einfach nur nach Hause, das kann man wohl nachvollziehen."

"Ob es in den nächsten Jahren weitergeht oder nicht, das wird sich herausstellen. Wir hoffen schon, dass wir als Team dort ein Wort mitreden können. " Ralf Schumacher

Frage: "Viele sagen, die Ära Schumacher ist mit dem Weggang deines Bruders beendet. Wie empfindest du den Umstand, dass viele unter 'Schumacher' immer nur deinen Bruder verstehen?"
Schumacher: "Das liegt natürlich am Erfolg. Das sei ihm ja auch gegönnt. Ob es in den nächsten Jahren weitergeht oder nicht, das wird sich herausstellen. Wir hoffen schon, dass wir als Team dort ein Wort mitreden können. Das ist die Absicht unseres Unterfangens und wir arbeiten alle daran, aber das bleibt natürlich abzuwarten. Das müssen wir noch zeigen."

Frage: "Glaubst du, dass einige Ferrari-Fans jetzt zu Toyota-Fans werden?"
Schumacher: "Das glaube ich eher weniger, aber das liegt nicht zuletzt daran, dass die Fans uns als Brüder sehen. Ich höre das immer wieder: Es ist doch egal, welche Kappe ich aufhabe, Schumacher ist Schumacher."

Frage: "Glaubst du, dass die anderen Deutschen jetzt stärker in den Fokus geraten?"
Schumacher: "Das glaube ich weniger. Es ist doch so: Wer auch immer der Erfolgreichere ist, steht im Rampenlicht. Natürlich hat der Michael durch seine vielen WM-Titel einen Sonderstatus, aber auch da war es letztes Jahr schon weniger und die Kritik war sehr groß. Letztendlich hängt das immer vom Erfolg ab. Man kann Deutschland und uns deutschen Fahrern nur wünschen, dass im nächsten Jahr zumindest einer von uns um die WM mitfahren kann. Nur das wird entscheiden, ob das Interesse in Deutschland bleibt. Denn auch das war letztes Jahr, als Michael eben mal nicht um die WM mitgefahren ist, wesentlich geringer. Bei den Einschaltquoten, bei den Zeitungen, überall hat Motorsport einfach weniger verkauft, und davon hängt es ab."

Ralf drückt Michael die Daumen

Frage: "Wer wird in diesem Jahr den Titel holen?"
Schumacher: "Wer mehr Glück haben wird, weiß ich nicht. Das Paket spricht im Moment ganz klar für Michael, vom Auto her scheint er eindeutig stärker zu sein. Auch der Motorschaden beim letzten Rennen deutet darauf hin, dass Renault langsam unter Druck gerät. Diese Fakten deuten natürlich eher auf Michael hin, seine Erfahrung auch. Ich kann ihm nur die Daumen drücken."

"Das Paket spricht im Moment ganz klar für Michael, vom Auto her scheint er eindeutig stärker zu sein." Ralf Schumacher

Frage: "Warum funktioniert das Paket von Toyota mal besser und mal schlechter? Warum treten Schwankungen auf?"
Schumacher: "Schwankungen haben wir eigentlich nur in Monza gehabt. Sonst hatten wir keine. Wobei wir noch nicht ganz sicher sind, warum das aufgetreten ist. Wir wollen hoffen, dass diese Schwankung hier wieder vorbei ist."

Frage: "Hatte das was mit den Schikanen und den Randsteinen zu tun, was dem Auto ja früher nicht besonders lag?"
Schumacher: "Das ist besser geworden, vielleicht noch nicht optimal, aber das ist eine Sache. Dann glaube ich war es in Monza so, das Michelin vom Reifen her sehr gut dabei war, was unsere Situation auch nicht leichter gemacht hat. Und unser Speed auf den Geraden war vielleicht zu langsam."

Frage: "Entscheidet man, was den Speed betrifft, konservativ oder eher nicht?"
Schumacher: "Da entscheidet man sich für eine Richtung, und vielleicht waren wir da noch nicht ganz so gut."

Frage: "Aber es ist noch nicht das, was ihr euch am Anfang des Jahres versprochen hattet?"
Schumacher: "Die Resultate sind so gut, wie wir das erhofft hatten."

Frage: "Liegt das am Auto oder an der Zuverlässigkeit?"
Schumacher: "Es liegt nur an den Fahrern..."

Frage: "Deswegen werdet ihr auch nicht ausgetauscht?"
Schumacher: "Genau. Wir gehen dann jetzt. Ist grad Mode. Wir gehen in Rente und kommen dann zurück."

Kann Toyota 2007 in die Top 3 aufrücken?

