• 02.09.2012 11:25

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Pirelli sehnt stabiles Wetter herbei

Um weitere Hinweise auf die mögliche Entwicklungsrichtung für 2013 zu bekommen, braucht Pirelli dringend Rennwochenenden mit stabilen Bedingungen

(Motorsport-Total.com) - Die Reifen haben im bisherigen Saisonverlauf der Formel 1 eine Hauptrolle gespielt. Immer wieder wurden die Pneus als Grund für gute oder schlechte Performance angeführt. Die Teams brauchten viele Rennen, um sich an den Umgang mit der aktuellen Generation von Pirelli-Slicks zu gewöhnen. Das Zusammenspiel zwischen Reifen, Fahrzeug und Fahrbahn ist bei einigen Mannschaften bis heute nicht komplett entschlüsselt.

Titel-Bild zur News: Narain Karthikeyan

Nach einem Rennen: Das "schwarze Gold" liegt quasi auf der Straße Zoom

Die erfahrenen Ingenieure leiden in Bezug auf die optimale Ausnutzung der Pneus unter mehreren Faktoren. Das Abtriebsniveau der Autos hat sich nach dem Verbot der angeblasenen Diffusoren erheblich verändert, die Balance ist anders, die Reifen wurden leicht verändert und Pirelli nominierte teils andere Mischungen als im Vorjahr, sodass die Erkenntnisse aus 2011 manchmal noch weniger wert waren - ein großes Puzzle, das an jedem Wochenende mit veränderten Teilen neu zusammengefügt werden muss.

"Dieses Jahr werden wir keinerlei Veränderungen an den Reifen mehr vornehmen. In der vergangenen Saison haben wir dies getan, aber jetzt im engen Wettbewerb, wo es um Zehntelsekunden geht, wäre dies nicht angebracht. Wir wollen uns nicht dem Vorwurf ausliefern, dass wir irgendjemanden bevorteilen", sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Die Auswahl der Mischungen für die letzten Rennen werden logischer Natur sein. Die Teams werden bestimmt schon erahnen, welche Sorten wir dabei haben werden."

"Am Anfang der Saison war es wirklich ein großer Schritt, die Autos haben sich massiv verändert und das Verbot des angeblasenen Diffusors stellte eine enorme Veränderung dar. Wir sehen die ganzen aerodynamischen Veränderungen, das neue Abtriebsniveau aber nicht am 2010er-Auto, mit dem wir testen", beschreibt Hembery ein Problem, das im Testbetrieb der Pneus immer wieder auftaucht. Pirelli kann bei den Fahrten von Jaime Alguersuari und Lucas di Grassi zwar Eindrücke gewinnen, aber keine echten 2012er-Daten.

"Jetzt haben alle Teams ein besseres Verständnis für das ganze Auto, sie kommen mit den Neuerungen besser klar", sagt der Pirelli-Motorsportchef. Die Szene hat sich nach Ansicht des Briten beruhigt. "Mittlerweile haben sich die Teams so gut darauf eingestellt, sodass in den Ergebnissen eine gewisse Regelmäßigkeit erkennbar ist." Dennoch bleiben Fragezeichen. Nicht nur bei Teams und Fahrern, sondern auch beim Reifenlieferanten selbst.

"Auf den Straßenkursen bekommen wir die Reifen gut zum Arbeiten. Dann müssen die harten Reifen - wie hier - bei 15 oder 18 Grad arbeiten, in anderen Situationen bei 50 Grad. Das ist eine gewaltige Spanne", so die Sorge des Briten. "Die Rennen in Europa sind ziemlich hart, weil das Wetter so vielschichtig ist. Es gibt Regen, es ist kalt, es gibt extreme Hitze. Wenn man nach Bahrain oder Abu Dhabi kommt, hat man beinahe eine Garantie auf das Wetter. Das macht es einfacher."

Pirelli sehnt sich also nach stabilen Wetterverhältnissen. Am kommenden Wochenende in Monza könnte es warm werden, auch in Abu Dhabi gilt das Klima als berechenbar. Diese Rennen sollen wichtige Daten liefern, die in die Entwicklung für 2013 einfließen werden. "Wir streben Veränderungen an, was die Fahrbarkeit der Reifen und die Mischungen angeht. Wir wollen unbedingt wissen, wie sich die Teams schlagen, wenn die Saison dem Ende entgegengeht und Rennen im Trockenen kommen."