Ralf Schumacher: "Es war nicht machbar, dort zu fahren"
Der Toyota-Pilot verteidigt das Skandalrennen in Indianapolis des vergangenen Jahres, findet aber auch Anlass zu Kritik - keine Gedanken mehr an seine Unfälle
(Motorsport-Total.com) - Das Skandalrennen wegen der Reifenprobleme Michelins beim Grand Prix der USA in der vergangenen Saison ist gerade vor der Rückkehr der Königsklasse des Motorsports nach Indianapolis an diesem Wochenende vielen gut im Gedächtnis. Auch Ralf Schumacher kann sich noch gut an die Geschehnisse erinnern, obwohl der Toyota-Pilot zu Rennbeginn, als alle auf Michelin-Reifen fahrenden Autos nach der Einführungsrunde direkt in die Boxengasse abbogen, bereits im Flugzeug zurück nach Hause saß.

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Ralf Schumacher hofft auf sein erstes gutes Ergebnis in Indianapolis
Der Deutsche war bereits im Training nach einem Reifenschaden in die Mauer gekracht und hatte auf den Start verzichtet. Zuvor war schon Toyota-Testpilot Ricardo Zonta ebenfalls nach einem Reifenschaden abgeflogen, spätestens nach Schumachers Schaden waren die Probleme mit den französischen Pneus dann offensichtlich: "Das war relativ früh klar. Ricardo Zonta ist ja vor mir abgeflogen. Ich bin dann noch mal raus und auch in der Mauer gelandet", erinnerte sich Schumacher gegenüber der 'auto motor und sport'.#w1#
Kritik an der Formel 1 war überzogen
"Und dann gab es auch noch bei anderen Teams Reifenschäden. Das war dann eigentlich sofort klar", ließ er keinen Zweifel daran, dass bereits sehr früh absehbar war, dass die Michelin-Reifen Schwierigkeiten mit den Belastungen auf der 4,192 Kilometer langen Strecke haben würden. Dennoch habe man laut Schumacher nicht sofort reagieren können: "Aus durchaus verständlichen Gründen musste man das genauer analysieren und hat sich etwas Zeit dafür gelassen", erklärte er.

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Nur sechs Autos starteten im vergangenen Jahr in den Grand Prix der USA Zoom
Doch die Kommunikation Michelins sei dabei ebenfalls nicht optimal gewesen, so dass man "das auch etwas besser hätte machen können. Aber man gibt das schließlich nicht so gerne zu", vermutete Schumacher. Trotz verschiedener Vorschläge und Ideen, um ein normales Rennen zu ermöglichen, konnte man sich bis zum Rennstart auf keine Lösung einigen, so dass die Michelin-Autos nicht ins Rennen starteten. Lediglich die verbliebenen sechs Boliden mit Bridgestone-Pneus traten an.
Nicht nur die Zuschauer waren von dem Fiasko enttäuscht, auch Medien und Experten kritisierten anschließend die Vorfälle. Doch laut Schumacher ist diese Kritik teilweise weit über das Ziel hinausgeschossen und hat der Formel 1 stark geschadet. Vieles davon sei "einfach absolut sinnlos" gewesen, denn: "Die Unfälle und die Reifenschäden - es war einfach nicht machbar, dort zu fahren. Vielleicht wäre es gegangen mit einer Schikane, aber das ging ja auch aus versicherungstechnischen Dingen nicht. Also muss man so etwas akzeptieren", rechtfertigte der Toyota-Pilot die Entscheidung der vergangenen Saison.
Mehr Sicherheit durch Einheitsreifen
Auch die Fahrer hätten sich einen anderen Verlauf des Wochenendes gewünscht: "Das war eine sehr unangenehme Situation für alle, denn jeder wollte fahren", meinte Schumacher. Es fuhren dann jedoch lediglich die Teams auf Bridgestone-Reifen, und auch wenn das Rennen mit sechs Autos beschämend für die Formel 1 wirkte, ist Schumacher der Meinung, dass die Entscheidung der Teams mit den japanischen Pneus, das Rennen dennoch zu bestreiten, richtig war: "Warum nicht?", erklärte er.
Ferrari und die anderen beiden Bridgestone-Teams seien schließlich nicht schuld daran gewesen, "dass Michelin nicht in der Lage war, den Reifen zu bauen, der das Rennen aushält. Warum soll man den bestrafen, der seine Arbeit macht", erläuterte Schumacher seine Einschätzung.
Gerade angesichts der Vorfälle in Indianapolis setzt der Toyota-Pilot, der morgen 31 Jahre alt wird, große Hoffnungen auf den Einheitsreifen, durch den sich die Lage auf dem Reifensektor seiner Meinung nach entspannen wird: "Wenn die Konkurrenz fehlt, muss der Reifenhersteller nicht mehr ans Limit gehen. Man kann den Reifen sicherer gestalten", meinte er.
Keine Gedanken mehr an die Unfälle
Nach seinen Abflügen in der vergangenen Saison und im Jahr 2004 hofft Schumacher jedoch zunächst in dieser Saison auf ein gutes Rennergebnis auf dem 'Indianapolis Motor Speedway'. Angst vor einem erneuten Unfall hat er dabei nicht: "Zwar sind alle guten Dinge drei, aber das wollen wir in diesem Fall nicht hoffen. Aber wir haben ja einen anderen Reifenhersteller. Da sollte das diesmal funktionieren", sprach er den in der Winterpause erfolgten Wechsel Toyotas zu Bridgestone an.
Auch Gedanken an die Unfälle der vergangenen Jahre seien weniger schlimm gewesen, nach den Zwischenfällen erneut ins Auto zu steigen, sei ihm daher nicht schwer gefallen: "Für mich war das nie eine Überwindung. Es ist einem klar, dass so etwas passieren kann. Als ich wieder gesund war, wollte ich sofort wieder fahren", berichtete Schumacher abschließend.