"Ich gehe schon fest davon aus, dass wir hier in den vorderen Rängen mitkämpfen können. Das ist eine Strecke, die unserem Auto liegt." Ralf Schumacher

Frage: "Wenn das Auto nicht das Zeug zu einem Siegerauto hatte, lag das vielleicht auch an den personellen Wechseln während der Saison?"
Schumacher: "Das ist sehr schwierig. Ich würde sagen, dass der Trend nach der Umstrukturierung nach oben gegangen ist. Wir haben bis auf das letzte Rennen und in der Türkei, wo ich in der ersten Runde Pech hatte, guten Speed auf den Strecken. In Monza mit den Kerbs und den Geraden das hat uns nicht so gelegen. Wir sind noch dabei, das zu analysieren, um zu verstehen, warum. Ich glaube, das liegt noch an Sachen, die wir dieses Jahr ohnehin nicht hätten ändern können, die eben in Monza extremer auffallen als auf anderen Strecken. Aber das wird sich zeigen. Ich gehe schon fest davon aus, dass wir hier in den vorderen Rängen mitkämpfen können. Das ist eine Strecke, die unserem Auto liegt. Die Probleme, die wir letztes Jahr hier hatten, sollten mit dem neuen Auto wesentlich besser sein."

Frage: "Ist euer Paket besser als das des BMW Sauber F1 Teams als eurem direkten Gegner?"
Schumacher: "Ich würde sagen, dass das BMW Sauber F1 Team fast noch schwerer einzuschätzen ist als wir."

Frage: "Ihr wart im vergangenen Jahr in Suzuka relativ gut. Wird das dieses Jahr auch so?"
Schumacher: "Wenn ich das wüsste! Aber ich gehe davon aus. Ich sage ja auch: So eine Strecke wie die Türkei weißt eigentlich darauf hin, dass uns solche Strecken liegen sollten."

Frage: "Kann das Team, so wie es jetzt ist, in die Top 3 aufsteigen?"
Schumacher: "Die Truppe, wie sie jetzt ist, kann das. Das ist definitiv so, das Team ist sehr gut aufgestellt. Natürlich darf man nicht vergessen, dass auch dieses Jahr wieder Erfahrung gesammelt wird und im Zuge der Umstrukturierung auch neue Ideen und neue Richtungen dazugekommen sind. Ich gehe davon aus, dass das nächstes Jahr von Anfang an funktioniert. Die Gefahr, dass wir noch ein bisschen brauchen, ist natürlich nach
wie vor noch, aber ich hoffe nicht."

"Strecken in den letzten Rennen werden uns besser liegen"

Frage: "Du hast in Monza gesagt, du siehst euch schon in den Top 3. Willst du das revidieren?"
Schumacher: "Nein. Wir haben ja die Resultate und die Zeiten gezeigt - ein Abstand von drei Zehnteln zu Renault und von zwei Zehnteln zu McLaren-Mercedes. Es war schon so, dass wir sehr schnell waren, nur in Monza war es extrem. Ich gehe davon aus, dass uns die Strecken bei den letzten Rennen jetzt besser liegen. Außerdem reden wir vom neuen Jahr. Wir müssen, um permanent an die Spitze fahren zu können, ganz klar den Motor und die Aerodynamik verbessern, dass wissen wir."

"Die Teams werden durch diese Verluste sicherlich nicht stärker werden, andererseits sollte das nicht der Grund sein, wieso wir nach vorn kommen." Ralf Schumacher

Frage: "Ihr wart im vergangenen Jahr das Team mit den meisten zurückgelegten Rennrunden. Dieses Jahr hattet ihr schon acht technische Defekte. Gibt es dafür eine Erklärung?"
Schumacher: "Viele Teile, die am Auto kaputt gegangen sind, waren Teile, die auch letztes Jahr benutzt worden sind, aber da gab es Qualitätsprobleme im Zuliefererbereich. Genaue Antworten dazu kann Pascal Vasselon geben. Aber wenn es jetzt etwas ist, was den Motor betrifft, sind wir da nicht die einzigen. Bei einem neuen Motor ist so etwas schon möglich."

Frage: "Wie sehen die Pläne für das neue Jahr das Auto betreffend aus?"
Schumacher: "Es wird sicherlich eine Art Interimsauto geben, das heißt bei Motor und Getriebe wird sich ein bisschen was verändern. Das müssen wir rechtzeitig testen, wie jedes Jahr, damit es da keine Schwierigkeiten gibt. Ansonsten ist nichts Besonderes geplant."

Frage: "Sind die Umstrukturierungen in den Top-Teams eine Chance für euch?"
Schumacher: "Die Teams werden durch diese Verluste sicherlich nicht stärker werden, andererseits sollte das nicht der Grund sein, wieso wir nach vorn kommen. Aber es wird uns sicherlich mehr helfen als alles andere."