Ralf Schumacher im Interview

(Motorsport-Total.com/dpa) - Frage: "Was ist das für ein Gefühl, als erstes Brüderpaar der Formel-1-Geschichte bei einem Rennen die Plätze eins und zwei belegt zu haben?"
Ralf Schumacher: "Das ist natürlich ein großer Tag für uns. Ich bin total glücklich. Es war ein großartiges Rennen."

Frage: "Ihr Bruder und der drittplatzierte Mika Häkkinen haben Sie in Champagner gebadet. Sind Sie schon wieder trocken?"
Ralf Schumacher: "Mir geht es wieder gut. Aber alles hat gebrannt. Es war klebrig und ekelhaft. Ich habe wie ein Skunk gestunken. Ich musste mich erst einmal umziehen."

Frage: "Welcher Sieg war der Schönere: Der erste in Imola oder jetzt der zweite in Montreal?"
Ralf Schumacher: "Klar waren sie beide schön, aber diesmal war die Sache viel runder. Michael war dabei, und wir haben uns das ganze Rennen einen kleinen Fight geliefert. Das hat natürlich Spaß gemacht. Und dann gerade gegen Ferrari zu gewinnen, das ist eine tolle Sache."

Frage: "Trotz Ihrer 36 Punkte Rückstand auf Michael gelten Sie für viele jetzt wieder als Titelkandidat. Wie sehen Sie das?"
Ralf Schumacher: "Das ist dieses Jahr kein Thema. Nach Imola hat man uns auch schon hochgejubelt. Aber wir haben noch Probleme mit der Aerodynamik und je nach Wetter mit den Reifen. Vielleicht kann BMW-Williams den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM erreichen."

Frage: "Stärkt dieser Sieg Ihre Zuversicht vor Ihrem Heimrennen auf dem Nürburgring in zwei Wochen?"
Ralf Schumacher: "Es wäre natürlich toll, wenn wir dieses Resultat in Deutschland so wiederholen könnten. Michael wird das nicht so gern hören. Aber ich denke, egal, wer von uns beiden dort vorn liegen sollte, für die Zuschauer wäre es riesig."

Frage: "War das direkte Duell gegen den Bruder etwas Besonderes?"
Ralf Schumacher: "Wir haben uns ja schon vorher direkte Duelle geliefert. Dabei haben wir gezeigt, dass wir immer hart, aber fair miteinander kämpfen."

Frage: "Ist man nervöser, wenn man den Bruder angreift?"
Ralf Schumacher: "Ganz im Gegenteil, das ist doch schön. Wir verstehen uns hervorragend auf der Strecke. Das war schon immer so, auch wenn es um weniger ging. Wir wissen einfach voneinander, wie wir zu reagieren haben und wie wir reagieren. Wenn der eine einmal einen Fehler macht, dann versucht der andere, ihm den Platz zum Überleben zu lassen."

Frage: "Wie war das Duell?"
Ralf Schumacher: "Ich konnte Michael leicht folgen und hatte eigentlich die Oberhand. Auto, Motor und Reifen funktionierten brillant. Alles lief von A bis Z hervorragend. Ich versuchte ein paar Mal am Ende der Geraden, ihn zu überholen. Aber ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass wir dabei vielleicht beide im Aus landen. Dieses Mal wollte er mich nicht vorbei lassen, vielleicht tut er das das nächste Mal. Es hätte keinen Sinn gemacht, einen Crash zu riskieren. Dann habe ich darauf gewartet, bis Michael ein Fehler unterläuft oder er in die Box fährt."

Frage: "Wann haben Sie Ihren Bruder zuletzt bezwungen?"
Ralf Schumacher: "In einem Rennen das erste Mal. Er ist sieben Jahre älter als ich - was man ja auch sieht - und von daher sind wir erst in der Formel 1 aufeinander getroffen."