• 19.05.2011 19:36

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Pirelli räumt ein: Vier Stopps sind zu viel

Sportchef Paul Hembery räumt ein, dass sich Pirelli in Istanbul verschätzt hat - Neuer PZero Silver löst bisheriges Modell ab sofort bis Saisonende ab

(Motorsport-Total.com) - Nach den beiden actionreichen Rennen in Schanghai und Istanbul mit 90 beziehungsweise 112 Überholmanövern mehren sich Stimmen, wonach die Formel 1 mit dem verstellbaren Heckflügel (DRS), KERS und vor allem den Pirelli-Reifen über das Ziel hinausgeschossen sei. Doch Paul Hembery glaubt nicht, dass in der Königsklasse nun zu viel überholt wird: "Das wäre doch ein merkwürdiger Kommentar. Aber ich sehe ein, dass vier Boxenstopps einer zu viel sind."

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Den Teams wird in Barcelona erstmals ein neuer Reifentyp angeboten

"Eigentlich wollten wir zwei bis drei", gibt der Pirelli-Sportchef gegenüber 'Motorsport-Total.com' zu und kündigt für den bevorstehenden Grand Prix in Barcelona in Form eines neuen Reifentyps Gegenmaßnahmen an: "Dieses Wochenende versuchen wir gegenzusteuern, indem wir einen neuen harten Reifen bringen, mit dem mehr Kilometer möglich sind. Damit sollten wir definitiv wieder auf drei Stopps runterkommen - zumindest ist das der Plan."

Bis zu 25 Prozent mehr Lebensdauer

Beim neuen harten Pirelli handelt es sich um jenen Reifen, der den Teams schon bisher an den Freitagen als zusätzliche dritte Option zum Testen angeboten wurde. Laut Herstellerangaben verfügt der PZero Silver genannte Reifen um eine um zehn bis 25 Prozent längere Lebensdauer. Der Unterschied zwischen den gelben (Option, weich) und den harten Reifen (Prime, weich) sollte damit in Haltbarkeit, aber auch Geschwindigkeit größer sein als zuletzt.

¿pbvin|512|3705||0|1pb¿Hembery erwartet sich vom neuen Prime "fünf Runden mehr" als bisher, "wodurch der Abstand zwischen dem harten und weichen Reifen wächst. Dieser bleibt dann auch unser harter Reifen für den Rest der Saison, vorausgesetzt er liefert im Rennen die erwarteten Ergebnisse. Diese Reifen wurden intensiv getestet, daher bin ich optimistisch, dass diesem Wochenende eine weitere Dimension hinzugefügt wird - insbesondere in Sachen Strategie."

Dass der bisher härteste Reifen zu weich werden könnte, wie sich in Istanbul bestätigt hat, wusste Pirelli offenbar schon seit dem zweiten Saisonrennen in Sepang. "Aber man will auch nicht zu viel ändern, denn bei den Teams ändert sich auch so schon genug. Also mussten wir erstmal damit leben", erklärt Hembery, warum es nach Sepang (10. April) bis zum fünften Saisonrennen gedauert hat, ehe Pirelli reagieren konnte.

Zwei Stopps: Montreal wie in Melbourne?

"Dieses Wochenende werden wir sehen, ob unsere Reaktion etwas gebracht hat oder nicht." Paul Hembery

"In der Türkei", fährt er fort, "war das Rennen aggressiver als der Test kurz davor, denn fast alle hatten eine Dreistoppstrategie geplant. Darauf haben wir reagiert und dieses Wochenende werden wir sehen, ob unsere Reaktion etwas gebracht hat oder nicht." Rein von der Papierform her rechnet Pirelli auf Low-Downforce Strecken wie zum Beispiel in Montreal sogar nur mit zwei Stopps. Das würde dann dem anvisierten Ziel entsprechen.

"Es wird langsam interessant", lächelt Hembery. "Jetzt kommen wir auf die Stadtkurse, wo wir das Debüt unseres Supersoft-Reifens erleben werden. Das ist vor allem ein Qualifying-Reifen, aber genau das wollten wir für die Stadtkurse. Wir wissen dass die Startpositionen immer noch entscheidend sind, auch wenn es jetzt mehr Überholmöglichkeiten gibt. Auf den Stadtkursen wird das von Haus aus schwieriger sein. Also wollten wir das Qualifying interessant machen."