• 14.02.2011 11:41

  • von Roman Wittemeier

Pirelli: Vorsicht in den ersten Runden

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery über den perfekten Umgang mit den neuen Formel-1-Reifen - Änderungen nur in Absprache mit der FIA

(Motorsport-Total.com) - Zur neuen Formel-1-Saison gibt es erneut einige wichtige Änderungen im Reglement. Der Doppeldiffusor ist abgeschafft, KERS kommt zurück und ein verstellbarer Heckflügel kommt beispielsweise neu hinzu. Am wichtigsten ist jedoch der Wechsel vom bisherigen Reifenlieferanten Bridgestone zu Pirelli. Die italienischen Pneus kennen und nutzen lernen - unter diesem Motto agieren alle Teams vor dem Start in die neue Saison.

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Pirelli wird Slicks mit vier verschiedenen Mischungen herstellen

"Es ist schon lustig", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner den Kollegen von 'Autosport'. "In der vergangenen Saison mussten wir einen Reifenwechsel per Reglement zwingend vorschreiben. Mit den neuen Pneus kommen wir ganz automatisch zu mehr Stopps. Es wird Situationen geben, wo sich vielleicht sogar drei Boxenstopps lohnen. Das wird eine interessante Saison."

Einige im Formel-1-Fahrerlager gingen nach den letzten Eindrücken sogar noch einen Schritt weiter. Angesichts der stark abbauenden Pirellis sei es sogar denkbar, dass man in einigen Grands Prix zu vier Boxenstopps gezwungen sei. "Vier halte ich für übertrieben", kontert Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Wir wollen zwei Stopps als Standard haben, es können in gewissen Fällen auch mal drei werden. Aber das ist so gewollt."

"Unsere Daten geben keinerlei Hinweis darauf, dass jemand vier Stopps machen müsste", sagt der Brite, der sich über die Befürchtungen sehr wundert. "Uns ist aufgefallen, dass derjenige eine viel bessere Haltbarkeit erfährt, der in den ersten vier oder fünf Runden sehr gut auf seine Pneus aufpasst." Man müsse sich gedanklich auch erst einmal von den Reifen der Vorjahre trennen. Die Zeiten von Stints über 50 oder 60 Runden auf einem Reifensatz seien vorbei - mit Absicht.

"Man muss die Teams aber geradezu dazu zwingen, nach 100 oder 110 Kilometern neue Reifen zu holen." Paul Hembery

"Wenn wir unseren Reifen zu haltbar machen, dann wechseln die Teams wieder nur ein Mal. Es ist nicht ganz einfach, da das genau passende Maß an Haltbarkeit zu erzeugen. Man muss die Teams aber geradezu dazu zwingen, nach 100 oder 110 Kilometern neue Reifen zu holen", meint der Pirelli-Motorsportchef. Sein Unternehmen habe sich zum Ziel gesetzt, mit den neuen Pneus zu einer Verbesserung der Show beizutragen.

Pirelli nimmt aktuelle Kritik offen zur Kenntnis. "Wir wären niemals so vermessen zu behaupten, dass wir nach sechs Monaten Privattests perfekt wären", so Hembery. Man brauche den aktuellen Input der Teams und Fahrer, um für die künftige Entwicklung eine Wunschrichtung zu kennen. Für die kommenden Testfahrten in Barcelona wird Pirelli beispielsweise eine neue superweiche Mischung bringen.

"Das war so geplant", sagt der Brite. Man werde anschließend keine Veränderung der Reifen mehr bis zum Saisonstart in Bahrain haben. Sollten sich allerdings im Verlauf der ersten Saisonrennen etwaige Schwierigkeiten zeigen, dann könne man durchaus während des Jahres Anpassungen vornahmen. "Allerdings nicht nach Wunsch der Teams, sondern nur in Absprache mit der FIA", schränkt Hembery ein.

Pirelli wolle mit allen Mitteln vermeiden, dass einige Teams bevorzugt, andere benachteiligt werden. "Das kann aber schnell der Fall sein", erklärt Hembery. "Wenn sich ein Team beispielsweise gut auf die Reifen eingestellt hat, ein anderes aber nicht so gut, dann bringen Veränderungen meist demjenigen einen Vorteil, der bisher nicht gut zurecht kam."

¿pbvin|512|3302|pirelli|0|1pb¿Die Italiener sind mit den bisherigen Erkenntnissen aus den Testfahrten zufrieden. Die Haltbarkeit sei auf einem guten Weg, der Abrieb erzeuge kaum Sorgen. "Wir haben auch keine Angst vor Hitze", sagt Hembery. "Wir haben festgestellt, dass der Verschleiß viel mehr von der Ashpaltstruktur abhängt und längst nicht so sehr von der Temperatur."

Auch das Anwärmen der Pneus, das 2010 oft zum Schlüssel für erfolgreiche Qualifyingruns wurde, dürfte in diesem Jahr kein Thema mehr sein. "Die Reifen werden sehr schnell warm", berichtet der Pirelli-Rennleiter stolz. "In diesem Jahr wird eher die Abnutzung der Hinterreifen ein Thema sein, denn die werden in der neuen Saison hart rangenommen." Den Wunsch nach mehr Reifensätzen pro Rennwochenende unterstützt Pirelli nicht.