Pierre Gasly: "Merkwürdig", dass Sauber plötzlich vor Williams liegt
Wie Alpine-Fahrer Pierre Gasly das Formel-1-Rennen in Spanien erlebt hat und warum ihm vor allem die Punktefahrt von Nico Hülkenberg schleierhaft ist
(Motorsport-Total.com) - Pierre Gasly ahnte schon vor dem Start in Spanien, dass ihm ein langer und anstrengender Nachmittag bevorstehen würde. Denn statt einem kühlenden Getränk erwischte er am Trinkrohr nur heiße Luft: "Ich hatte das ganze Rennen über nichts zu trinken und riesigen Durst. Aber unterm Strich bin ich natürlich zufrieden mit den Punkten." Denn Gasly beendete den Grand Prix als Achter.

© LAT Images
Nico Hülkenberg im Sauber vor Pierre Gasly im Alpine Zoom
Was nach Startplatz acht für den Alpine-Fahrer nach einer Spazierfahrt klingt, war alles andere als das, wie Gasly auf Nachfrage betont: "Wir hatten Schwierigkeiten mit dem Reifenabbau und weil wir die Reifen nicht so lange in Schuss halten konnten wie die anderen. Das hat es ein bisschen knifflig gemacht."
Hinzu kam die Strategie, bei der sich Alpine zunächst an Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg orientierte, dann jedoch eine andere Reifenentscheidung traf: Während Hülkenberg in Runde neun von Soft auf Medium wechselte, holte sich Gasly in Runde zehn nochmals Soft-Reifen ab.
"Das müssen wir uns im Nachhinein noch einmal anschauen, denn wir blieben damit sehr lange draußen", sagt Gasly, dessen zweiter Stint auf Soft 21 Runden dauerte - und dessen Rennen sich zunehmend problematischer gestaltete, weil er verspätet auf Medium wechselte: "Ich bekam dann viele blaue Flaggen wegen Piastri, Norris und Verstappen. Dabei verliert man jedes Mal zwei Sekunden."
Lob für Sauber, Selbstkritik an Alpine
Anders Hülkenberg: Der lange Medium-Stint bis Runde 45 ermöglichte es dem Deutschen, in der Führungsrunde zu bleiben. "Damit ist er den blauen Flaggen aus dem Weg gegangen. Er musste also nicht ständig Platz machen und war an der Box, wann auch immer die Spitzenreiter an der Box waren. Das hat Sauber gut gemacht", meint Gasly.
Es gibt daher "ein paar Dinge", die Alpine nach dem Spanien-Grand-Prix aufarbeiten muss. "Ich glaube nämlich, wie haben nicht ganz das rausgeholt, was möglich gewesen wäre", erklärt Gasly. "Unterm Strich können wir aber mit P8 zufrieden sein. Wir haben uns in den Top 10 gehalten und vier Punkte geholt. Das ist sehr wichtig für das Team, und das haben wir alle gebraucht."
Alpine ist (noch) zu schwach im Rennen
Aber was heißt dieses Rennergebnis für den weiteren Saisonverlauf, wenn Barcelona häufig als ein Gradmesser für die Leistung auf vielen anderen Formel-1-Strecken herangezogen wird?
Gasly will sich nicht festlegen, weil er das Spanien-Resultat als "ein bisschen merkwürdig" einstuft. Begründung: "Williams sah das ganze Jahr über wie das schnellste Mittelfeldauto aus - und hier plötzlich nicht mehr. Sauber war die ganze Saison über nicht besonders konkurrenzfähig, und jetzt kommen sie hierher und überholen einen Ferrari."
Die neuen technischen Vorgaben für Spanien und technische Updates bei Sauber könnten hier den Ausschlag gegeben haben, meint Gasly. "Aber insgesamt konzentriere ich mich hauptsächlich auf unsere eigene Performance. Im Qualifying haben wir gesehen, dass wir dabei sein können - und das verändert das Rennen komplett. Ob man von P8 oder P16 startet, macht einen riesigen Unterschied."
Der Alpine A525 vermittle ihm aktuell den Eindruck, "dass ich im Qualifying eine Runde richtig zusammenbringen kann", sagt Gasly. "Im Rennen fehlt mir dagegen noch etwas, um mit den anderen zu kämpfen. Ich kann ein paar gute Runden fahren, aber dann rutschen wir zu viel und überfordern die Reifen. Das ist der Punkt, auf den ich mich jetzt konzentrieren möchte."
Gasly: Schon Kleinigkeiten entscheiden
Denn im breiten Formel-1-Mittelfeld kommt es schon auf Kleinigkeiten an, auf das Set-up, die Reifenwahl oder die Art und Weise, wie die Pneus vorbereitet werden, so Gasly. "Wenn du es dann schaffst, die Runde hinzubekommen, in der alles zusammenpasst, gewinnst du dieses Zehntel."
"Im Moment ist daher einfach alles extrem wichtig, und genau darauf konzentriere ich mich mit dem Team: auf jeden einzelnen Parameter, jede Stellschraube optimal zu nutzen, damit wir kein einziges Prozent liegen lassen. Denn im Qualifying lagen acht Autos innerhalb einer Zehntelsekunde. Das ist verrückt. Es ist spannend, aber dafür liebe ich die Formel 1."
"Es ist nur schade, dass die Top 5 oder Top 6 ein gutes Stück voraus sind, aber für den Rest ist es ein richtig packender Kampf."


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