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  • 02.09.2012 11:44

Schumacher-Zukunft: "Das größte Renntier aller Zeiten" ziert sich noch

Michael Schumacher bleibt mit Mercedes in diesem Jahr hinter den selbstgesteckten Zielen zurück: Formel-1-Zukunft des Rekordchampions weiter unklar

(Motorsport-Total.com/SID) - Für ein paar Minuten war wieder alles ein bisschen wie früher. Zehn Kamerateams und rund 30 Fotografen hatten sich vor dem Mercedes-Motorhome versammelt, selbst Formel-1-Souverän Bernie Ecclestone war gekommen, um Michael Schumacher seine Aufwartung zu machen. Der Rekordweltmeister sonnte sich etwas im Glanz der Vergangenheit und hatte vor dem Großen Preis von Belgien anlässlich seines 300. Rennens zu einer kleinen Feier geladen. Und wenn Schumacher ruft, kommen noch immer alle. Der 43-Jährige ist einer der wenigen Fahrer im Feld, die noch für richtig Aufmerksamkeit sorgen können.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumachers Blick verrät nichts über seine Zukunftsplanungen Zoom

Und Aufmerksamkeit ist im PS-Zirkus der Formel 1 fast noch wichtiger als WM-Punkte. Kein Wunder, dass der Autohersteller mit dem Stern lieber heute als morgen den am Saisonende auslaufenden Vertrag mit seinem alternden Superstar Schumacher verlängern würde. Einen besseren Werbe- und Sympathieträger werden sie so schnell nicht finden. Doch das "größte Renntier aller Zeiten", wie Mercedes-Sportchef Norbert Haug seinen Vorzeige-Fahrer nennt, ziert sich noch.

"Es gibt nichts Neues", sagt Schumacher stets, wenn er auf seine Zukunft angesprochen wird, "nicht vor Oktober" sei mit einer Entscheidung zu rechnen. Auch Haug hält sich bei diesem Thema bedeckt: "Die Gespräche laufen, das ist ein Prozess zwischen beiden Seiten. Wenn es eine Entscheidung gibt, werden wir sie bekannt geben."

Bei den Verhandlungen geht es wohl nicht mehr ums Geld - davon hat Schumacher in seiner grandiosen Karriere mehr verdient, als seine Ur-Enkel jemals ausgeben könnten. Der erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten nimmt sich stattdessen das Recht heraus, den Weltkonzern aus Stuttgart hinzuhalten und die Entwicklung des neuen Autos abzuwarten. Schließlich hat Mercedes zuletzt die Versprechen nicht halten können, seinen Piloten einen konkurrenzfähigen Boliden zu bauen. "Wir stellen ihm nicht immer den richtigen Wagen hin, aber er lässt sich nicht hängen", sagt Haug, "er ist ein Teamplayer."

Seit Schumachers Comeback 2010 fahren die Silberpfeile den eigenen Ansprüchen hinterher. Hinzu kommen technische Defekte. Bei sechs der ersten elf Rennen der Saison kam der Kerpener nicht ins Ziel - mit 29 Zählern liegt er auf dem zwölften Platz der Fahrerwertung. Dabei hatte Mercedes damals im Überschwang der Rückkehr des Renngottes den Titel als Ziel ausgegeben. "Wir hinken dem ursprünglichen Plan hinterher", sagt Haug.

Michael Schumacher

Michael Schumacher startet in Spa mit besonderer Lackierung und Platin-Helm Zoom

Und so langsam wird auch die Kritik von Schumacher lauter. Der ehemalige Seriensieger ist zunehmend genervt, dass es mit den Silberpfeilen nicht nach vorne geht. "Wir müssen mit dem leben, was wir haben. Mehr ist im Moment einfach nicht drin", so Schumacher nach seinem enttäuschenden Qualifying in Spa, als er nicht über Rang 13 hinauskam, "wir haben zuletzt keine Fortschritte gemacht und dann steht man dort, wo wir stehen."

Doch Schumachers Unzufriedenheit mit dem Auto muss noch lange nicht bedeuten, dass er sich nach der Saison in sein Anwesen in der Schweiz zurückzieht. Er fahre weiter, "solange es mir Spaß macht. Ich habe noch die absolute Leidenschaft", sagt Schumacher, "die Formel 1 ist die ultimative Herausforderung. Man muss sich immer beweisen. Ich genieße das. Die Maschine setzt den Rahmen, innerhalb dessen du dich beweisen kannst, und die Herausforderung ist es, diesen Rahmen zu verlassen." Schumachers Ansprüche haben sich zum Glück für Mercedes längst verschoben. Mit hinteren Plätzen hätte er sich früher nie zufrieden gegeben.