Ralf Schumacher: Williams war einmal ein Top-Team
Ralf Schumacher wird noch drei Rennen für BMW-Williams bestreiten, doch schon jetzt macht er klar, warum er zu Toyota wechselt
(Motorsport-Total.com) - Sechs Jahre lang fuhr Ralf Schumacher für das Williams-Team, fünf davon mit BMW-Motoren. Sechs Siege stehen aus dieser Zeit zu Buche, ebenso fünf Pole Positions, doch zum erhofften Weltmeistertitel reichte es nie. 2004 erlebt das Team wohl die schwierigste Saison überhaupt. "Wann, wenn nicht jetzt", hieß die Devise zu Saisonbeginn - schon nach wenigen Rennen war klar: Ferrari ist enteilt und auch Renault und BAR-Honda sind besser.

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Ralf Schumacher: Der Abschied von BMW-Williams soll ein Neuanfang sein
Das Resümee des Kerpeners fällt entsprechend bitter aus: "Es ist ganz klar, dass wir nicht sehr erfolgreich gewesen sind und dass ich meine Ziele nicht erreicht habe", erklärte er in einem Interview mit dem 'Spiegel'. "Leider hat Williams es nie geschafft, über eine komplette Saison ein konkurrenzfähiges Auto zur Verfügung zu stellen. Wir hatten Achtungserfolge auf schnellen Strecken, die waren auf die Power des BMW-Motors zurückzuführen."#w1#
Williams war bis 1997 das Erfolgsteam der Formel 1, doch seither rennt man dem eigenen Mythos hinterher. "Williams war mal eines der Top-Teams, die Betonung liegt auf 'war'", so Schumacher weiter. Insofern seien bissige Kommentare von Patrick Head, bis vor kurzem noch Technischer Direktor im Team, verständlich, denn der Frust muss sich irgendwo entladen. "Unter vier Augen hat Patrick eingestanden, dass seine Aussage nicht fair gewesen ist."
Dass Nestwärme im Williams-Team nur selten anzutreffen ist, davon können auch andere Piloten ein Lied singen. Dies war dennoch kein vorherrschender Grund, für 2005 zu Toyota zu wechseln. Die Vertragsverhandlungen mit Frank Williams verliefen schleppend, bis die fast unvermeidbare Trennung kam. Dabei hatte Ralf Schumacher nach eigenen Aussagen einer Verlängerung bereits zugestimmt.
"Es gab einen Vertrag mit Konditionen, denen beide Parteien zugestimmt hatten", erklärte er. "Meinerseits schriftlich, auf Williams-Seite aus rechtlichen Gründen nur mündlich. Plötzlich legte Frank Williams den Vertrag auf Eis, weil er glaubte, noch mal pokern zu können. Dazu habe ich es nicht kommen lassen. Für mich gilt, was man vereinbart."
Der Weggang war danach nur logisch, nicht nur wegen der Vertragsprobleme. "Die Frage nach einem Weggang hätte sich nicht gestellt, wenn wir dieses Jahr ein gutes Auto gehabt hätten", so der 29-Jährige. "Grundsätzlich sucht man als Fahrer ein Team, das intern eine stabile Situation hat, wo nur ans Gewinnen gedacht wird und Einflüsse wie Machtkämpfe oder Schuldzuweisungen gering sind."
Ein wenig "Nestwärme" ist auch für Ralf Schumacher wichtig, zumal es das Arbeiten erleichtert, wenn man im Team respektiert wird. "Dann ist man auch bereit, mehr für diese Menschen und diese Sache zu machen", erklärte er. Genau das war bei Williams selten der Fall. "1999 war Williams nun wirklich tief im Mist, so schlecht war das Auto. Dann bin ich gleich im ersten Rennen Dritter geworden, was mich unglaublich gefreut hat. Die Williams-Leute hat das überhaupt nicht interessiert, die sind nicht einmal bei Zieldurchfahrt an die Boxenmauer gekommen. Die waren aus den Jahren zuvor so erfolgsverwöhnt, die sagten nur: Aber jetzt wird es Zeit, Rennen zu gewinnen. So ist das bei Williams."

