Piquet Jr.: Ganz der Vater?
Auch nach dem zweiten Platz in Hockenheim zweifeln einige Experten nach wie vor an der fahrerischen Klasse des jungen Brasilianers
(Motorsport-Total.com) - Hockenheim war der Befreiungsschlag für Nelson Piquet Jr. Nach mäßigen Auftritten in der ersten Saisonhälfte konnte der Renault-Pilot allen Kritikern die passende Antwort auf der baden-württembergischen Strecke liefern: Rang zwei beim Grand Prix von Deutschland. Auf seinem Weg zum ersten Podestplatz der Formel-1-Karriere hatte der 23-Jährige sogar Ferrari-Pilot Felipe Massa rundenlang locker hinter sich halten können. Doch wer nun denkt, dass alle Kritiker verstummt seien, hat sich getäuscht.

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Nelson Piquet Jr. konnte mit seinem zweiten Rang in Hockenheim nicht alle überzeugen
"Verglichen mit den Leistungen anderer Piloten wie Kimi Räikkönen, Felipe Massa, Robert Kubica, Fernando Alonso oder Lewis Hamilton, hat Nelson junior in seiner ersten Formel-1-Saison zu wenig abgeliefert", fällte Ex-Formel-1-Pilot Derek Warwick in der 'Welt' ein hartes Urteil über den Renault-Nachwuchsmann. Der frühere Williams-Weltmeister-Haudegen Alan Jones setzte noch einen drauf: "Verglichen mit seinem Vater, der in seiner ersten Formel-1-Saison 1979 sogar seinen Teamkollegen, den zweimaligen Weltmeister Niki Lauda, im Griff hatte, sieht Nelson Jr. alt aus."#w1#
Die Renault-Teamleitung und auch Nelson Piquet Jr. selbst hatten sich die erste Saisonhälfte als Lernphase für den Einstieg in die Königsklasse eingeräumt. Kaum ist dieser Zeitraum verstrichen, fährt der Brasilianer auf das Podium - sicherlich begünstigt durch taktische Meisterleistung des Teams und besondere Umstände im Rennen. An eine kurzfristige Wiederholung glaubt nicht einmal der Mädchenschwarm selbst. "Ich bin über Nacht jetzt nicht zu einem Top-Piloten geworden", gab er kürzlich selbst zu.
Alan Jones glaubt nicht, "dass der Sohn die Power seines Vaters hat. Er ist ein schneller Rennfahrer, aber ihm fehlt die Härte, das Durchsetzungsvermögen, die kämpferische Einstellung - am Ende sogar das überragende Talent des Vaters." Piquet Jr. hat im Motorsport-Zirkus viele Neider, da er stets mit viel Geld vom Vater unterstützt wurde und man ihm auf seinem Weg in die Königsklasse kurzerhand sogar ein Team kaufte, welches in der GP2-Serie immer noch den Betrieb aufrecht erhält. "Mein Vater hat meine Karriere immer mit Geld und guten Ratschlägen unterstützt", gab der Teamkollege von Fernando Alonso offen zu.
Trotz aller Kritik genießt der 23-Jährige im Renault-Team genügend Vertrauen. Man baut auf das Eigengewächs - auch in Zukunft. "Alles, was Nelson braucht, ist mehr Selbstbewusstsein und ein bisschen Selbstbestätigung", erklärte Technikdirektor Pat Symonds. "Nelson ist schnell, arbeitet hart, aber er hatte irgendwie eine Blockade im Hirn, die seinen fahrerischen Möglichkeiten im Weg stand. Wenn die einmal weg ist, wird für ihn alles besser."

