Ralf Schumacher: Abschied ohne Tränen
Nach sechs Jahren bei Williams verabschiedet sich Ralf Schumacher ohne Sentimentalitäten: "Nicht erreicht, was wir hätten leisten müssen"
(Motorsport-Total.com/sid) - Es sollte ein Abschied ohne große Emotionen werden. Nach sechs Jahren bei Williams, davon fünf mit BMW, hatte sich Ralf Schumacher für sein letztes Rennen in Weiß-Blau vor dem Wechsel zu Toyota allerdings noch ein gutes Resultat gewünscht. "Im Grunde genommen war es eine interessante Zeit, sehr schön, mit ein paar Ecken und Kanten", meinte der Kerpener vor dem Saisonfinale beim Großen Preis von Brasilien: "Die Entscheidung, zu wechseln, habe ich aber schon vor fast sechs Monaten getroffen und mich dementsprechend damit auseinandergesetzt." Eine Abschiedsfeier gab es dennoch, am Abend vor dem Rennen lud der Kerpener sein gesamtes Team in ein brasilianisches Steakhaus in Sao Paulo ein.#w1#

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Beim Rückblick auf die letzten sechs Jahre fallen "Schumi II" natürlich einige Höhepunkte ein, insgesamt zieht er aber ein eher kritisches Fazit. "Wir alle hatten mehr erwartet. Was in den letzten sechs Jahren geleistet wurde, war nicht annähernd das, was wir hätten leisten müssen", sagte Schumacher, der insgesamt sechs Grands Prix gewann, seinen Traum von einem WM-Titel für sich oder zumindest für das Team aber nicht verwirklichen konnte. "Im letzten Jahr haben wir es verbockt, und in diesem Jahr waren wir so weit weg wie noch nie. Das war auf keinen Fall zufrieden stellend", sagte der 29-Jährige.
Dennoch wird der dienstälteste Williams-Pilot aller Zeiten viele Momente der letzten sechs Jahre in Erinnerung behalten. "Highlights waren grundsätzlich solche Dinge wie der Einstieg von BMW 2000 und dann direkt der Sprung aufs Podium beim ersten Rennen in Melbourne", meinte Schumacher: "Oder mein erster Sieg mit BMW." Den holte er am 15. April 2001 in Imola, bevor er am 10. Juni des gleichen Jahres in Montreal vor Michael den ersten Doppelsieg eines Brüderpaars feierte. Es folgten der erste Heimsieg am 29. Juli 2001 in Hockenheim, ein BMW-Doppeltriumph am 17. März 2002 in Malaysia sowie zwei Siege auf dem Nürburgring und in Magny-Cours innerhalb von nur acht Tagen im Sommer 2003.
In der nächsten Saison tauscht "Schumi II" das Weiß-Blau von BMW-Williams gegen das Rot-Weiß von Toyota. "Es ist gut für beide Seiten, wenn man mal etwas anderes sieht", sagte Schumacher, der die in Köln ansässigen Japaner gemeinsam mit dem Italiener Jarno Trulli nach vorne bringen soll: "Grundsätzlich ist bei Toyota sicher ein großes Potenzial vorhanden. Aber es braucht sehr viel Arbeit und Geduld, um das alles in die richtigen Bahnen zu lenken." Auf Prognosen will sich der Deutsche noch nicht einlassen: "Ich kann das schwer beurteilen, denn ich bin noch nicht einen Meter mit dem Auto gefahren. Aber das kommt noch früh genug, im November haben wir Zeit genug bei den Tests."
BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen fällt der Abschied von beiden Fahrern - der Kolumbianer Juan Pablo Montoya wechselt zum Erzrivalen McLaren-Mercedes - schon ein bisschen schwer. "Wir hatten fünf gute Jahre mit Ralf, ich schätze ihn sehr. Wir haben viel miteinander erlebt, und wir haben gerne mit beiden zusammengearbeitet", sagte Theissen. Als Nachfolger steht bislang nur Jaguar-Pilot Mark Webber fest, nachdem der Wechsel des Engländers Jenson Button von BAR zu BMW-Williams von einem unabhängigen Schiedsgericht untersagt wurde. Hoffnungen auf das zweite Cockpit machen sich vor allem der Mönchengladbacher Nick Heidfeld, BMW-Williams-Testpilot Antonio Pizzonia aus Brasilien und der Schotte David Coulthard, der bei McLaren-Mercedes Platz für Montoya machen muss.

