Ralf Schumacher: "Nach wie vor eine gute Basis"

Trotz der mäßigen Testfahrten gibt sich Ralf Schumacher im Interview weiterhin zuversichtlich - Entwarnung nach den Rückenbeschwerden von Bahrain

(Motorsport-Total.com) - Nächste Woche steht für Ralf Schumacher und sein Toyota-Team noch einmal ein Test in Jerez de la Frontera auf dem Programm, im Grunde genommen sind die Saisonvorbereitungen aber so gut wie abgeschlossen. Fazit: Der TF107 erwischte einen guten Start in den Winter, hatte zuletzt aber doch meistens großen Rückstand auf die Schnellsten.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher stand uns während der Tests in Bahrain Rede und Antwort

Saisonziel des Deutschen bleibt aber unverändert der erste Sieg für Toyota, wie er gestern im Interview mit 'Motorsport-Total.com' festhielt. Bei der Gelegenheit erklärte Schumacher außerdem, warum er am Dienstagnachmittag nach einem Dreher pausieren musste, und er zog ein Fazit über die Testfahrten in Bahrain. Von der Konkurrenz sieht er derzeit Ferrari klar im Vorteil - vor McLaren-Mercedes und Renault.#w1#

Entwarnung nach Dreher am Dienstag

Frage: "Ralf, du musstest den Dienstagnachmittag nach einem Dreher auslassen. Was genau ist da passiert?"
Ralf Schumacher: "Nichts Besonderes. Ich bin über einen Curb drüber, der war sehr hoch, hat ins Auto reingeschlagen - und das ging so unmittelbar in den Rücken durch die Sitzposition, also habe ich dann am Nachmittag aufgehört."

"Das wäre jedem so gegangen, weil es relativ viel war - annähernd 20 g." Ralf Schumacher

Frage: "Wenn man bei dir Rücken hört, denkt man sofort an deine Unfälle in Indianapolis. Bist du seither in diesem Bereich sensibilisiert oder gibt es da keinen Zusammenhang?"
Schumacher: "Nein, nein, überhaupt nicht - das hat damit nichts zu tun. Das wäre jedem so gegangen, weil es relativ viel war - annähernd 20 g."

Frage: "Bei der Präsentation hast du gesagt, dass du bisher nur beim 1997er-Jordan und beim 2000er-Williams ein ähnlich gutes Gefühl wie dieses Jahr hattest. Winter ist nur Winter, aber die überragenden Testzeiten sind von euch nicht gekommen. Stehst du noch zu deiner Aussage?"
Schumacher: "Es ist definitiv so - zumindest war es in Valencia so, beim Rollout, wo auch mehrere Teams waren -, dass wir einen sehr guten Test hatten. In Jerez und Barcelona war es weniger gut. Das Auto hat definitiv Potenzial, es kann nur sein, dass wir am Anfang etwas länger brauchen werden, als wir uns das gewünscht haben. Es ist nach wie vor eine gute Basis."

Frage: "Wie sind die sechs Tage in Bahrain verlaufen und was waren eure Testschwerpunkte?"
Schumacher: "Wir sind im Prinzip viel gefahren, um die letzten Kinderkrankheiten auszumerzen. Viel Setuparbeit, Reifen, auch neue Aerodynamikteile."

Frage: "Also Business as usual?"
Schumacher: "Ja."

Sorgen Reifen für größere Unterschiede?

Frage: "Du kennst Auto und Reifen inzwischen recht gut. Unterscheidet sich die Fahrcharakteristik vom 2006er-Modell? Passt es vielleicht besser oder schlechter zu deinem Fahrstil als die letzten Autos?"
Schumacher: "Es wird sicherlich so sein, dass ein schlechteres Auto dieses Jahr größere Probleme haben wird, weil es nur einen Reifen gibt. Wenn man den Reifen überbeansprucht, wird er sicherlich nicht so konstant sein. Von daher muss man vielleicht schon ein bisschen was ändern, aber das kommt sehr stark auf das Auto an."

