• 12.09.2014 16:53

  • von Dennis Hamann

Pirelli: Wie sich Reifen bei 360 km/h verformen

In Italien ist der Formel-1-Reifen den höchsten Beanspruchungen in der Saison ausgesetzt - Trotzdem gibt es kaum Probleme

(Motorsport-Total.com) - Der Italien-Grand-Prix in Monza ist der schnellste im gesamten Rennkalender. Nirgends anders wird eine höhere Endgeschwindigkeit und eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit über das ganze Rennen gefahren. Rekordhalter ist dabei Michael Schumacher, der 2003 mit seinem Ferrari in 1:14.19,838 Stunden die 53 Runden im Parco di Monza fuhr.

Titel-Bild zur News: Pirelli

Die Reifen werden in Monza extrem stark beansprucht Zoom

Die höchste jemals gefahrene Geschwindigkeit wurde zwei Jahre darauf bei Testfahren ebenfalls in Monza gemessen. Inoffizieller Rekordhalter ist Juan-Pablo Montoya, der bei Testfahrten mit einer vom Team gemessenen Geschwindigkeit von 372,6 km/h durch die Lichtschranken fuhr. Es dauerte neun Jahre, bis die Formel 1 in dieser Saison erst wieder die magische 360er-Marke knacken sollte. Daniel Ricciardo schaffte auf der Zielgeraden mit 362,1 km/h die höchste bislang und wohl bis Jahresende gemessene Geschwindigkeit in dieser Formel-1-Saison.

Bei diesem Tempo dreht sich ein Formel-1-Reifen rund 2.800 Mal in der Minute oder knapp 47 Mal pro Sekunde. Entsprechend stark ist die Beanspruchung. Da der Volllastanteil in einer Runde auf dem fast 5,8 Kilometer langen Kurs etwa bei 75 Prozent liegt, wirken trotz flachster Flügel rund 1.000 Kilogramm Abtrieb auf die Reifen. Dazu kommen noch die Zentrifugalkräfte.

Kein Wunder, dass Pirelli für das Rennen die härtesten aller möglichen Mischungen auswählte. Der Reifen muss auf seiner Oberfläche extrem stark aber auch elastisch sein, um den zerrenden Kräften über die Renndistanz stand zu halten. Gleichzeitig muss der darunter liegende Teil des Reifens, der keinen Kontakt zum Asphalt hat, die Zentrifugalkräfte schlucken können. Trotzdem verändert sich die Form des Reifens nur unwesentlich.

Pirelli

Vor und nach jedem Rennen werden die Reifen genau überprüft Zoom

Wegen des geringen Gewichts und der hohen Steifigkeit des Materials dehnt sich der Reifen gerade mal um ein Prozent. Damit das so ist, testet Pirelli seine Reifen vorher unter verschiedensten Bedingungen und setzt das Material härteren Belastungen aus, als sie die Formel 1 je erreichen könnte. Reifen für die höchste Motorsportklasse werden bis auf 450 km/h beschleunigt und auf harten Untergründen mit 250 km/h getestet. Damit simuliert der Reifenhersteller den Einfluss von hohen Randsteinen, für die Monza ebenfalls bekannt ist.