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Pierre Dupasquier im Interview
Michelins Motorsportdirektor spricht über den zu erwartenden Wettkampf in 2002, sowie über Indianapolis und Suzuka
(Motorsport-Total.com/Haymarket) - In diesem Jahr hat der französische Reifenhersteller Michelin auf vielen Rennstrecken im Vergleich zur Konkurrenz ein Handicap gehabt, denn man kannte einen Großteil der Kurse einfach gar nicht. Diese Aufgabe meisterte man im Laufe der Saison recht gut, was auch beim letzten Rennen in Amerika, auf dem Indianapolis Motor Speedway mit seiner Steilwandkurve, deutlich wurde.

© Imago
Dupasquier: "Wir werden uns vermutlich für das nächste Jahr im Vergleich zu dieser Saison enorm steigern"
Sowohl Michelin als auch Bridgestone testeten dort ihre Reifenmischungen am neu ausgerichteten Limit; noch im Vorjahr hatte der japanische Hersteller eine sehr konservative Mischung mitgebracht. Hatte es zu Beginn des Rennwochenendes den Anschein, dass Michelin den "falschen Reifen" dabei hatte, änderte sich das Blatt am Rennsonntag gewaltig, denn sowohl Juan-Pablo Montoya als auch Eddie Irvine zeigten gute Leistungen und bewiesen damit, dass die Reifen der Franzosen funktionierten.
Am kommenden Wochenende wagt sich Michelin in die Höhle des Löwen, denn Suzuka ist Bridgestone-Land. Wenngleich Bridgestone keine Testfahrten auf der japanischen Strecke absolvierte, so besitzt der japanische Reifenhersteller doch einen nicht von der Hand zu weisenden Vorteil und Erfahrungsvorsprung. Michelin kann auf einige Erfahrungen aus der japanischen GT-Serie und dem Motorrad-Rennsport zurückgreifen. Ob dies genug Hilfe bei der Vorbereitung auf das Saisonfinale war erklärt Pierre Dupasquier in diesem Interview.
Frage: "Fand das Rennen in Indianapolis für sie auf der schwierigsten Strecke, auf der Sie dieses Jahr gewesen sind, statt?"
Pierre Dupasquier: "Es war schwierig. Vor dem ersten Rennabschnitt wussten wir nicht was wir erwarten sollten. Wir waren deshalb nicht besorgt, jedoch bereiteten uns diese neuen Bedingungen ein Unbehagen. 23 Sekunden lang mit Vollgas zu fahren ist etwas Neues für uns gewesen. Deshalb machten wir uns ein klein wenig Gedanken und wollten sehen was passiert. Am Morgen hatten die Autos sehr viel Übersteuern. Die Teams konnten das größtenteils in den Griff bekommen, sodass es im Rennen kein großes Problem mehr war. Es war unter Kontrolle und Juan-Pablo dominierte das Rennen bis zu seinem Ausfall."
Frage: "Was war mit dem Verschleiß? War der Abnutzungsgrad okay?"
Dupasquier: "Ja, jedenfalls denke ich das. Abhängig von der Balance der Autos waren einige Reifen stark abgefahren, jedoch konnte man die Rillen immer noch erkennen. Wir starteten hier ja auch mit angefahrenen Pneus. Einfach weil diese stabiler in ihrem Leistungsverhalten waren. In den ersten 5 bis 10 Runden eines Reifensatzes sind keine konstanten Zeiten möglich, was hauptsächlich mit den Rillen zu tun hat. Ohne die Rillen ist es eine total andere Sache. Aber bei Rillenreifen erwartet man nicht, dass sie konstant sind. Zu Zeiten als man mit Slicks fuhr, war die erste, zweite oder dritte gezeitete Runde auch gleichzeitig die schnellste. Danach konnte man nichts mehr aus dem Reifen herausholen."
Frage: "Patrick Head sagte, dass es zwischen den einzelnen Reifensätzen größere Schwankungen gab, was Ralf im Rennen beeinflusste..."
Dupasquier: "Wenn man einen neuen Satz Reifen hat, sind die Pneus alle absolut identisch. Der Beweis dafür ist, dass die Fahrer, wenn sie in der Qualifikation vier Reifensätze verwenden, sich anschließend niemals über die einzelnen Sätze beschweren. Die liefern bis auf ein paar Hunderstelsekunden die gleichen Leistungen. Die für das Rennen vorbereiteten Reifen verlieren aber durch das Anfahren und Abkühlen ein wenig. Definitiv ist das bei uns noch etwas kritisch... Dadurch kommen die Unterschiede zwischen den einzelnen Reifensätzen zustande. Es ist wahr, sie verhalten sich nicht exakt gleich. Ein Teil der Herausforderung für das Team ist es deshalb auch, die richtigen Reifensätze herauszufiltern und einzusetzen."
Frage: "Nochmals zurück zu Indianapolis. Seid Ihr auf Grund der Steilwandkurve ein wenig zu konservativ mit den für das US-Rennen entwickelten Reifen gewesen?"
Dupasquier: "Nein, dies glaube ich nicht. Wir waren bei den Reifen, vor allen bei denen die Williams sich ausgesucht hat, gut. Irvine fuhr mit dem gleichen Reifentyp - und er fuhr mehr als 50 Runden hintereinander damit!"
Frage: "In Suzuka hat Michelin durch die GT-Serie und den Motorrad-Rennsport einige Erfahrungen. Wird das hilfreich sein?"
Dupasquier: "Nein. Mit den Rillenreifen ist es ja etwas ganz anderes. Deshalb werden uns die Erfahrungen der anderen Rennserien nicht helfen."
Frage: "Aber zumindest habt Ihr ein paar Eckdaten dadurch oder?"
Dupasquier: "Nicht wirklich. Wir werden versuchen das, was wir in dieser Saison gelernt haben, einzusetzen und zu verwerten. Wir wissen aus Erfahrung, dass man in Suzuka unterschiedliche Ergebnisse nicht so leicht verstehen kann. Also müssen wir wohl unseren Köpfe in die Hände nehmen und unser Bestes versuchen. Beim Motorrad-Rennsport hatten wir teilweise absolut keinen Durchblick weshalb die Ergebnisse Mal so und ein anderes Mal wieder so waren."
Frage: "Zumindest stehen die Chancen, dass es regnet, an diesem Wochenende nicht schlecht..."
Dupasquier: "Klasse. Das würde uns sicherlich zu Gute kommen."
Frage: "Wie ist es derzeit um die Regenreifen bestellt?"
Dupasquier: "Hm? Die Frage ist, wie es in Suzuka sein wird. In Spa waren wir gut, aber hier müssen wir abwarten. Wir haben die Reifen verbessert und vermutlich werden wir uns im nächsten Jahr signifikant gesteigert haben. Aber die Verbesserung rührt eher in Bezug auf das Verständnis, was wir machen müssen, her. Wir haben in jeder Hinsicht und Rennserie gute Regenreifen."
Frage: "Wird Michelin einen 'Monsoon'-Reifen oder einen für viel Wasser auf der Strecke für Japan bereithalten?"
Dupasquier: "Lass uns doch einfach mal abwarten. Wenn viel Wasser auf der Strecke steht findet das Rennen sowieso hinter dem Safety-Car statt, insofern wäre das kein Grund zur Sorge."

