• 03.11.2013 13:33

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Pragmatische Österreicher: Ohne Moos nix los!

Für Red Bulls Dietrich Mateschitz und Mercedes' Toto Wolff ist der Fall klar: Wer sich die Formel 1 nicht leisten kann, sollte es besser bleiben lassen...

(Motorsport-Total.com) - Die Finanzkrise der Formel 1 erreicht gerade ihren (zumindest vorläufigen) Höhepunkt: Nachdem es dem Sauber-Team im Sommer gelungen ist, seinen Kopf gerade noch rechtzeitig aus der Schlinge zu ziehen (obwohl die Situation der Schweizer immer noch alles andere als optimal ist), steht nun Lotus vor dem Kollaps, wie die Entwicklungen am Rennwochenende in Abu Dhabi beweisen. Wenn Investor Quantum nicht kommt, wird es an Pastor Maldonado und seinen PDVSA-Millionen liegen, den Rennbetrieb aufrechtzuerhalten.

Titel-Bild zur News: Dietrich Mateschitz

Dietrich Mateschitz bezahlt die Rechnungen von gleich zwei Formel-1-Teams Zoom

Aber während diese beiden Teams in den vergangenen Wochen wirtschaftliche Negativschlagzeilen geschrieben haben, geht es auch vielen anderen im Paddock schlecht: Force India ist mit dem Bezahlen von Rechnungen traditionell spät dran, Williams spürt den Druck nicht erst seit dem Börsengang, Caterham setzt konsequent auf Paydriver, um Budgetlücken zu stopfen, und Marussia ist trotz des neuen kommerziellen Vertrags mit Bernie Ecclestone auf den guten Willen der Eigentümer und Kreditgeber angewiesen.

Als "sichere Häfen" bleiben damit nur die beiden Red-Bull-Teams, Mercedes und Ferrari - denn selbst McLaren hat schon mal bessere Zeiten erlebt. "Die Formel 1 ist ein sehr teurer Sport, denn es handelt sich um hochgestochene Technologie. Das kostet sehr viel Geld. Es ist für jedes Team ein hartes Business", gibt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh zu. Aber andere sehen das recht pragmatisch - getreu nach dem Motto: Dann gib halt nicht mehr aus, als du hast!

Mateschitz: Es gibt auch billigere Rennserien...

"Wenn es nur finanzielle Probleme sind, lassen sich diese auch nur durch finanzielle Mittel lösen", hält Red-Bull-Konzernchef Dietrich Mateschitz im Interview mit der 'Welt am Sonntag' fest. "Das wiederum geht nur über Sponsoren oder entsprechende Eigenmittel. Ist ein Team nicht im Stande, das Problem zu lösen, ist die Richtigkeit des Engagements infrage zu stellen. Es gibt vielleicht andere, die an der Lizenz interessiert sind. Außerdem gibt es für die Teams vielleicht auch andere Rennserien, die leichter sind als die Formel 1."

Mateschitz' österreichischer Landsmann Toto Wolff, Sportchef bei Mercedes, argumentiert ähnlich: "Es liegt am Geschäftsgebaren. Ich wundere mich einfach, warum zur Hölle Leute ihr Personal nicht bezahlen", spielt er auf die Situation von Kimi Räikkönen bei Lotus an. Er selbst habe seine Rechnungen im Leben immer bezahlt. Dies nicht zu tun, sei "unerhört" und "merkwürdig" - selbst wenn die Formel 1 insgesamt momentan nicht unbedingt ihre wirtschaftliche Blütezeit erlebt.


Fotostrecke: Die wertvollsten Paydriver

"Aber für mich ist die Frage, wie man ein Unternehmen führt", argumentiert Wolff. "Man operiert mit den Budgets, die einem zur Verfügung stehen. So funktioniert jede andere normale Firma auch. Ich denke, es wird zu viel darüber gesprochen, ob die Formel 1 in schlechter Verfassung ist. Ja, die ganze Welt ist in schlechter Verfassung, das ganze Umfeld ist in schlechter Verfassung. Wir müssen alle zusehen, wie wir unsere Finanzen und unser Tagesgeschäft regeln. Man kann kein Geld ausgeben, das man nicht hat."

Hersteller-Ära und ihre Spätfolgen

Das Problem ist, dass manche Teams immer noch mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen - möglicherweise ein Relikt der Hersteller-Ära des vergangenen Jahrzehnts, als wesentlich mehr Mittel zur Verfügung standen. Aber wenn damals ein Budget-Engpass zum Vorschein kam, zückte einfach der verantwortliche Automobilkonzern seine Geldbörse und beglich die offenen Rechnungen. Diesen Luxus haben heute nur noch die wenigsten Teams.

Die Wirtschaftskrise wäre eine gute Gelegenheit gewesen, die Formel 1 kostenseitig auf ein gesundes Maß zu schrumpfen, aber das ist nicht passiert. "Es gab die Zeit, als die Formel 1 von Herstellern kontrolliert wurde", erinnert sich Whitmarsh. "Dann kam die Wirtschaftskrise - und man tendiert dazu, in Krisen besser zu arbeiten. Es wäre aber intelligent, wenn man auch gut arbeitet, auch wenn es keine Krise gibt. Daraus müssen wir noch lernen."

Martin Whitmarsh

McLarens Martin Whitmarsh: Nur wer der Formel 1 würdig ist, sollte dabei sein Zoom

Allerdings sei das derzeit so herausfordernde Umfeld in gewisser Weise auch der Formel 1 angemessen: "Es ist nicht einfach, als Fahrer oder als Teamchef hier zu sein, schon gar nicht für ein Team. Es sollte aber auch nicht einfach sein! Die Formel 1 ist die Königsklasse des Motorsports. McLaren ist schon lange dabei, während über 100 Teams zugesperrt haben. Das wird auch in Zukunft so sein und wir sollten davor keine Angst haben. Gleichzeitig müssen wir tun, was wir können, damit wir eine stabile Meisterschaft haben."

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