• 27.07.2008 10:26

  • von Ziegler/Pergler

Permane: Es kommen genug Veränderungen auf uns zu

Renaults Chef-Renningenieur Alain Permane spricht über die aktuelle Situation beim französischen Werksteam und was die Zukunft so mit sich bringt

(Motorsport-Total.com) - Hockenheim war für das krisengeschüttelte Renault-Team eine große Erleichterung. Ferndando Alonso konnte zwar nichts aus seiner vielversprechenden Startposition machen, doch Nelson Piquet Jr. war dank einer günstig gewählten Ein-Stopp-Strategie bis auf Platz zwei vorgefahren. Der Rookie hatte das Rennen sogar angeführt und eine Zeit lang schien ein Sieg gar nicht so unwahrscheinlich - bis Lewis Hamilton zuschlug. Der Brasilianer war zu dieser Platzierung zwar wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind gekommen, an seiner grundsoliden Vorstellung tut dies jedoch keinen Abbruch.

Titel-Bild zur News: Nelson Piquet Jr.

Denn eigentlich hatte sich die Renault-Führung auf keine rettende Safety-Car-Phase eingestellt gehabt, wie Alain Permane, seines Zeichens Chef-Renningenieur, im Team-Podcast gesteht. "Nein, nicht wirklich. In Kanada, Monaco und bald wahrscheinlich auch in Singapur, da kann man Safety-Car-Phasen beinahe garantieren, weil das einfach Straßenkurse sind. Deutschland passt nicht in dieses Schema. Wir hatten natürlich etwas Glück, haben aber das Maximum herausgeholt und davon profitiert, ganz klar. Für das Team ein großartiges Ergebnis."#w1#

Der Test von Hockenheim war da sicher nicht von Nachteil, wenn auch die Konkurrenz ebenfalls getestet hat: "Im Vergleich zur Konkurrenz ziehst du daraus nicht unbedingt einen Vorteil. Aber natürlich ist es sehr logisch, auf der Strecke zu testen, auf der als nächstes gefahren wird. Das bedeutet aber nicht einfach, dass man mit dem Auto dorthin kommt und sofort loslegen kann. Da wartet noch immer ein großer Berg an Arbeit. Da man jetzt nur ein Auto beim Test einsetzen darf, kann man nie alle Themen in das Programm einbinden, die man gerne abhaken würde", erklärt der Chef-Renningenieur.

Von den großen und kleinen Schwierigkeiten in Hockenheim

"Selbst Nelsons Pneus sahen noch gut aus, obwohl er nur einen Boxenstopp gemacht hatte." Alain Permane

"Einen Teil der Testfahrten nutzt du im Hinblick auf das Rennwochenende, im anderen Teil kümmerst du dich schlicht und ergreifend um die Weiterentwicklung des Autos. Es gibt also immer noch genug zu tun, wenn du zum Rennen kommst." Dazu kommt noch, dass die Streckenbedingungen zwischen Test und Rennen ziemlich voneinander abweichen können. Doch diesen Einwand relativiert der Franzose: "Ja und nein. Wenn die Piloten sagen, sie haben Probleme mit ihrem Auto, dann bewegt sich das in der Gegend von einer halben Sekunde Unterschied zwischen Testfahrten und Rennen."

"Das kann den Unterschied zwischen hervorragendem und überhaupt keinem Grip ausmachen. Die Strecken verändern sich natürlich immer, wenn auch nicht allzu sehr. Doch das stellt uns trotzdem vor Probleme, denn eine halbe Sekunde ist für uns eine Ewigkeit. Das hat dann natürlich schon große Auswirkungen auf unsere Performance. In Deutschland hat sich die Strecke verändert. Es war etwas kühler, weniger Gummi lag auf der Strecke, es regnete, der Wind hat sich ständig gedreht - alle diese Dinge stellen dich beim Rennen vor ganz andere Schwierigkeiten, auch wenn du eine Woche zuvor getestet hast."

Erwartete Reifenprobleme traten aber bei Renault das ganze Wochenende keine auf: "Am Ende des Rennens waren die Reifen in guter Verfassung. Selbst Nelsons Pneus sahen noch gut aus, obwohl er nur einen Boxenstopp gemacht hatte. Wir hatten keinerlei Probleme mit den Reifen. Durch die Safety-Car-Phase wurden die neuen Gummis auch nicht zu sehr strapaziert, was ihre Lebensdauer sicherlich noch verlängert hat."

BMW-Sauber als Ziel

"Der Plan ist, am Ende das drittschnellste Auto zu haben." Alain Permane

Apropos Reifen, 2009 wird es in der Formel 1 durch die Slick-Reifen, KERS und weitere Veränderungen eine kleine Revolution geben. Permane hofft, dass im Zuge der vielen Veränderungen zumindest die Reifen eine halbwegs konstante Größe bleiben werden: "Wenn die Reifenmischungen nicht so weit auseinandergehen, dass es Blödsinn ist, und wenn durch einen Wechsel kein Team benachteiligt wird, dann wäre das okay. Wir haben künftig wieder Slicks, eine komplett andere Aerodynamik, das KER-System - das sind reichlich Änderungen für das kommende Jahr. Ich weiß nicht, ob wir noch mehr brauchen, denn damit sind wir schon genug bedient."

Als ultimatives Saison-Ziel hat man bei Renault noch BMW-Sauber ausgegeben, jenes Team, welches zu Saisonbeginn mit Ferrari und McLaren-Mercedes in einer Liga gespielt hatte. "Wir sind ungefähr da, wo wir sein wollen. Wir entwickeln unser Auto dahingehend, in der Meisterschaft die vierte Kraft zu sein. Und der Plan ist, am Ende das drittschnellste Auto zu haben", bläst Permane zum Angriff.