Räikkönen und Brundles dumme Frage

"Iceman" Kimi Räikkönen erklärt, warum er sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt und wie es zu seiner legendären Aussage "I was having a shit" kam

(Motorsport-Total.com) - Die Art, wie Kimi Räikkönen seinen einzigen WM-Titel holte, war typisch für seine Persönlichkeit. Während sich die McLaren-Stars Fernando Alonso und Lewis Hamilton in einem teaminternen Kleinkrieg gegenseitig zerfleischten, ließ sich der Finne trotz einer vermeintlich aussichtslosen Situation nicht unterkriegen und staubte cool die Krone ab.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen trägt nicht umsonst den Spitznamen "Iceman"

Ausgerechnet Ex-McLaren-Teamchef Ron Dennis - an diesem Wochenende in Brasilien unter den großen Verlierern - hatte Räikkönen einige Jahre davor den Namen "Iceman" verliehen. Diesem macht er üblicherweise auch bei Interview alle Ehre: Räikkönen wirkt beinahe phlegmatisch und teilnahmslos - er macht meist den Eindruck, als wäre es ihm völlig egal, was die Öffentlichkeit über ihn denkt.

Gegenüber 'Sport Bild' bestätigt er jetzt diesen Eindruck - sein Image in der Öffentlichkeit interessiere ihn nicht: "Es macht keinen Unterschied in meinem Leben. Dass ich glücklich bin mit dem, was ich tue, das zählt. Ich bin nicht hier, um eine Rolle zu spielen, selbst damit aber unglücklich zu sein."

Räikkönen bringt nichts aus der Ruhe

Auch für emotionale Reaktionen in Krisensituation hat er kein Verständnis: "Es gibt keinen Grund, angesichts ganz normaler Umstände auszurasten. Ich kann auch nicht verstehen, warum Leute teilweise so emotional werden, obwohl doch gar nichts passiert ist."

Und selbst wenn einmal etwas passiert, behält Räikkönen meist die Fassung: Davon konnte man sich im Winter im österreichischen Saalbach ein Bild machen, als der Lotus-Pilot einige Wochen vor seinem Formel-1-Comeback bei einem Schneemobil-Rennen verunfallte und sich das Handgelenk brach. Ein Horrorszenario für sein Team, das erst im Jahr davor den Nummer-eins-Piloten Robert Kubica bei einem Rallyeunfall verloren hatte.

"Manchmal verletzt man sich, manchmal nicht", sieht er die Sache nüchtern. "Natürlich war mein Boss darüber nicht erfreut. Aber ohne diese Freiheiten würde ich nicht mehr Formel 1 fahren." Bekannt ist der Weltmeister 2007 auch für sein gestörtes Verhältnis zu den Medien: Während seine Wortmeldungen nur selten für Aufregung sorgten, waren seine Alkohol-Eskapaden für die Regenbogen-Presse ein gefundenes Fressen.

Brundles "dumme Frage"

Doch auch die PR-Abteilungen seiner Rennställe trieb Räikkönen mit seiner unnachahmlichen Art bereits in den Wahnsinn. Erst kürzlich bezeichnete er bei der britischen Kultsendung 'Top Gear' Lotus schlicht als Sponsor des Teams - damit machte er den Marketing-Strategen seines Teams einen Strich durch die Rechnung.


Kimi Räikkönen bei Top Gear

Und als TV-Reporter Martin Brundle in der Startaufstellung zum Grand Prix von Brasilien 2006 feststellte, dass Räikkönen eine Präsentation von Fußball-Legende Pele verpasst hatte, sagte der damalige Pilot der Perfektionisten-Truppe McLaren-Mercedes auf seine ganz eigene Art und Weise, dass er gerade auf der Toilette war: "I was having a shit".

"Ich war nur ehrlich", wundert er sich gegenüber 'Sport Bild', warum die Szene noch heute für Gesprächsstoff sorgt und zum 'YouTube'-Hit mutierte. "Der Reporter hat eine dumme Frage gestellt, also hat er eine dumme Antwort bekommen."