"Ein Auto muss gut funktionieren, wenn es mit den Reifen auf Dauer auskommen will." Ralf Schumacher

Frage: "Wenn du sagst, es passt noch nicht hundertprozentig: Unter- oder übersteuert das Auto? Kannst du da konkreter werden?"
Schumacher: "Ich meine jetzt nicht bei uns, sondern allgemein, wenn es nicht passt. Ich meine das auf den Reifen bezogen. Ein Auto muss gut funktionieren, wenn es mit den Reifen auf Dauer auskommen will."

Frage: "Was sagt Jarno Trulli zum Auto, wie wohl fühlt er sich darin?"
Schumacher: "Das habe ich ihn noch nicht gefragt."

Frage: "Was ist der stärkste beziehungsweise schwächste Punkt des Autos und wo habt ihr bis Australien noch den größten Aufholbedarf?"
Schumacher: "Wir haben grundsätzlich noch Aufholbedarf in der Aerodynamik, da sind wir nie richtig zufrieden. Da wird in der Vorsaison sicherlich auch noch einiges kommen, aber das ist bei allen so. Ansonsten sind wir eigentlich recht zufrieden. Mal sehen, wie wir mit der Strecke und mit den Temperaturen in Melbourne klarkommen, aber schauen wir mal."

Frage: "Hat sich der Bahrain-Test in Sachen Temperaturen für euch gelohnt?"
Schumacher: "Das hat sich gelohnt, weil einfach hervorragende Bedingungen waren - so wie die meiste Zeit auch in Europa in der Sommerzeit. Insofern war es perfekt. Wir hatten immer konstante Bedingungen und konnten hervorragend testen."

Schumacher will noch keine Schlüsse ziehen

Frage: "Ihr testet nächste Woche noch in Jerez. Seid ihr in Bahrain schon in Australien-Spezifikation gefahren oder kommen für den letzten Test noch neue Teile?"
Schumacher: "Es kommt noch ein bisschen was, aber es ist nicht so, dass sich jetzt noch so viel ändert. Es ist auch schwer, irgendwelche Schlüsse aus den Testzeiten zu ziehen, weil man nicht weiß, wer mit welcher Spritmenge unterwegs war. Hier in Bahrain ging es am Morgen im Verhältnis sehr schnell, tagsüber relativ langsam und am Abend ging es vielleicht noch mal ein bisschen besser. Deshalb kann man schwer sagen, wie gut oder wie schlecht man ist. Das wird man dann in Melbourne sehen."

Frage: "Die nächste Frage wäre nach einem konkreten Ziel für Australien gewesen. Es fällt dir wahrscheinlich schwer, das zu beantworten..."
Schumacher: "Genau."

"Ich glaube, dass Ferrari im Moment klar die Nase vorne hat." Ralf Schumacher

Frage: "Wie siehst du das Kräfteverhältnis an der Spitze?"
Schumacher: "Ich glaube, dass Ferrari im Moment klar die Nase vorne hat - vor McLaren und Renault."

Frage: "Zwei deiner Ex-Teams, BMW und Williams, sind ebenfalls sehr gut im Moment. Wo siehst du die?"
Schumacher: "Williams kann ich nicht einschätzen, weil die waren nicht hier, und BMW ist sicherlich auch gut unterwegs. Schwer zu sagen. Wirklich sehen kann man es bei Ferrari und McLaren, aber ansonsten kann man nichts sagen, wo die anderen stehen, weil sich das von Tag zu Tag ein bisschen ändert."

Frage: "Dein Saisonziel ist der erste Sieg für Toyota. Hältst du das jetzt, wo die Testfahrten fast beendet sind, für realistisch?"
Schumacher: "Natürlich halte ich das für realistisch. Falls wir einen schlechten Start haben sollten, wovon im Moment noch keiner ausgehen kann, weil wir es wirklich nicht wissen, sind wir auf jeden Fall in der Lage, einiges zu ändern und zu machen. Von daher mache ich mir noch keine Gedanken."